Bayern 2 - Zündfunk


5

Revry - der queere Streaming-Dienst Wir wollen’s bunt!

Beziehungschaos im Frauenknast, Trans-Mutter im Familiendrama, Drag Queens auf dem Laufsteg: Serien wie "Orange Is The New Black", "Transparent" und "Drag Race" streichen die Fernsehwelt regenbogenfarben an. Noch bunter geht’s mit dem neuen Streaming-Dienst Revry.

Von: David Würtemberger

Stand: 30.09.2016

Für Damien Pelliccione erstrahlt der Regenbogen über dem Serienmarkt gerade eher blass. In den USA kommen auf allen 118 Fernsehkanälen LGBTQ-Themen seltener vor als bei den vier großen Streaming-Anbietern. Verrückt, sagt er und hat zusammen mit seinem Verlobten eine queere Streaming-Plattform namens Revry gegründet. Denn großartige LGBTQ-Geschichten wie "Orange Is The New Black" und "Transparent" gäbe es ohne Streaming-Dienste überhaupt nicht - und auch dort sind sie immer noch die Ausnahme. Revry will dabei noch einen Schritt weitergehen.

"Bisher lag der Fokus vor allem auf der Perspektive des schwulen, weißen Mannes. Und ich finde, wir hatten unsere Zeit. Es gibt noch so viele Klischees und Stereotypen - dagegen wollen wir ankämpfen."

Damien Pelliccione, Revy-Gründer

Die ganze Farbpalette

Die Filme, Serien, Videoblogs und Podcasts auf Revry erzählen Geschichten aus der LGBTQ-Community, für die es im Spiel um Quoten und Werbeeinnahmen einfach keinen Platz gibt. Meistens sind es Indie-Produktionen, denen man ihr limitiertes Budget zwar ansieht, aber viel mehr noch das Herzblut. Es sind Geschichten, die wirklich erzählt werden wollen: Kochende Drag Queens, Cowgirls im wilden Westen, die Reise eines taiwanesischen Trans-Mannes zu seinen Wurzeln. Absolut zu empfehlen: "Unsure/Positive". Die Serie erzählt unprätentiös vom Leben als HIV-positiver Mann - ohne die allgegenwärtigen Vorurteile und das haarsträubende Halbwissen.

Auch Eigenproduktionen

Die meisten Angebote existieren bereits irgendwo im Netz. Das Team von Revry kuratiert also vor allem. Auf der Plattform findet man für 5 US-Dollar im Monat aber alles an einem Ort und man kann sich, wie bei Netflix, einfach und bequem durch das Angebot hangeln. Auch Eigenproduktionen gibt es. Erstes Projekt: "After Orange", eine Doku-Serie über ehemalige Insassinnen eines Frauengefängnisses und das kranke, kaputte Strafsystem der USA.

Braucht’s das?

Braucht man einen queeren Streaming-Dienst eigentlich noch, wo in unserer Gesellschaft doch Offenheit herrschen sollte? Abgesehen davon, dass jeder gerne Geschichten aus der eigenen Lebensrealität behandelt sieht und das mit LGBTQ-Inhalt nach wie vor kaum passiert, macht es auch Sinn, kurz die privilegierte, westliche Perspektive abzulegen. Denn Revry agiert weltweit und verbucht auch Downloads in Ländern wie Saudi-Arabien und Russland - Länder also, in denen allein die positive Darstellung von Schwulen oder Lesben als strafbare Propaganda gilt. Damien Pelliccione will mit Revry nichts weniger als die Welt zu verändern. Ihm geht es um "positive Darstellung".

"Ich will zeigen, dass eine Community von Leuten wie uns  existiert. Dass es Unterhaltung für dich gibt. Unser Motto bei Revry lautet: Geschichten, die die Welt verändern. Und ich glaube wirklich, dass jede Geschichte, die wir zeigen, irgendwo auf der Welt jemanden aus der LGBTQ-Community berührt."

 Damien Pelliccione


5