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Schweinischer Luxus Freilauf fürs Borstenvieh

Schweine auf der Weide? Gibt es das noch? Was ist ein "Leasing-Schwein"? Diese Fragen beantworten sich im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn. Dort darf das Borstenvieh mancherorts sein Leben wieder unter freiem Himmel "schweinisch" genießen.

Stand: 04.07.2015 | Archiv

Mit "symbiotischer und solidarischer Landwirtschaft" sowie mit "Schweineleasing" probieren neue Nebenerwerbs-Schweinemäster eine artgerechte Tierhaltung im Freien. Schweine können ihr Leben draußen verbringen und sind am Ende ein ganz besonderer kulinarischer Genuss für ihre Halter.

Dicke Schweine auf der Weide

Ulrich Brunner bei seinen Schweinen auf der Weide

Ulrich Brunner ist Chef einer Ofen- und Heiztechnikfirma im niederbayerischen Eggenfelden. Sein Steckenpferd ist die Schweinemast. Sowohl um das Firmengelände wie auch um sein Privathaus deckt er den Rüsseltieren mit satt grünen Weiden den Tisch.

Schweine können ihr Leben draußen verbringen und sind am Ende ein ganz besonderer kulinarischer Genuss.

Die Tiere werden bestens gehalten, aber als Nutztiere natürlich geschlachtet. Verkauft wird ihr Fleisch via Internet. Zweimal im Monat, jeweils am Mittwoch, ist Schlachttag. Am jeweiligen Freitag darauf kann das Fleisch in der Eggenfeldener Firmenküche abgeholt werden. Das Schweinefleisch wird auch verschickt. Bei Betriebsfeiern kommen die Produkte aus der eigenen Haltung ebenso auf den Tisch.

Schweineleasing

Bei Anton Dapont und Gudrun Bielmeier auf dem Hausberghof bei Egglham verbringen Schweine die meiste Zeit des Tages mit gemeinsamer Nahrungssuche, indem sie großflächig den Boden mit dem Rüssel nach Knollen, Wurzeln und Würmern durchwühlen. Sie dürfen ihrem Drang nach Erkundung nachgeben. Der frühere Firmenmanager und die ehemalige Konzertpianistin betreiben "Schweineleasing", eine Art Lohnmast, bei der die Tiere während der Aufzucht in den Besitz des Käufers übergehen. Die Nachfrage ist groß, so dass die Flächen um den eigenen Hof für die tierfreundliche Haltung nicht ausreichen.

Im Freiland gehaltene Muttersauen, wie hier am Hausberghof, erdrücken ihre Ferkel nicht mit unkoordinierten Bewegungen und müssen nicht in sogenannten "Ferkelschutzgitter" gezwängt werden. Sie besitzen Dank der Freilandhaltung eine trainierte Muskulatur, die eine natürliche Bewegungskoordination ermöglicht.

Weide statt Massenstall

Leasing-schwein auf dem Reisner-Hof bei Rotthalmünster

Auf den Flächen um den Reisner-Hof bei Rotthalmünster weiden ebenfalls "Leasingschweine". Als Ferkel kommen sie vom Hausberghof hierher und werden bis zur Schlachtreife unter freiem Himmel gemästet. Die Landschaftsarchitektin Claudia Haspelhuber hat den elterlichen Hof übernommen und will ein Zeichen setzen. Sie will zeigen, dass auch in Zeiten der industriellen Landwirtschaft Weidehaltung eine befriedigende Option für Nebenerwerb sein kann.


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