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Drei Genussmuseen in Kulmbach Ein Besuch im Brauerei-, Bäckerei- u. Gewürzmuseum

Die drei Genussmuseen in Kulmbach kann man am besten unter dem Begriff "Lebensmittelkultur" zusammenfassen. Die Museen vermitteln spannende Blicke und Einblicke in unsere Lebensmittelkultur, regional wie weltweit. Ilona Hörath berichtet.

Von: Ilona Hörath

Stand: 06.03.2016 | Archiv

"Wir kommen jetzt zur Bieramphore. Hallstadtzeit der Kelten, über die Amphore können wir nachweisen, dass da die Zutaten zum Bier schon drin waren, war etwa vor 2600 Jahren, es ist das außergewöhnlichste und wertvollste und älteste Exponat bei uns. Wir sind sehr glücklich, dass wir dieses Teil hier haben und dass wir nachweisen können, dass die Region Kulmbach nicht nur heute eine Region für gutes Bier ist, sondern eben auch die längste Geschichte zu Bier nachweisen kann."

Museumsführer Uli Wagner

Auf die Bieramphore, ein Fundstück aus der Region Kulmbach, ist Museumsführer Uli Wagner ziemlich stolz. Genauso wie auf die zahlreichen anderen Exponate im Bayerischen Brauereimuseum in Kulmbach. Am Fuße der Plassenburg, die über der oberfränkischen Stadt thront, liegt der historische Mönchshof. Jahrhundertelang wurde hier "flüssiges Brot" gebraut.

Aus der Saat, die Bauern ausgebracht haben, ist aber nicht nur allein das beliebte Nahrungs- und Genussmittel entstanden: Heute befindet sich im Mönchshof ein moderner und architektonisch aufwendig gestalteter Museumskomplex, der die alten Brauereigebäude behutsam einbezogen hat und in dem die Geschichte des Gerstensafts anschaulich vermittelt wird. Da gibt es typische Gerätschaften zum Bierbrauen, alte Werbeschilder, Bierfilze und besondere Bierkrüge. Ein originales Sudhaus aus den 1960er Jahren, aber auch ein altes Kesselhaus der Mönchshof-Brauerei. Wie laut es dort einst zugegangen ist und welche körperliche Schwerstarbeit die Brauer einst verrichteten, demonstrieren Videofilme. 

"Heute back ich, morgen brau ich" heisst das Motto des Museums. Was bedeutet, dass das Brauereimuseum nahtlos in ein ebenso museumspädagogisch wertvolles Bäckereimuseum übergeht. Und auch dort finden sich besondere Ausstellungsstücke wie zum Beispiel eine mächtige 12 Meter hohe Getreidemühle, wie Uli Wagner erklärt.

"Das ist eine alte Mühle, funktionsgerecht wieder aufgebaut, wenn wir die Geräte anschließen würden, könnten wir hier auch Getreide mahlen, ist auf 3 Ebenen präsentiert, ist die alte Neidsmühle aus der Kulmbacher Region."

Uli Wagner

Es ist ein Museum der Backkultur zum Sattsehen: von den Rohstoffen und ihrer Verarbeitung bis zum technischen Fortschritt, der den heutigen Großbäckereien den Weg bahnte. So schließt sich der Kreis von der Aussaat zur Vielfältigkeit von Lebensmitteln. Mittendrin zum Beispielein 200 Jahre altes steinernes Backhäuschen oder ein orginalgetreu aufgebauter und bestückter dörflicher Bäckerladen aus den 1930er Jahren. Im Zeitalter des Überflusses in unseren Breitengraden spart das Museum das Thema Welthunger nicht aus ­– was zum Beispiel die Zeichnung "Brot" von Käthe Kollwitz belegt, in der die Grafikerin und Bildhauerin Hunger und Elend anprangert.

Aller guten Museen sind drei

Mit einem Brauerei- und einem Bäckereimuseum war es für den gemeinnützigen Verein, der die beiden Museen betreibt, aber nicht getan. Im Oktober 2015 wurde zusätzlich das "Deutsche Gewürzmuseum" eröffnet, in dem man heimische und exotische Gewürze mit allen Sinnen erleben kann. Was einst vor 20 Jahren mit der Idee für ein Brauereimuseum begann, ist nun anspruchsvolles Dreifach-Museum, das den Besuch lohnt. Vorausgesetzt, man bringt etwas Zeit mit, um in die unterschiedlichsten und authentisch gestalteten Themenwelten einzutauchen. 

"Wir haben drei wunderschöne Museen, hier ist die Saat aufgegangen, es ist eine wunderschöne Kombination aus den Grundnahrungsmitteln und mit dem neuen Gewürzmuseum: Wie kann ich was verfeinern."

Uli Wagner

Zur riesigen Ausstellungsfläche gehört außerdem ein "museumspädagogisches Zentrum", in dem rund um das Thema Ernährung allerhand geboten ist: Von Vorträgen und Seminaren bis hin zu Backkursen und einer Kochschule. Und in einer großen Präsenzbibliothek lässt sich stundenlang schmökern.

Wer will, versorgt sich gleich direkt und kauft ein leckeres frisch gebrautes Museumsbier aus der eigenen gläsernen Museumsbrauerei. Oder, nach den Backtagen Freitag und Samstag, ein spezielles Hopfen- und Malzbrot aus der eigenen Backstube – ergänzend zu den Gratis-Kostproben, über die sich jeder Museumsbesucher freuen darf.

Wohl bekomms!

Adresse des Museums:

Bayerisches Brauerei- und Bäckereimuseum Kulmbach e.V.
Hofer Str. 20
95326 Kulmbach
Tel. 09221/80514
Fax 09221/80515
Email: kulmbacher-moenchshof@kulmbacher.de


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