Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Das Zugunglück bei Regensburg Spurensuche in Regenstauf und bei Thomas Mann

Der spätere Nobelpreisträger war am 1. Mai 1906 auf dem Weg von München nach Dresden, als der Zug in Regenstauf bei Regensburg verunglückte. „Das Eisenbahnunglück“ heißt der Text schlicht, in dem Thomas Mann die Ereignisse dieser Nacht niedergeschrieben hat. Eine Spurensuche

Von: Thomas Muggenthaler

Stand: 04.06.2016 | Archiv

Bahnhof in Regenstauf - Erinnerungen an das Zugunglück werden wach | Bild: BR / Thomas Muggenthaler

Christina Mayer am Bahnhof vvon Regenstauf

Am Bahnhof in Regenstauf, einer Marktgemeinde mit 15.000 Einwohnern nördlich von Regensburg, ereignete sich das denkwürdige Unglück. Christina Mayer war Deutschlehrerin am Regensburger Albertus Magnus Gymnasium, hat sich für dieses Ereignis interessiert und den Text „Das Eisenbahnunglück“ in der Mittelstufe oft behandelt. Sie fasziniert aber nicht nur, dass sich das Unglück in Regenstauf ereignet hat. Was Christina Mayer besonders freut: Thomas Mann hat „Das Eisenbahnunglück“ nicht nur geschrieben. Es gibt auch eine Aufnahme, in der Thomas Mann den Text selber liest, eine Aufnahme, die kurz vor dem Tod des Nobelpreisträgers entstanden ist. Es war eine gemächliche Fahrt in der Klasse, bis ein bösartiger Stoß den Zug erschütterte und die Wagen zu schlenkern anfingen.

"Ich dachte etwas sehr Einfaches, aber ich dachte es konzentriert und ausschließlich. Ich dachte, das geht nicht gut, das geht nicht gut, das geht keinesfalls gut."

Thomas Mann

Gestorben ist niemand bei diesem Unglück, aber es herrschte natürlich ein heilloses Durcheinander. Alle liefen ins Freie.

"Nicht umsonst hatte der Stoß in sich so abscheulich gekracht. Dort war eine Trümmerwüste. Man sah ihre Ränder, wenn man sich näherte und die kleine Laterne der Schaffner irrten darüber hin."

Thomas Mann

Dann die Nachricht. Der Gepäckwagen ist zerstört. Den Schriftsteller erfasst große Angst um seinen Koffer. Es ist die Sorge um die wertvollen Manuskripte, von denen es keine Abschrift gibt, was den Autor in Angst versetzt.

Thomas Mann

"Ich fragte einen jungen Menschen, der frisch, wichtig und angeregt von der Trümmerwüste kam nach dem großen Gepäck. – Ja, mein Herr, das weiß niemand nicht, wie es da ausschaut. – Und sein Ton bedeutete mir, dass ich froh sein solle, davongekommen zu sein. Die Räumungsarbeiten müssen es zeigen. Da stand ich, ganz für mich allein stand ich in der Nacht mitten zwischen den Schienensträngen. Und prüfte mein Herz: Räumungsarbeiten. Es sollten Räumungsarbeiten mit meinem Manuskript vorgenommen werden. Zerstört also, zerfetzt, zerquetscht – wahrscheinlich: Mein Bienenstock, mein Kunstgespinst, mein  kluger Fuchsbau, mein Stolz und Mühsal, das Beste von mir."

Thomas Mann

Doch zum Glück ist der Koffer von Thomas Mann unbeschädigt geblieben. Die Manuskripte blieben alle erhalten. Und nach einem kleinen Aufenthalt in Regenstauf ging die Reise nach Dresden weiter.

Autor Thomas Muggenthaler

"Mehr und mehr kam etwas wie Ordnung in die Sache, und der Staat, unser Vater, gewann wieder Haltung und Ansehen. Man hatte telegraphiert und alle Schritte getan. Ein Hilfszug aus Regensburg dampfte behutsam in die Station, und große Gasleuchtapparate mit Reflektoren wurden an der Trümmerstätte aufgestellt. Wir Passagiere wurden nun ausquartiert und angewiesen,  im Stationshäuschen unserer Weiterbeförderung zu harren. Beladen mit unserem Handgepäck und zum Teil mit verbundenen Köpfen, zogen wir durch ein Spalier von neugierigen Eingeborenen in das Warteräumchen ein, wo wir uns, wie es gehen wollte, zusammenpferchten. Und abermals nach einer Stunde war alles auf das Geratewohl in einem andern Zug verstaut."

Thomas Mann

Christina Mayer zeigt auf die Gedenktdafel, die sie angeregt hat.

Christina Mayer hat die Geschichte dieses Textes in der Ortschronik von Regenstauf niedergeschrieben. Als in Regenstauf das Bahnhofsareal neu gestaltet, aus der Über- eine Unterführung wurde, hat sie angeregt eine Gedenktafel anzubringen. Christina Mayer,über 20 Jahre rote Gemeinderätin im Markt Gemeinderat im schwarzen Regenstauf, hatte Erfolg.

"I find’s einfach toll. Drum hab ich‘s auch angeregt, da hat jemand das Eisenbahnunglück beschrieben, das muss man doch würdigen. Und dann kam das ja auch."

Christina Mayer

Ausflugstipps um Regenstauf

Regenstauf hat aber nicht nur eine Gedenktafel für Thomas Mann zu bieten. In Regenstauf lockt die romantische Burg Stockenfels, das „Valentinsbad“ am Regen, Und eine idyllische Radstrecke am Regen entlang über Ramspau nach Marienthal.


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