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Wie Blaublütige leben Schloss Oberaufseß in der Fränkischen Schweiz

Auf Schloss Oberaufseß in der Fränkischen Schweiz lebt Cornelia Freifrau von und zu Aufseß mit ihrer Familie. Claudia Stern hat sie besucht und mit ihr darüber gesprochen, ob Schloss und Adelstitel heutzutage nach Privileg oder doch eher Bürde sind.

Stand: 01.04.2017 | Archiv

Schloss Oberaufseß, bei Aufseß, an der Aufseß, im schönen Aufseßtal. Hier ist seit 25 Jahren Cornelia Freifrau von und zu Aufseß Schlossherrin. Sie entstammt dem mehr als 900 Jahre alten Adelsgeschlecht der von Aufseß in der Fränkischen Schweiz.

"Das ist sehr intim. Es ist eine kleine Insel. Es ist ein Familienort. Wir haben das Glück, dass wir hier leben dürfen. Ich fühle mich reich beschenkt mit diesem Besitz hier."

Cornelia Freifrau von und zu Aufseß

Stammsitz der Familie war ursprünglich das gut zwei Kilometer entfernte Schloss Unteraufseß. Die Festung Oberaufseß wurde ab 1690 erbaut, nachdem sich die Brüder Friedrich und Karl Heinrich im Streit um die „richtige“ Religion entzweit hatten.

Heute ist der alte Familienzwist beigelegt. Die beiden Burgschlösser sind geblieben und befinden sich noch immer in Familienbesitz. Während in Unteraufseß Übernachtungen und Schlossführungen angeboten und Hochzeiten gefeiert werden, ist Oberaufseß mit seinen dicken Mauern in erster Linie Wohnschloss.

"Ich find‘s ein totales Privileg, es lebt sich eigentlich herrlich. Ich glaub, nicht jeder mag’s, aber ich mag’s. Zu uns passt’s. Mein Mann ist Beamter und verdient unser Leben und die Burg gibt mit dem bisschen Wald, das sie hat, immerhin das her, dass wir hier immer wieder renovieren können und was reinstecken können."

Cornelia Freifrau von und zu Aufseß

Nur gelegentlich auf Anmeldung lässt Cornelia von Aufseß Besuchergruppen durch das schmiedeeiserne Tor.

"Ich sag immer gleich, sie erfahren bei mir kaum eine Jahreszahl, die kann ich mir nämlich immer nicht merken und es ist auch kein wirklich geschichtlicher Ort hier, es ist ein Familienort und ich sag allen immer hier, sie sollen lieber in Unteraufseß eine schöne geschichtliche Führung machen, die sind dort nämlich großartig. Und da ist wirklich sehr viel in 900 Jahren und danach können sie dann zu mir kommen und ich erzähle ihnen, wie man heut auf sowas hier leben kann."

Cornelia Freifrau von und zu Aufseß

Einen prunkvollen Rittersaal, eine stattliche Ahnengalerie oder wertvolle Antiquitäten sucht man auf Schloss Oberaufseß  vergeblich – reich sind die von Aufseß nie gewesen, erzählt die Freifrau. Was man findet, ist vielmehr ein Ort, der Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt. In der Mitte des großen Innenhofs hängt eine lange Schaukel an den Ästen eines uralten Baumes – drum herum stehen das alte Torhaus, das Wohnhaus der Familie, das Kastellanshaus, der Neubauturm und die große Scheune. Das Kastellanshaus ist dauerhaft vermietet. Im Torhaus und im Neubauturm hat Cornelia von Aufseß je eine Ferienwohnung eingerichtet.

"Das ist meine eine Ferienwohnung im Neubauturm. Da täuscht ein bisschen der Name, weil den haben meine Vorfahren 1899 erbaut, da haben sie ein bisschen Geld gehabt, da haben sie den erbaut. Und die Ferienwohnung ist unsere „schlossigste Wohnung“ mit vier Meter hohen Wänden. Sie ist dementsprechend eigentlich eher eine Sommerwohnung. Im Winter heizt man auch dem lieben Gott ganz schön die Füße damit."

Cornelia Freifrau von und zu Aufseß

Die Scheune wurde umfunktioniert zur Kulturscheune

Ein Stockwerk höher wohnt seit rund 20 Jahren der Intendant des Fränkischen Theatersommers, Jan Burdinski. Jedes Jahr im Frühjahr belebt er den Schlosshof mit den Proben seines Ensembles. Im Juli finden dann das traditionelle Theatersommerfest und eine Aufführung der Wanderbühne statt.

"Es ist eine kleine Enklave hier oben. Es ist ein Ort, wo man wirklich die Seele baumeln lassen kann, und das kriegt der Zuschauer schon mit. Es wird dann auch viel gelacht. Ich weiß nicht, ob in erster Linie wir Schauspieler das bewirken. Ich glaube die Atmosphäre gibt da ihren großen Teil dazu bei."

Jan Burdinski

Er selbst schätzt Schloss Oberaufseß aber nicht nur als spektakuläre Theaterkulisse, sondern als Ort der Erholung von Trubel des Theaterlebens.

"Es ist ein Refugium. Man ist sehr vertraut miteinander. Wir verstehen es, miteinander zu feiern. Wir verstehen manchmal auch, unseren Kummer gegenseitig zu tragen und das Ganze ist, wie soll man sagen eine Haus- und Hofgemeinschaft. Aber es stolziert hier niemand herum, es sind alles ganz normale Menschen."

Jan Burdinski

Ganz normale Menschen und doch auch wieder nicht – so sieht Cornelia von Aufseß sich und ihre Familie selbst.

"Ich führ natürlich kein Leben wie jeder mögliche andere auch. Ich saß mal neben jemanden und fragte ihn, was er macht. Und er sagte, er verwaltet Vermögen. Und ich war sowas von naiv und fragte ihn: Vermögen, kann man davon leben? Ja, mein eigenes Vermögen. Das können wir nicht sagen. Aber ich leb‘ das Leben, das mir aufgesetzt worden ist. Ich liebe es wirklich sehr. Es passt total zu mir und ich freu mich daran. Da träumt vielleicht mancher  davon, der in einer kleinen Wohnung in der Stadt lebt. Aber ich träum manchmal auch von einer ganz kleinen Wohnung in der Stadt."

Cornelia Freifrau von und zu Aufseß

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