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Der schleichende Killer

Der Stoffwechsel Der schleichende Killer

Stand: 22.09.2017

Insulinspritze für Diabetiker | Bild: picture-alliance/dpa

Gicht, Mukoviszidose, Osteoporose, Phenylketonurie, Morbus Pompe, die Liste der Stoffwechselstörungen ist so lang wie abschreckend. Auslöser der über 3.000 bekannten Fehlfunktionen des Zucker-, Fett-, Eiweiß- oder Mineralstoffwechsels ist meist ein mangelndes beziehungsweise eingeschränkt funktionsfähiges oder beschädigtes Enzym. Aufgrund eines angeborenen oder erworbenen Enzymdefekts laufen metabolische Arbeitsschritte nur noch verlangsamt, lückenhaft und fehlerhaft oder gar nicht mehr ab. Ebenso bedrohlich ist die Anhäufung von Abfallprodukten, die nicht mehr abgebaut und entsorgt werden, weil die dafür nötigen Enzyme fehlen. Die dadurch angestauten Stoffe "müllen" die Zellen allmählich zu, beeinträchtigen ihre Funktionalität und führen in letzter Konsequenz zu einem Versagen des metabolischen Systems.

Volkskrankheit Diabetes

Nicht weniger gefährlich sind Stoffwechselstörungen, die durch Hormondefekte ausgelöst werden. In diese Kategorie gehört der Diabetes melitus. Auslöser der in zwei Typen ausgeprägten Stoffwechselerkrankung ist entweder das Fehlen oder die Wirkungslosigkeit des Botenstoffs Insulin.

  • Der Diabetes Typ I ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Abwehrkräfte die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse unterbinden. Die Konsequenzen sind dramatisch: Ohne hormonelle Insulinunterstützung können die Zellen keine oder nur noch deutlich weniger Glucose aufnehmen. Weil der Zucker jedoch ständig nachproduziert wird, häuft er sich unverbraucht im Blutstrom an. Der Blutzuckerspiegel steigt.
  • Der Diabetes-Typ-2 ist nicht durch einen Insulinmangel, sondern durch eine Insulinunempfindlichkeit charakterisiert. Die Zellen verlieren nach und nach ihre Fähigkeit, auf Insulin zu reagieren, sie werden insulinresistent. Auslöser ist ein biochemisches Verständigungsproblem: Die Zelle "versteht" das Insulin nicht mehr. Daher kann der Botenstoff die Zellmembran nicht dazu "überreden", die Hülle für den Zucker zu öffnen. Weil auch in diesem Fall die Glucose nicht mehr auseichend verbraucht, aber ständig nachgebildet wird, steigt auch hierdurch der Blutzuckerspiegel an.

Ein System kollabiert

Weil in beiden Fällen die im Blut gelöste Glucose nicht mehr vollständig verbraucht, aber stetig nachgebildet wird, ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Die Folgen sind fatal: Sowohl der Insulinmangel wie auch die Insulinunempfindlichkeit führt unbehandelt zu lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisungen mit schwersten Begleit- und Folgeerkrankungen. Der Zuckerüberschuss infolge eines absoluten oder relativen Insulinmangels schädigt das Gefäß- und Nervensystem, löst Komaanfälle aus, erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, zerstört das Sehvermögen, die Wundheilung und die Nierenfunktion.

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