Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. August 1704 Gibraltar wird englisch

Hitler hatte ein Auge auf den kleinen Felsen mit den berühmten Affen am Eingang des Mittelmeers geworfen. Aber seit dem 3. August 1704 war Gibraltar eine britische Kronkolonie. Da vereinbarten er und Spaniens Diktator Franco die "Operation Felix".

Stand: 03.08.2011 | Archiv

03 August

Mittwoch, 03. August 2011

Autor(in): Susanne Tölke

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Gröfaz - größter Feldherr aller Zeiten - war der Spottname für Adolf Hitler, der nach dem Blitzkrieg gegen Frankreich entstand und natürlich nur im engsten Familienkreis und hinter vorgehaltener Hand geäußert wurde. Als der Gröfaz den Russlandfeldzug vorbereitete und in Gedanken schon die Ukraine einstrich, um einen verlässlichen Getreidelieferanten zu haben, plante er gleichzeitig die Vertreibung der Engländer aus dem Mittelmeerraum. Insbesondere stach ihm da Gibraltar ins Auge, der Felsen an der Südspitze Spaniens, der nur 14 Kilometer von der afrikanischen Küste entfernt liegt.

Gibraltar in deutscher Hand - das hätte Deutschland ermöglicht, Französisch-Nordafrika zu erobern und hätte gleichzeitig den Engländern den Zugang zum Mittelmeer verweigert. Der Nachschub für die britischen Truppen in Nordafrika wäre damit abgeschnitten worden, ganz zu schweigen vom Suezkanal. England hätte den Seeweg nach Indien wieder durch die mühsame Route um das Kap der guten Hoffnung nehmen müssen.

Allerdings, das war auch dem "größten Feldherrn aller Zeiten" klar, konnte man Gibraltar nur mit Hilfe der Spanier erobern. "Lieber Caudillo", so schrieb er an General Franco, "Deutschland ist bereit, hochwertige Angriffstruppen unter spanischem Oberbefehl zur Verfügung zu stellen. Ist Gibraltar einmal in spanischem Besitz, so scheidet das westliche Mittelmeer als Operationsbasis für die englische Flotte aus. In kameradschaftlicher Verbundenheit Ihr Adolf Hitler".

Die beiden Diktatoren trafen sich in Hitlers Salonwagen in Hendaye an der spanischen Grenze, ein Geheimprotokoll wurde aufgesetzt, in dem die so genannte "Wiedereingliederung" Gibraltars vereinbart wurde. Das Unternehmen erhielt den Tarnnamen "Operation Felix". Doch kaum war das Protokoll unterschrieben, bekam Franco kalte Füße. Spanien hatte den mörderischen Bürgerkrieg hinter sich, warum sollte es sich wegen eines kargen Felsens in den Zweiten Weltkrieg stürzen?

Franco schrieb an Hitler eine Absage, die ein Meisterwerk der diplomatischen Unverbindlichkeit darstellt. "Lieber Führer, wie Sie, so bin auch ich der Überzeugung, dass eine geschichtliche Sendung uns unlösbar verbindet. Ich teile mit Ihnen die Einsicht, dass Spaniens Lage uns dazu zwingt, England, das in Gibraltar seine Herrschaft aufrecht erhalten will, als unseren größten Feind zu betrachten. Wo wir stets standen, stehen wir auch noch heute, in fester Entschlossenheit. Unsere wirtschaftliche Lage verbietet es uns aber, einen Zeitpunkt für die Intervention Spaniens festzusetzen. Ihr aufrichtiger Freund Francisco Franco".

Damit war Hitlers Traum vom Kriegseintritt Spaniens ausgeträumt. Gibraltar, das am 3. August 1704 von englischen Truppen erobert worden war, blieb auch weiterhin britische Kronkolonie. Eine Volksabstimmung im Jahre 1967 ergab ein Votum von 95 Prozent für Großbritannien. Seit 1981 hat die Bevölkerung Gibraltars die volle Staatsbürgerschaft. Eine Legende sagt, dass die Briten solange über Gibraltar herrschen, solange es die berühmten Affen noch gibt. Als deren Zahl auf bedenkliche sieben Exemplare schrumpfte, flog die britische Regierung 20 gesunde Jungtiere ein. Mittlerweile turnen wieder mehr als 200 Affen auf dem Felsen von Gibraltar.


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