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Männliche und weibliche Stimme

Nicht ohne meinen Kehlkopf Männliche und weibliche Stimme

Stand: 26.05.2017

Der geöffnete Mund eines Jungen | Bild: picture-alliance/dpa

Da Männer etwa ein Viertel längere Stimmlippen haben als Frauen, erzeugen sie einen Grundton von rund 125 Hertz. Die normale Frequenz der weiblichen Stimme liegt bei durchschnittlich 200 Hertz, bei Kindern beträgt sie rund 400 Hertz. Trainierte Sängerinnen und Sänger schaffen ein Vielfaches dieser Frequenz. Der gesamte Stimmumfang beider Geschlechter ist gleich. Er umfasst zwischen 1,3 bis 2,5 Oktaven, setzt bei Männern allerdings eine Oktave tiefer ein als bei Frauen.

Ausgebildete Sängerinnen und Sänger nutzen die Möglichkeit, ihre Stimme zu trainieren. Durch spezielle Atemübungen und einen damit verbundenen Muskelaufbau können sie das Zusammenspiel von Atmung, Stimmlippen, Mund- und Rachenraum optimal zur Klangerzeugung nutzen.

Töne fahren Achterbahn - der Stimmbruch

Mit der Pubertät, die zwischen dem zwölften und fünfzehnten Lebensjahr einsetzt, verändert sich die menschliche Stimme. Sie wird um rund eine Oktave tiefer und fülliger. Auslöser dieser Veränderung ist das Hormon Testosteron, das den Kehlkopf und die kindlichen Stimmlippen wachsen lässt. Sie werden um gut einen Zentimeter länger und dicker, wodurch sie langsamer schwingen und dadurch tiefere Töne erzeugen.

Dieser Wandel ist bei Buben auch äußerlich sichtbar, wenn der Adamsapfel durch das Wachstum des Kehlkopfs am Hals hervor tritt. Ein weiteres hörbares Zeichen des Wandels ist der sogenannte Stimmbruch (auch Stimmwechsel oder Mutation). Er entsteht, weil die beiden Stimmbänder unterschiedlich schnell wachsen und auch die Muskulatur sich erst anpassen muss. Da sich Stimmbänder aufgrund dieser Anpassungsschwierigkeiten und des ungleichen Wachstums nicht dicht schließen lassen, kommt es zu den bekannten Begleiterscheinungen des Stimmbruchs: Die Stimme wird bisweilen rau und brüchig oder gerät ganz außer Kontrolle und vollführt regelrechte Oktavensprünge.

Obwohl sich auch die Mädchenstimme während der Pubertät um eine Terz oder Quarte absenkt, macht sich der weibliche Stimmbruch nicht deutlich bemerkbar. Grund ist das geringere Wachstum der Stimmlippen, die nur um einen bis zu drei Millimeter länger werden.

Auf dem Weg zur "Greisenstimme"

Im Alter steht beim Menschen erneut eine Stimmveränderung an. Die Stimmlippen verlieren an Geschmeidigkeit, Bändern und Muskeln mangelt es an Elastizität. Die Stimme alter Menschen wird oft brüchig und rau. Frauenstimmen werden durch die Hormonumstellung während der Wechseljahre zudem etwas tiefer. Männern droht dagegen eine hohe "Greisenstimme": Mangels eines elastischen Bindegewebes werden die Stimmbänder beim Sprechen stark angespannt; es fehlt an Grundschwingung und durch starre Stimmlippen pfeift Luft hindurch.

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