Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. Februar 1851 Der "Brandtaucher" wird getestet

Ein bayerischer Artillerie-Unteroffizier baute das erste deutsche Unterseeboot. "Brandtaucher" nannte Wilhelm Bauer sein gusseisernes Gefährt, mit dem er am 1. Februar 1851 die erste Testfahrt unternahm.

Stand: 01.02.2013 | Archiv

01 Februar

Freitag, 01. Februar 2013

Autor(in): Florian Hildebrand

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Redaktion: Thomas Morawetz

1848. Dänemark reicht bis Hamburg. Aber jetzt will der Deutsche Bund die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein vereinnahmen. Es ist Krieg an der Kieler Förde und mit von der Partie der bayerisch-schwäbische Artilleriesoldat Wilhelm Bauer. Er bombardiert gegnerische Schiffe und Hafenanlagen. Allerdings treffen Kanonen damals ihr Ziel allenfalls zufällig. So grübelt Bauer zwischen den Attacken, wie er die Dänen aus allernächster Nähe löchern könnte. Tief blickt er in die Ostsee, und da kommt ihm die Idee: ein U-Boot!

Ein nicht ganz neuer Einfall: Seit der Antike kursieren entsprechende Ideen, aber das erste Unterseeboot zu Wasser gelassen hatte 1801 der US-Amerikaner Robert Fulton. "Nautilus" nannte er es nach urtümlichen Seetieren und ließ es mit Handkurbelbetrieb laufen. Napoleon erkannte sofort begeistert, was man mit einem solchen Gefährt im Krieg anstellen könne; aber mit Handbetrieb? Das war ihm für Marineoperationen zu langsam, und so geriet die "Nautilus" wieder in Vergessenheit.

Ob Wilhelm Bauer von Fulton und seiner "Nautilus" weiß, ist eher fraglich; jedenfalls ist er der zweite, der ein Unterseeboot praktisch ausprobiert. "Brandtaucher!" nennt er es, denn die Besatzung soll mit Greifarmen außen an Bord Feuer legen an Schiffen und Hafenanlagen. "Eiserner Seehund" wird das Gefährt wegen seiner eigentümlichen Form auch genannt: ein plumper Körper, eine Schwanzflosse mit Schraube, vorne auf länglichem Hals eine Art Kopf mit eingebautem Fernrohr, damit die Besatzung knapp über Wasser die Lage peilen kann.

Wie Fultons "Nautilus"  fährt der "Brandtaucher" im Handbetrieb durchs Meer. Damit das Schiff tauchen kann, hat Wilhelm Bauer entlang des Schiffskörpers Tanks für Ballastwasser vorgesehen. Eine kippelige Geschichte. Das Wasser muss glatt liegen, es darf nicht durch rasche Steuermanöver zu schwappen anfangen. Volle Tanklastzüge haben heute ein ähnliches Problem.

Am 1. Februar 1851 geschieht das aus dieser Sicht der Dinge fast Unvermeidliche. Bauer setzt eine Versuchsfahrt an, der "Brandtaucher" gleitet ins Meer, taucht bugabwärts bis zur vorgesehenen Tiefe und stellt sich dann waagrecht. Das Ballastwasser, beim Abwärtsfahren vorne, schwappt jetzt mit mächtiger Welle nach hinten. Das Heck des Bootes wird zu schwer, sackt ab und kommt nicht mehr hoch. Das U-Boot verliert an Höhe und sinkt langsam, aber unaufhaltsam auf den Grund der Kieler Förde. Die Mannschaft kann sich retten, das Boot selbst bleibt im Schlick liegen.

Von Stund an interessierte sich niemand mehr für Wilhelm Bauers Unterwasserfahrzeug. Verdrossen unternahm er später noch unterseeische Schießversuche im Starnberger See, obgleich er, wie er in der Familienillustrierten "Gartenlaube" schrieb, "auf diesem Alpensee keine Panzer- oder sonstige Kriegsschiffe vorfand".


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