Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Allzeit bereit Pfadfinderbewegung in Bayern

Am 25. September 1909 wurde die erste deutsche Pfadfindergruppe in München von Schülern des „Alten Realgymnasiums“ gegründet, die zuvor das „Pfadfinderbuch“ gelesen hatten.

Von: Thies Marsen

Stand: 17.08.2014 | Archiv

Pfadfinder | Bild: picture-alliance/dpa

Pfadfindergeschichte

Der Arzt und Offizier Lion, hatte ein Jahr zuvor in England den Gründer der Weltpfadfinderbewegung Robert Baden-Powell kennengelernt und dessen Buch „Scouting for Boys“ ins Deutsche übertragen. Lion, der 1909 in Bamberg stationiert war, rief, kurz nach der Gründung der Münchner Gruppe, in Bamberg die zweite deutsche Pfadfindergruppe ins Leben - gemeinsam mit dem Bamberger Turnlehrer Heinrich Steinmetz.

Achentaler Pfadfinder Schwarzer Mustang

In den folgenden Jahren erlebte die Pfadfinderbewegung auch in Bayern eine Blütezeit, zahlreiche Gruppen und Verbände entstanden, bündische ebenso wie konfessionelle. Im Ersten Weltkrieg waren Pfadfinder im Kriegshilfsdienst eingesetzt, nach 1933 wurden zunächst alle nichtkonfessionellen Pfadfinderverbände aufgelöst, ihre Mitglieder streiften, manches Mal unter Zwang, oftmals aber auch freiwillig, das Braunhemd der Hitler-Jugend über. Die konfessionellen Verbände konnten sich unter starker Einschränkung ihrer Arbeit länger halten, wurden später jedoch ebenfalls verboten.

Pfadfindergeschichte

Die Pfadfinderbewegung erreichte bereits kurz nach ihrer Gründung in England durch Baden-Powell im Jahre 1907 den deutschsprachigen Raum. In fast allen deutschsprachigen Ländern entstanden noch vor dem Ersten Weltkrieg Pfadfindergruppen, die sich in unterschiedlichen, häufig nach Geschlechtern und Konfessionen getrennten Verbänden zusammenschlossen. Während sich in den meisten Ländern die Pfadfinderverbände bis zum Zweiten Weltkrieg gleichmäßig auf der Grundlage von Scouting for Boys und eng an das englische Ausbildungssystem angelehnt weiterentwickelten, schlug das deutsche Pfadfindertum (und in geringerem Umfang auch das österreichische) durch den Kontakt mit der Wandervogel-Bewegung einen Sonderweg ein: Die Pfadfinderbünde wurden Teil der Jugendbewegung, sie verschmolzen die Formen des englischen Scoutismus mit denen des Wandervogels. Dies hatte zur Folge, dass sich innerhalb der Bünde unterschiedliche Erneuerungsbewegungen entwickelten, die zur Abspaltung und Vereinigung verschiedener kleinerer und größerer Bünde führten. Die so genannte Bündische Jugend mit einer Vielzahl von Pfadfinder-, Wandervogel- und Jungenschafts-Bünden entstand. Nach der so genannten Machtergreifung wurden 1933 und 1934 in Deutschland die interkonfessionellen Pfadfinderverbände aufgelöst und ihre Mitglieder in die Hitler-Jugend überführt. Die konfessionellen Verbände konnten sich unter starker Einschränkung ihrer Arbeit etwas länger halten, wurden aber bis spätestens 1938 ebenfalls von der Gestapo verboten. Während des Zweiten Weltkriegs ereilte das gleiche Schicksal die Pfadfinderverbände in den vom Deutschen Reich besetzten Ländern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in allen Ländern die Pfadfinderverbände wieder aufgebaut. Nur in der Sowjetischen Besatzungszone und später der Deutschen Demokratischen Republik blieb die Pfadfinderarbeit weiterhin verboten. Der einzige erlaubte Jugendverband war die Freie Deutsche Jugend, deren Kinderorganisation, die Pionierorganisation Ernst Thälmann, einzelne Elemente der Pfadfindermethode nutzte.

Pfadfindergeschichte

Schon kurz nach der Gründung der ersten bayerischen Pfadindergruppe wurde der Vater der Bewegung in Deutschland, Alexander Lion, heftig diffamiert aufgrund seiner jüdischen Herkunft. Die antisemitischen Tendenzen innerhalb der Pfadfinder eskalierten derart, dass Lion 1921 aus dem Deutschen Pfadfinder Bund austrat. Dank einflussreicher Gönner in der Wehrmachtsführung konnte er auch nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland lange Zeit unbehelligt leben, bis er sich während des Krieges in Kolbermoor nahe Rosenheim verstecken musste. 1942 wurde er denunziert, jedoch vom Kolbermoorer Bürgermeister persönlich in Sicherheit gebracht.


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