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Renaturierung der Moore

Unterschätzte Moore Renaturierung der Moore

Stand: 15.09.2017

Schwarzerle mit Wurzeln im Wasser | Bild: picture-alliance/dpa

Um kultivierte Moore daran zu hindern, Treibhausgas zu emittieren, gibt es nur einen Weg: Sie müssen "vernässt" werden. Dazu ist es nötig, Pumpanlagen abzuschalten, Entwässerungsgräben zu schließen und Dämme zu errichten. Oft werden Rohrleitungssysteme zur Kontrolle der zu- und abfließenden Wassermengen benötigt.

Schritt für Schritt entwickeln sich ursprüngliche Standortsbedingungen. Im Falle eines früheren Hochmoores entsteht das saure Milieu aufs Neue. Läuft alles nach Plan, saugt sich der Boden voll, es kommt zum Luftabschluss, das Moor beginnt wieder zu wachsen und CO2 zu speichern. Einige Jahrzehnte braucht es, dann ist die Vitalisierung vollendet.

Während des Renaturierungsprozesses benötigt ein Moor Pflege. Durch landwirtschaftliche Nutzung und andauerndes Düngen haben sich viele Nährstoffe im Boden angesammelt. Algen und andere Pflanzen drohen die genügsamen Torfmoose zu überwuchern und die sensible Lebensgemeinschaft Moor aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Probleme bei der Moorerneuerung

Seit dem 18. Jahrhundert wurden Moore in Äcker und Grünlandflächen umgewandelt. In Bundesländern wie Niedersachsen haben sich ganze Regionen mit dieser Situation arrangiert. Bauern beharren auf ihren Flächen; sinkende Ernteerträge und geringere Subventionszahlungen kommen für Hardliner nicht infrage.

Selbst Bürger, die mit der Agrarwirtschaft nichts zu tun haben, widersetzen sich der Rückkehr der Moore. Ihnen graut vor dem Verlust altbekannter Kulturlandschaften, sie fürchten Mückenplagen, nasse Keller und den Wertverlust ihrer Häuser. Viele Hobby- und Profigärtner wollen nur ungern auf Torf verzichten.

Feuchtgebiet - und trotzdem Kulturland?

Ein Wiederherstellen der weiträumigen Moorflächen vergangener Zeit scheint illusorisch. Aber die Schaffung ähnlicher Lebensräume in ausgewählten Gegenden und der Erhalt der Restmoore ist möglich. Forscher wie der Moorökologe Professor Hans Joosten (Universität Greifswald) arbeiten an Lösungen, die einerseits die skeptischen Landwirte und Torfstecher "mitnehmen", andererseits Feuchtgebieten neuen Raum geben.

Joosten empfiehlt den Anbau von Moosen auf nassen Flächen (Paludikultur; nach lat. palus - Sumpf). Die Moose werden regelmäßig geerntet, getrocknet, und als Torfersatz etwa im Gemüseanbau verwendet. Im Gegenzug wird die Ausbeutung alter Moore eingestellt.

Ein anderes in Bayern erprobtes Bewirtschaftungsmodell sieht den Stopp des Ackerbaus und die Aktivierung von Mooren vor. Die Bauern wechseln von der konventionellen Bewirtschaftung zur Haltung von Extensivrindern oder Wisenten über und produzieren hochwertiges Öko-Fleisch. In Mecklenburg-Vorpommern wird versucht, Forstwirtschaft auf wiederbelebten Moorflächen zu betreiben. Schwarzerlen gedeihen auf feuchtem Boden, Probleme bereiteten allerdings Holzeinschlag und Abtransport auf dem matschigen Untergrund.

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Goldenstedter Moor in Niedersachsen | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Unterschätzte Moore Was sich im Torf verbirgt

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