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Großmarkthalle in München Geschichten und Gefahren rund um den Großmarkt

Seit 1912 versorgt die Großmarkthalle die Region rund um München mit Lebensmitteln aus aller Welt. Entsprechend geht es zu in Thalkirchen. In der Münchner Großmarkthalle beginnt der Betrieb in aller Herrgottsfrühe.

Von: Hannelore Fisgus

Stand: 04.04.2016 | Archiv

Der Umschlagplatz für Obst, Gemüse und Blumen in München | Bild: BR / Hannelore Fisgus

Sattelschlepper fahren auf das Gelände, Trolleys werden zu den Kleinbussen gezogen – überall wird geschäftig aus- und eingeladen. Dafür stehen die Händler am Münchner Großmarkt mitten in der Nacht auf, um ihre Ware schön herzurichten. Ab vier Uhr kommen bereits die Kunden und bevor unsereiner frühstückt, hat der Händler aus Miesbach seinen Wagen schon beladen.

"Durch die Bank von gelben Rüben über Tomaten, alles was man in einem Obst- und Gemüsegeschäft braucht. Und jetzt brauch ich meine Weißwürscht. Denn von dem ganzen Probieren bin ich jetzt kurz vor der Vitaminvergiftung."

Traunsteiner Gemüsehändler

Pause für die Händler

Für die frühe Brotzeit gibt’s den Imbiss Weihrauch und die Kaffeestube Armbruster – zwei Institutionen wie die Gaststätte Großmarkthalle, die für richtiges Marktflair sorgen.

Neben Paris und Barcelona ist München der größte kommunale Lebensmittelmarkt Europas. 800.000 bis 850.000 Tonnen Obst und Gemüse werden hier jährlich umgeschlagen sagt Leonhard Dünninger von der städtischen Verwaltungsgesellschaft der Großmarkthalle.

Bick in die Halle 1

"Das ist hier die Halle 1, eine der vier historischen ursprünglichen Hallen, aus denen die Großmarkthalle bestand, als sie 1912 als Großmarkthalle München eröffnet worden ist. Der Bereich Südbahnhof, Großmarkthalle, Schlacht- und Viehhof und Sendling, ist im Krieg 1943/1944 schwer bombardiert worden. Drum waren die Hallen weitgehend zerstört. Man hat nach dem Krieg um 1950 nur die erste Halle wieder aufgebaut mit dem hohen, kirchenschiffartigen Dach. Die Hallen 2, 3, 4 und 5, die alte Zollhalle: da sind die Ruinen gesprengt worden. Da ist Anfang der fünfziger Jahre neu gebaut worden."

Leonhard Dünninger, Münchner Markthallen

Mitte der 70er Jahre kam dann die Gärtnerhalle hinzu, um das Angebot regionaler und noch frischer zu gestalten. Gärtner aus München – 20 gibt es noch  - die anderen kommen aus der Umgebung -  bieten hier in der Saison frische Salate und Gemüse, aber vor allem Kräuter an -  die gibt es auch jetzt bei Stefan Hausler aus Feldmoching.

Blumen aus aller Welt - aber keine Allerweltsblumen.

"Fertige Mischungen mit Sachen wie Spitzwegerich, Schnittknoblauch, Wildkräuter, das sind die Ursorten. Aber wir haben’s kultiviert: wir haben 40/50 verschiedene Sorten, die gibt’s sowohl im Schnitt wie auch als Topfware, vom Ananassalbei bis Zitronenthymian."

Stefan Hausler, Gemüsegärtner

Früher rollten die Obst- und Gemüsekisten noch in Zügen nach München. Mit dem Wegfall der Zollgrenzen und der Verlagerung des Transports auf die Straße, hat allerdings auch die Bedeutung des Großmarktes abgenommen.

"Er hat noch über München hinaus Bedeutung. Wir haben Firmen, die bis Bamberg, Nürnberg, nach Nordbayern liefern, die bis ins Schwäbische nach Ulm liefern, ins Tirolerische und ins Salzburgerische. Der ganz große internationale Lebensmittel-Umschlagpunkt ist der Münchner Großmarkt nicht mehr."

Leonhard Dünninger

Großmarkthalle verliert an Bedeutung

Frische Erdbeeren

Die Konzentration im Lebensmittelhandel macht sich auch hier bemerkbar: Discounter bestellen ihre Waren direkt. Ganze Sattelzüge mit Waren werden auch von den Händlern, die im Großmarkt ihre Büros haben direkt, zu den Kunden geschickt. Auf dem Großmarkt selbst kaufen hauptsächlich Gastronomen, Großküchen, Markthändler oder lokale Großhändler ein.

"Ich fang um drei in der Früh das Arbeiten an. Ich fahr von Traunstein mit dem LKW auf München in die Großmarkthalle. Wir sind ein Großhandel."

Michi

Seit über 20 Jahren begleitet Michi seinen Chef in die Halle. Da hat sich viel verändert:

"Es ist hektischer geworden. Früher war’s lockerer. D'Leit war'n anders drauf."

Michi

Stapeln und Rangieren sind hier gefragt.

Sagt der Traunsteiner und wartet auf seine Leberkäs-Semmel. Erstmal eine Stärkung, bevor er sich auf den Heimweg macht. Die Markthalle ist eine Welt für sich, sagen diejenigen, die schon seit Jahrzehnten hier zu tun haben.

"Was in der Halle g'redt wird, bleibt in der Halle. Sehr interessant, a bissel grober, bissel härter, hart aber herzlich, wie man sagt."

Ein Händler

Ganz so, wie das Klima in vielen Branchen. Vielleicht gibt es demnächst eine neue Großmarkthalle, in Planung ist sie jedenfalls, denn die alten Gebäude entsprechen nicht mehr den modernen Anforderungen. Bleibt zu hoffen, dass etwas vom Charme der alten Halle erhalten bleibt.


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