Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Die legendäre Blüte der Land-Kultur Kleinkunstland Bayern

1977 tauchte eine englische Kapelle namens „The Sex Pistols“ auf und erklärte den Rock ’n‘ Roll für tot. Doch gerade in dieser Zeit blühten überall auf dem bayerischen Land eine Vielzahl von Kleinkunstbühnen.

Stand: 25.08.2013 | Archiv

Michael Mittermeier, in Dorfen geboren, deutschlandweit erfolgreich

Diese kulturelle Blüte hing natürlich mit dem Phänomen „Stadtflucht“ zusammen: Junge, hippe Studenten wollten ein autarkes Landleben probieren, gründeten Landkommunen, alternative Programmkinos, Teestuben und  Theatercafés, wo sich Späthippies, Neopunks, Altrocker, Politbarden und romantische Liedschreiber zu hitzigen Debatten über Jazz trafen. Denn darin waren sich alle einig: Jazz war noch toter als Rock ‘n‘ Roll. Trotzdem lief in beinah sämtlichen Lokalen, wenn es nicht gerade ein Konzert gab, pausenlos Jazz. Viele dieser „Läden“ sind bis heute sagenumwoben. Vor allem natürlich wegen der zahlreichen Künstler, die entweder bereits Stars waren oder später solche geworden sind. Nicht zuletzt aber auch deshalb, weil die Existenz dieses Kneipentyps auf dem Land nicht gerade unumstritten war.

Heroen des Musikunderground in Gammelsdorf

Willy Michl, heute selbst eine Legende bei der Eröffnung des Rockmuseums in München

Beispielhaft hierfür war der „Circus Gammelsdorf“. Der 1994 in Flammen aufgegangene Circus war nicht nur das weltweit erste Land-Programmkino; hier sammelten in den 70ern und 80ern die Stars der bayerischen und weltweiten Unterhaltungskultur erste Sporen – von Willy Michl über Jürgen Buchner, alias „Haindling“ bis hin zu Kurt Cobain mit Nirvana und anderen Heroen des Musikunderground.

In Landshut lockt der Schwarze Hahn

Burg Trausnitz in Landshut

Noch heute schwärmen internationale Webseiten von der einzigartigen Atmosphäre im Circus. Ähnliches wäre zu berichten vom „Rockhaus Schwindkirchen“, der „Oidn Soafa“ in Dorfen, der Provinzbühne Niedereulenbach, der Kneipenbühne Oberweiling oder vom Schwarzen Hahn in Landshut. Der „Hahn“ mit angegliedertem Programmkino gehört womöglich zu den letzten Exemplaren einer längst verblassten Kultur. Ein Sozialbiotop der bairisch-besonderen Art. Roland Biswurm proträtiert die letzten Reste eines einst blühenden Kultur-Lands.


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