Bayern 2 - radioWissen


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Die Polizei des Körpers

Von: Kathrin Hasselbeck / Sendung: Kathrin Hasselbeck

Stand: 21.02.2014 | Archiv

Mensch, Natur und UmweltRS, Gy

Rund um die Uhr, Tag für Tag steht unser Körper unter Beschuss, im Feindkontakt mit Bakterien, Viren, Pilzen - mit Krankheitserregern. Dagegen hat er einen vielschichtigen Schutz aufgebaut: das Immunsystem.

Neben den äußeren Barrieren - allen voran die Haut, die uns wie ein Schutzmantel umhüllt - verfügt unser Verdauungssystem über seine eigene Abwehrstrategie: Rund einhundert Billionen Bakterien bilden vom Mund bis in den Dickdarm einen Schutzfilm, der Keime abhält. Im Magen herrscht außerdem eine sehr saure Umgebung, die Schädlinge vernichtet.

Aktiv gegen Erreger - angeborenes und erworbenes Immunsystem

Kern unserer Immunabwehr sind die Immunzellen. Sie können aktiv gegen Erreger vorgehen. Ein Teil von ihnen ist angeboren und unspezifisch, aber es gibt auch den erworbenen Teil, also Zellen, die dazulernen und sich speziell auf einen bestimmten Erreger einstellen können.

Zunächst ist aber Notfallhilfe angesagt, wenn ein Erreger eingedrungen ist. Also reagiert der Körper mit einem automatisierten System aus Immunzellen: Sie erzeugen eine Entzündung und markieren die Keime, damit sie schneller aufgefunden und zerstört werden können. Fresszellen und Natürliche Killerzellen beginnen damit, die Fremdkörper zu vernichten. Gleichzeitig präsentieren die Fresszellen aber auch  Bruchstücke des Erregers - so genannte Antigene - nach außen, damit sich andere Immunzellen individuell darauf einstellen können.

Das erledigen T- und B-Zellen. Sie gleichen ihre Oberfläche nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip so lange mit den Antigenen ab, bis sie ganz genau passen. Dann teilen sie sich und bilden einen Klonhaufen von individuell zugeschnittenen Vernichtungszellen. Die B-Zellen produzieren dabei noch Antikörper, die sich frei im Blut bewegen und damit Erreger im ganzen Körper aufspüren und vernichten können. Hat unser Immunsystem einmal eine individuelle Abwehr gegen einen Erreger entwickelt, wird es diese nicht mehr vergessen. Kommen wir erneut mit demselben Erreger in Kontakt, kann er diesmal viel schneller vernichtet werden.

Fehler im System

In einem so komplexen System wie unserer Immunabwehr können aber auch Fehler vorkommen. Richten sich die Immunzellen gegen körpereigene Bestandteile aus, spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Auch Allergien bedeuten fehlerhafte Körperreaktionen, denn unser Immunsystem entwickelt eine Abwehr-Attacke gegen eigentlich harmlose Stoffe - und zwar jedes Mal, wenn wir damit in Berührung kommen.

Im Gegensatz dazu kann unser Körper bösartige Tumoren nicht selbst bekämpfen, weil er das Gewebe nicht als fremd erkennt - wie auch, es handelt sich ja um körpereigene Zellen. Forscher arbeiten daran, wie sie das Immunsystem dazu anregen können, Tumoren zu bekämpfen - sozusagen als körpereigene Waffe gegen den Krebs.


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