Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen Lust auf Duft

Das Magazin von "Bayern genießen" entführt sie in die betörend-würzige Welt von bayerischen Düften, Gerüchen und Gschmackln. Auf Heuwiesen im Allgäu beispielsweise, zu Heckerwirtschaften in Mainfranken und in den Rosengarten von Schloss Callenberg bei Coburg. Themen sind aber auch die besten Duftblumen für den Balkon, der Honig als Duft pur zum Schmecken und nicht zuletzt schauen wir nach Regensburg und Geisenhausen bei Landshut, wo das einzige Genussmittel für die Nase hergestellt wird der Schnupftabak.

Von: Gerald Huber

Stand: 05.06.2011 | Archiv

Frau riecht an einer Blume | Bild: picture-alliance/dpa

Schwaben

Heuduft im Allgäu

Es riecht nicht alles gut in der Landwirtschaft. Sauställe und Güllefelder genauso wenig wie mancher Dünger, manches Spritzmittel. Einige Zeiten aber, die verwöhnen uns dafür mit echtem Nasenbalsam.

Eigentlich ist der Juni, der früher ja auch Heumond geheißen hat, der Erntemonat für Gras und Heu. Weil aber heuer alles früher dran ist, haben die Bauern die erste Mahd bereits im Mai abgeschlossen und machen sich allmählich bereits an die zweite. In Zeiten der Spezialisierung in der Landwirtschaft sind ja die Gegenden, wo noch viel Heu gemacht wird, selten geworden. Das Allgäu ist so eine.

Info zu Heuprodukten und Heukuren:

BTW Pfrontener Kurmittelgesellschaft mbH
Röfleuter Weg 14
D - 87459 Pfronten/Allgäu
Tel.: +49 - (0)8363 / 911 970
Fax: +49 - (0)8363 / 911 911
E-Mail: heu(at)heuprodukte.de

Hier wird der würzige Duft mit jedem Höhenmeter, den ein Wanderer nach oben steigt, intensiver. So ein artenreiches Bergwiesenheu ist fast zu schade als Viehfutter, dachten sich findige Pfrontener und haben in Erinnerung an uralte Naturheilrezepte schon vor rund 20 Jahren die Pfrontener Bergwiesen-Heukur kreiert.

Mainfranken

Duft- und Geschmackserlebnisse in Heckerwirtschaften

Immer der Nase nach. Das fällt besonders leicht, wenn man mit dieser Nase einem guten Duft nachgehen kann. Und, Hand aufs Herz, was gibt’s besseres als an einem Garten vorbeizugehen, wo gegrillt wird oder ein Biergarten oder der mainfränkische, weinselige Ableger davon: Die Heckerwirtschaft. Hier, zum Beispiel in Thüngersheim und Retzbach am Main, ist ein intensives Duft- und Geschmackserlebnis garantiert.

Den entsprechenden Appetit holt man sich zum Beispiel beim Radeln zwischen Weinbergen und Streuobstwiesen - ein Naturerlebnis mit allen Sinnen.

Rezept Gerupfter : (inspiriert von der Winzerhütte Retzbach)

(Menge reicht für 4-6 Personen)

250 g reifer Camembert, zimmerwarm
250 g reifer Brie
150 g Butter
mittelgroße Zwiebel, gewürfelt
Salz und Pfeffer
Edelpaprikapulver

Nach Geschmack:
Einige Prisen Kümmel
Eine kleine Knoblauchzehe

Camembert, Brie und Butter zimmerwarm in einer Schale mit der Gabel zerdrücken und gut mischen. Würzen nach Geschmack, typisch fränkisch ist der Kümmel am Gerupften. Wer es mag, kann auch eine gepresste Knoblauchzehe unterheben. Kurz vor dem Verzehr Zwiebelwürfelchen unterheben.

Dazu fränkisches Roggenbrot, Laugenstangen und Radieschen reichen.

Mittel- und Oberfranken

Majestätischer Duft im Schlossgarten

Von der amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein, deren Großeltern aus Gräfendorf in Unterfranken ausgewandert waren, stammt der berühmte Satz „Die Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“. Wer von Duft spricht kommt an den Rosen nicht vorbei. Rosen riechen unvergleichlich!

Schon in der Antike galten sie als göttliche Pflanzen, waren der Aphrodite genauso heilig wie der Isis, der germanischen Göttin Freya oder der christlichen Gottesmutter Maria. Seit dem Barock und Rokoko gilt sie auch in unseren Gärten als die Königin der Blumen, deren Duft vor allem den verschiedensten gekrönten Häuptern gewidmet ist. So wundert es nicht, dass auf Schloss Callenberg bei Coburg ein Rosengarten mit vielfältigen dynastischen Beziehungen aufwarten kann. Fünf europäische Königshäuser sind hier als Verwandtschaft eingepflanzt: Portugal, Belgien, Bulgarien, England und Schweden.

Naja, nicht ganz. Wir Menschen sind halt Geruchswesen. Denn der Geruchssinn ist wahrscheinlich der älteste aller fünf Sinne des Menschen. Der entsprechende Nerv sitzt in unmittelbarer Nachbarschaft der Stirnhöhle mit, wenn man so will, Direktanschluss ans Hirn. Das ist auch der Grund, warum uns manche Düfte noch nach Jahren so urtümlich bekannt anrühren. Und letztlich auch, warum wir aus Blumen und Blüten Parfums aller Art kreieren.

München

Das Duftparadies auf dem Balkon

Es gibt Pflanzen, die sind quasi Spezialisten für schönen Duft, den sie - ganz ohne die Hilfe der Destille - noch im lebenden Zustand von sich geben. Mit ihnen lässt sich sogar aus dem Balkon ein duftendes Frühlingsparadies machen. Mit dem Riechen ist es so eine Sache. Im Deutschen kann man etwas riechen, es kann aber auch etwas riechen. Man kann also eine Blume riechen. Eine Blume ihrerseits kann aber auch riechen, also ihren Duft verströmen. In fast allen europäischen Sprachen, auch im Bairischen, ist „riechen“ dagegen ausschließlich ein intransitives Wort. Wenn die Blume ihren Duft verströmt, heißt es, sie riecht. Ein Mensch kann den Duft der Blume seinerseits aber nur schmecken.

Oberbayern

Honigduft

Deutsch "ich rieche die Rose" heißt bairisch "i schmeck d Rosen", italienisch "può gustare la rosa", wörtlich: "ich kann eine Rose schmecken". Denn schmecken und riechen hängen aufs engste miteinander zusammen. Und es gibt etwas, das so was ist, wie der Geschmack gewordene Geruch schlechthin - Honig. Jetzt, Anfang Juni, beginnt die Erntezeit. Zum Beispiel in der oberbayerischen Berufsimkerei Pausch.Rezepte zu allem Möglichen, was man aus Honig und mit Honig machen kann, haben die Pauschs auf Lager und geben sie gerne weiter.

Niederbayern und Oberpfalz

Der Duft von Schnupftabak

Düfte sind Genuss für die Nase. Als Aromen begleiten sie praktisch alles was wir zu uns nehmen.

Beim Genussmittel Tabakrauch wird deutlich, wie sehr riechen und schmecken zusammenhängen. Obwohl der Raucher den Rauch vor allem mit dem Mund aufnimmt und er auch behaupten wird, dass ihm der Rauch schmeckt, geht dieses Schmecken vor allem durch die Nase. Es gibt nur ein Genussmittel, das ganz ausschließlich für die Nase und den Geruchssinn da ist: Schnupftabak. Der hat quasi seine Heimat in Ostbayern. Der größte Schnupftabakhersteller der Welt sitzt in Geisenhausen bei Landshut, die älteste deutsche Schnupftabakfabrik findet sich in Regensburg.

Und überall wird geschnupft und geschnüffelt, was das Zeug hält. Das Wort „riechen“ hängt mit dem Wort „rauchen“ zusammen. Wir sagen ja auch heute noch von einem Wein, der offen dagestanden und deswegen alle Aromen verloren hat, er sei ausgeraucht. Mit Räucherwerk oder Weihrauch hat man schon immer versucht, Duft in die Luft zu bringen.

Flüchtige Genüsse

Das lateinische Wort perfumare, von dem das französische Parfum, das deutsche Parfüm kommt, heißt ebenfalls soviel wie ausräuchern, stark duften. Und auch wenn Düfte oft betörend stark sein können - sie sind ein flüchtiger Luxus. Auch im übertragenen Sinn: Genauso wie der schlimmste Streit verraucht, verduften auch hoffentlich schöne und unterhaltsame Stunden wie diese am Sonntag Mittag allzu schnell, hinterlassen höchstens eine feine Spur.

Lust auf Duft - Das ist Bayern genießen im Juni - mit Gerald Huber und Beiträgen aus unseren sechs Regionalstudios


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