Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Unterwegs - Bayern genießen im Juli

"In Gottes Namen fahren wir" haben die Pilger im mittelalterlichen Bayern gesungen auf ihren Wegen zu den großen Wallfahrtsorten in der Heimat und darüber hinaus nach Rom, Santiago und Jerusalem. Damals hat man sowieso das ganze Leben als Unterwegssein begriffen, als teils beschwerliche, teils vergnügliche Wanderung mit dem Ziel des ewigen Lebens.

Von: Gerald Huber

Stand: 01.07.2012 | Archiv

Die Themen von Bayern genießen im Juli

  • Oberbayern: Gut versorgt. Die zünftige Rucksackbrotzeit für unterwegs (Angela Braun)
  • Niederbayern/Oberpfalz: Genuss auf dem Strom. Unterwegs mit dem Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän (Marcel Kehrer)
  • Mainfranken: Bewegende Gefühle. Unterwegs zu mystischen Orten in Unterfranken (Ansgar Nöth)
  • Schwaben: Gottes Segen. Die erste Autobahnkapelle an der A8 bei Adelsried (Barbara Leinfelder)
  • Mittel-/Oberfranken: Mit Volldampf – unterwegs auf der Museumsbahn Ebermannstadt-Behringersmühle (Ilona Hörath)
  • München: Auf der Piste. Unterwegs zu In-Orten und In-Genüssen in der Landeshauptstadt (Tanja Gronde)

Redaktion und Regie: Gerald Huber

Da dieses Ziel aber erst nach dem Tod zu erreichen war, hat man sich derweil am Wandern gefreut und man hat – ohne großes Pilger- und Langsam-Reisen-Marketing übrigens – gewusst, dass das vorläufige Ziel in diesem Leben nur das Unterwegssein, der Weg selbst sein kann. Im 21. Jahrhundert ist von diesen Ideen nicht mehr viel übriggeblieben. Heute scheints fast ausnahmslos irdische Ziele zu geben, die man geneigt ist, eins nach dem andern atemlos abzuhasten. Und wer dann spannt, dass ihm dabei was abhanden gekommen ist, der macht sich, bestens unterstützt selbstverständlich von der Reiseindustrie, auf die Pilgerschaft nach Santiago. Ohne allerdings zu merken, dass er sich da vielleicht schon wieder für irgendwelche Ziele einspannen lässt. Man muss sich aber nicht unbedingt auf den Jakobsweg machen, um das langsame Unterwegssein genießen zu können. Man kann vieles, im Prinzip alles, langsam erleben und damit den Genuss steigern. Einige Tipps dazu möchten wir Ihnen heute geben.

Oberbayern

Gut versorgt. Die zünftige Rucksackbrotzeit für unterwegs

Der Mensch ist kein Gorilla oder Schimpanse, der in der Regel auf seinem Hintern sitzt und Blätter frisst. Das wichtigste Charakteristikum des Menschen ist, dass er sich aufgemacht hat, hinaus in die Savanne, um zu jagen. Lateinisch heißt der Jäger "venator" und da drin steckt, auch, wenn mans auf den ersten Blick nicht für möglich hält, unser "Wanderer". Venator geht genauso wie Wandern und wandeln auf die gleiche uralte Wurzel zurück, ist auch verwandt mit "wenden" und "winden" und bedeutet ursprünglich vielleicht soviel wie "einen Weg machen", überhaupt "sich be-weg-en" in verschiedene Richtungen. "Ich ging" heißt englisch nicht von ungefähr "I went". Auch der "Wind", die Bewegung der Luft, lateinisch "ventus" kommt daher. Und genauso das lateinische "venter", das "Bauch", "Magen" bedeutet. Der Magen bewegt sich ja auch, dreht sich um, vor allem, wenn man hungrig ist. Und damit sind wir wieder beim uralten Trieb des Menschen, sich auf den Weg zu machen, um den sich hungrig wendenden Magen zu stillen. Sie sehen: Wandern und Brotzeit gehören unbedingt zusammen. Seit allerältesten Zeiten.

Niederbayern/Oberpfalz

Genießen auf dem Strom - Unterwegs mit dem Donau-Kapitän

Flüsse gehören zu den ältesten Straßen der Menschheit. Selbst in Zeiten vor der Erfindung des Rades, als im allgemeinen noch Trampelpfade für den Landweg reichten, nutzten die Menschen bereits die bequem zu befahrenden Flüsse. Und bis ins 19. Jahrhundert, bis zur Erfindung der Eisenbahn, war der Wasserweg die schnellste, sicherste und bequemste Fortbewegungsart für Menschen und Güter gleichermaßen. Wenn zum Beispiel die bayerischen herzöge, Kurfürsten und Könige bei den Verwandten in Wien vorbeischauen wollten, reisten sie im normalerweise von München über Landshut nach Straubing, um dort das Schiff nach Wien zu nhemen. Noch die berühmte Wittelsbacherin Sissi ist so ihrem Franz Joseph entgegengereist. Legendär und bekannt waren deswegen die großen und kleinen Schönheiten, aber auch die Gefahrenstellen der Flüsse. Der Regensburger Strudel unterhalb der einzigartigen Steinernen Brücke aus dem 12. Jahrhundert zum Beispiel.

Mainfranken

Bewegende Gefühle. Unterwegs zu mystischen Orten in Unterfranken

Kontakt Landgasthof Stern

Gasthof-Landhotel-Metzgerei "Zum Stern"
Hauptstraße 41
D-63924 Rüdenau bei Miltenberg 
Fon +49 (0) 9371-2834
Fax +49 (0) 9371-69363
info@stern-ruedenau.de
info@landhotel-stern.de  

Zurück zum Wandern. Da steckt auch die Wende und die Wandlung, die Verwandlung drin. Es ist ja tatsächlich so, dass jede Veränderung Bewegung voraussetzt und umgekehrt jede Bewegung Veränderung bewirkt.

Deswegen haben sich die Menschen schon immer aufgemacht zu Orten, die sie im wahrsten Sinn des Wortes „be-wegt“, an die sie sich ge-wendet haben. Wir wissen längst, dass viele der großen berühmten Wallfahrtsorte schon längst vor christlicher Zeit kultische Plätze waren. Man findet sie überall in Bayern genauso wie mystische Orte, die es nicht christlich überformt worden sind. In Unterfranken ist jetzt grad ein Büchlein erschienen, das seine Leser hinausschickt, solche geheimnisvollen Stellen im nördlichen Bayern zu entdecken.

Lesetipp

"Mystische Orte - Wanderungen durch Unterfranken" von Georg Magirius und Regina Westphal erschienen im Echter-Verlag. Das Buch beschreibt 14 Wanderungen zu Ruinen, Badeweihern, Parks, Kapellen, zu Teufelstein & Diebskeller, zu Weinlokalen und Wasserfällen ...

Schwaben

Gottes Segen. Die erste Autobahnkapelle an der A8 bei Adelsried

Anfahrt

Die Anfahrt zur Kapelle erfolgt direkt über die A8, Ausfahrt Adelsried, dem großen Schild "Autobahnkapelle" folgen, die Abfahrt ist von beiden Fahrtrichtungen aus möglich. Über die Landstraße ist die Kirche ebenfalls erreichbar, sie liegt direkt an der Verbindungsstraße zwischen Adelsried und Aystetten im Lk. Augsburg.

Weil grad von mystischen Orten die Rede war: Ein Ort kann heute eine Stadt sein, ein Dorf oder irgendein Platz oder eine Gegend, von dem oder der gerade die Rede ist.

Ursprünglich aber war das ganz anders. "Ort" ist ein romanisches Wort aus der bayerischen Frühzeit. Drin steckt lateinisch "ortus", was soviel heißt wie "Ziel", "Spitze" oder auch "Ende". "Ortspitze" heißt heute zum Beispiel in Passau die Landzunge, bei der Donau, Inn und Ilz zusammenfließen. Und das Ortus wiederum kommt von dem Wort "orior", ich erhebe mich, stehe auf, ich beginne, fange an. Das Wort steckt im Orient drin, das ist ja dort, wo die Sonne aufgeht, an der man sich orientiert und natürlich im Original, dem Ursprung oder ursprünglichen. Ort – was sich heute so banal anhört, war einmal das erhabene, not-wendige Ziel.

Manuskripte | Bild: colourbox.com zum Download Bayern genießen vom 1. Juli 2012 Wandertipp "Zum blutigen Herrgott" bei Aystetten

Als Wandertipp empfiehlt sich die Wanderung "Zum blutiger Herrgott" bei Aystetten, Start ist direkt an der Autobahnkapelle, hier die Infos zum Download. [mehr]

Insofern ist es besonders interessant, wenn eine ganz normaler Gegend oder Stelle zum Ort wird, zum mystischen Ort, zum Wallfahrtsort. Genausowas ist erst in den letzten Jahrzehnten aus einem vorher stinknormalen Grundstück in unmittelbarer Nähe der Autobahn A8 in Adelsried bei Augsburg geworden. Dort wurde 1958 nämlich die Autobahnkapelle "Maria. Schutz der Reisenden" gebaut. Ein architektonisch nicht besonders bedeutender Sakralbau, der trotzdem auf dem Weg zum Wallfahrtsort zu sein scheint.

Leib & Leben - Tipps der Autorin

in Adelsried hat das Parkhotel einen schönen Biergarten zur Einkehr.

Für Familien mit Kindern empfiehlt die Adelsrieder Bürgermeisterin Erna Stegherr-Haußmann die Einkehr am Walderlebnishaus im Adelsrieder Ortsteil Kruichen (immer am Wochenende geöffnet). Dort können die Kleinen sich auf dem großen Spielplatz am Waldrand austoben, für die Bewirtung sorgt der Hüttenwirt.

Und dann gibt es da noch den Landgasthof Wimmer mit schönem Biergarten, ebenfalls im Ortsteil Kruichen.

Ober- und Mittelfranken

Mit Volldampf – unterwegs auf der Museumsbahn Ebermannstadt-Behringersmühle

"Besser gut gefahren als schlecht gegangen" lautet ein alter Spruch, der auf den beträchtlichen Unterschied zwischen der Fortbewegung per pedes und der wesentlich müheloseren mithilfe des Rades abzielt. Wenngleich man sich nach einer Reise, wenn das Wortspiel erlaubt ist, ziemlich gerädert fühlen kann. Ursprünglich war der Unterschied ein ganz anderer. Der „Wallfahrer“ ist ja oft genug ein Fußgänger. „Fahren“ hängt zusammen mit dem lateinischen „portare“ und heißt ursprünglich so viel wie bringen, überbringen. Diese ältere Bedeutung steckt noch drin in der Fähre, die einen ans andere Ufer bringt und eben im Wall-fahrer, der sich, seine Sorgen überbringt - irgendwohin. Hier haben wir ihn ebenfalls wieder den engen Zusammenhang zwischen der Bewegung und dem Zweck und Ziel. Wo kaum irgendwo sonst gilt das Wort vom Weg, der das Ziel ist, mehr als bei der reinen Lustfahrt, die ja meist eine mehr oder weniger ziellose Rundfahrt ist, bei der es nur um die Fahrt an sich geht. Wie zum Beispiel auf der Museumseisenbahn Ebermannstadt-Behringersmühle in der Fränkischen Schweiz. Da geht’s langsam und genüsslich zu – trotz Volldampfs.

Ausflugstipps

  • Wer mit der Museumsbahn fährt, kann kostenlos Fahrräder mitnehmen und zum Beispiel am Endbahnhof eine Fahrradtour unternehmen und auf einem befestigten Waldweg wieder zurück nach Ebermannstadt radeln.
  • Am Endbahnhof Muggendorf kann man eine Bootstour unternehmen und Kanus mieten... 
  • oder von Muggendorf zur Basilika Gößweinstein wandern. 
  • In allen Orten an der Strecke finden sich gute Gasthäuser, in denen man sich mit fränkischen Leckereien stärken kann.
  • In Streitberg kann man zB die Binghöhle (Tropfsteinhöhle) besichtigen oder auf geologischen Erlebnispfaden wandeln.
  • In Muggendorf zu besichtigen ist das Modellbahnmuseum oder ein erst ganz neu eröffnetes Museum (Info beim Muggendorfer Bürgermeister).
  • Empfehlenwerst auch: der Druidenhain bei Wohlmannsgesees

München

Auf der Piste. Unterwegs zu In-Orten und In-Genüssen in der Landeshauptstadt

Das Fahren, das im Wallfahrer drin steckt, das haben wir ja bereits geklärt. Der erste Wortbestandteil "Wall" ist bei einer Sendung mit dem Motto "unterwegs" aber auch besonders interessant. "Wallen" ist ein altes Wort für gehen mit der besonderen Bedeutung von immer wieder, regelmäßig gehen. Die uralte Wurzel "wal", "wel" steckt auch drin in der "Walz", im "Walken" aber genauso in den "Wellen" und den "Wolken", die ewig über Meer und Himmel ziehen. Das Wallen ist gewissermaßen die Konstante in dauernder Veränderung. Wir sprechen nicht von ungefähr von Modewellen. Die kommen und gehen mit ziemlicher Sicherheit, obwohl die Moden selbst sich immer wieder unterscheiden. Sollten Sie sich in diesem Sommer aufmachen wollen in die bayerische Landeshauptstadt, um den neuesten Moden nachzuwallen, dann haben wir hier einige Vorschläge…

Mehr Bayern genießen im Fernsehen

Bleibt uns noch der Hinweis auf unsere Kollegen vom Fernsehen. Die Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel" ist auch unterwegs ...


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