Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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2. Dezember 1946 "Operation Highjump" beginnt

Offiziell ging es darum, die Antarktis zu erforschen. Der eigentliche Zweck des Großmanöver der US-Armee war jedoch, die Kältetauglichkeit des Militärmaterials zu testen. Autor: Thomas Grasberger

Stand: 02.12.2016 | Archiv

02 Dezember

Freitag, 02. Dezember 2016

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Hätte vor zwanzig Jahren jemand behauptet, dass die ganze Welt bis ins kleinste Detail von einem Geheimdienst überwacht wird, wäre er nur mitleidig belächelt worden. Zurecht! Wohlwollende hätten ihm vielleicht die Adresse eines guten Arztes aus dem Telefonbuch heraus gesucht. Weniger Wohlwollende hätten mit dem Zeigefinger an der Stirn zu erkennen gegeben, was sie von dem Gedankenkonstrukt halten.

Enorme Belastung für Mensch und Material

Heute freilich - angesichts vieler, neuer Fakten zum Thema "Globale Überwachung" - würden die Reaktionen anders ausfallen. Allerdings sollte man daraus nicht ableiten, dass es heutzutage keine paranoiden Verschwörungstheorien mehr gibt. Zum Beispiel die Geschichte von Hitlers Festung im ewigen Eis, die im Internet herum spukt. Adolf Nazi höchstpersönlich und einige seiner Vertrauten sollen ihr zufolge nicht etwa 1945 das Zeitliche gesegnet haben, sondern von der Antarktis aus noch jahrelang den Engländern und Amerikanern Widerstand geleistet haben. Zum Beispiel 1946/47, als rund 4.700 US-amerikanische Soldaten sowie 33 Flugzeuge und 13 Schiffe im ewigen Eis rund um den Südpol aufkreuzten. Operation "Highjump" nannte die US-Army ihr Groß-Manöver, das in der Tat statt fand, aber in Wirklichkeit natürlich nichts mit irgendwelchen Jagden auf irgendwelche Nazis zu tun hatte.

Keine Chance für Verschwörungstheoretiker

Offiziell ging es darum, die Antarktis zu erforschen und an die 70.000 Luftbilder des fünften Kontinents zu erstellen, damit man eines Tages taugliche Landkarten davon hätte. Kommandierender Admiral war Richard E. Byrd, ein erfahrener Arktis- und Antarktis-Forscher, der den Flottenverband "Task Force 68" samt Soldaten und Wissenschaftlern am 2. Dezember 1946 aus dem US-Kriegshafen Norfolk in Richtung Süden führte. Ende Januar 1947 errichteten sie den US-Stützpunkt "Little America IV", von dort starteten zahlreiche Erkundungsflüge und -fahrten, die eine enorme Belastung für Mensch und Material darstellten.

Flugzeuge stürzten ab, Schiffe und U-Boote wurden stark beschädigt. Anfang März 1947 erklärte Admiral Byrd die Expedition für beendet. Und kurz danach verriet er in einem Zeitungsinterview den eigentlichen Zweck der Übung. Es sei bittere Realität, "dass im Falle eines neuen Krieges die Vereinigten Staaten durch Flugzeuge angegriffen werden, die über einen oder beide Pole fliegen werden." Vorbei sei die Zeit, als Amerikas Sicherheit allein durch die Meere und Pole gewährleistet war. Deshalb wollte man das amerikanische Militärmaterial bei enormer Kälte prüfen. Allerdings hätten die Wetterbedingungen einen vorzeitigen Abbruch erzwungen, erklärte Admiral Byrd.

Es ging damals also bereits um einen möglichen Krieg gegen die Sowjetunion. Nur die Verschwörungstheoretiker glauben bis heute an Hitlers antarktische Festung "Neu-Berchtesgaden", die erst 1958 mit drei Atombomben bezwungen worden sei. Die Eis-Nazis sollen damals übrigens mit UFOs entkommen sein. Tja dann ...! Die Frage, ob die Erfinder solcher Legenden einen Sprung in der Schüssel respektive in der fliegenden Untertasse haben, möge jeder Hörer selbst beantworten. Nur sage bitte keiner, es gäbe heutzutage keine durchgeknallten Verschwörungsmärchen mehr.


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