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Theresienstadt Glossar

Stand: 20.01.2014 | Archiv

BegriffErklärung
AuschwitzDas Lager wurde 1940 nahe der polnischen Stadt Oswiecim errichtet. 1941 kam zum Stammlager die Anlage Birkenau (Auschwitz II) hinzu. Hier wurden Juden aus ganz Europa sowie Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. In Monowitz (Auschwitz III) befand sich ein Industriegebiet der IG Farben (Interessen-Gemeinschaft der Farbenindustrie); hier wurden Häftlinge als Arbeitssklaven ausgebeutet.
Kleine FestungIm späten 18. Jahrhundert ließ Kaiser Joseph II. Theresienstadt als Garnisonsstandort erbauen. Der Ort bestand aus zwei Teilen: der Garnisonsstadt und einer Sonderanlage, der Kleinen Festung. Nach der Schaffung des Reichsprotektorats nutzte die Prager Gestapo die Kleine Festung 1940/41 als Gefängnis. Im Jahr darauf entstand in der Garnisonsstadt ein Sammel- und Durchgangslanger zunächst für tschechische, später auch für deutsche Juden.
Reichsprotektorat Böhmen und MährenIm Herbst 1938 löste die NS-Führung die so genannte Tschechen-Krise aus. Ziel war die Eingliederung deutsch besiedelter Randgebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens in das Deutsche Reich. Diese Gegenden waren nach dem Ersten Weltkrieg einem neu gegründeten Staat, der Tschecho-Slowakei, zugeschlagen worden. Durch Propaganda und Förderung separatistischer Gruppen verschärfte das Nazi-Regime seit 1933 die "sudentendeutsche Frage", schließlich drohte Hitler mit Krieg. Seine Gebietsansprüche wurden auf der Konferenz in München (28. September 1938) erfüllt. Im März 1939 erklärte sich auf Betreiben der deutschen Regierung die Slowakei für unabhängig. Am 15./16. März drohte Hitler der tschechischen Regierung mit einem Militärschlag und zwang sie, der Errichtung eines "Reichsprotektorats Böhmen und Mähren" zuzustimmen. Mehr als sieben Millionen Tschechen lebten bis 1945 im Schatten des Hakenkreuzes - in einem Mix aus Widerstand, Anpassung und Kollaboration. Grausame Verbrechen der deutschen Besatzer, Hinrichtungen, die Auslöschung des Dorfes Lidice im Sommer 1942 etc. ließen die Emotionen ebenso hoch kochen wie die Vertreibung von etwa zwei Millionen Sudentendeutschen nach dem Ende des "Dritten Reiches".
SS, SchutzstaffelnSchon in den frühen 1920er Jahren umgab sich Adolf Hitler gern mit Leibwächtern. Nach dem gescheiterten Putschversuch 1923 in München der Wiedergründung der NSDAP 1925 ließ der "Führer" einen persönlichen Sicherheitsdienst aufbauen, der zunächst als "Stabswache", dann als "Schutzstaffeln" bezeichnet wurde. 1929 wurde Heinrich Himmler zum "Reichsführer SS" ernannt und machte die Truppe zur Basis seiner späteren Machtposition. Himmler sah die SS als rassische Elite eines künftigen großgermanischen Reiches. Beim so genannten "Röhm-Putsch" bewies die SS ihre Loyalität gegenüber Hitler, ermordete Führer der Sturmabteilungen (SA) und wurde zum Dank organisatorisch unabhängig. Während des "Dritten Reiches" kontrollierte die SS Deutschlands Polizei, verfügte über eine eigene Kampftruppe (Waffen-SS) und war auch im Bereich der Geheimdienste aktiv. Die Konzentrationslager unterstanden ebenfalls der SS. Basierend auf der Zwangsarbeit in den KZ nahm die Organisation auch Einfluss auf die Wirtschaft. Himmler ließ sich zudem die Verantwortung für die deutsche Siedlungs- und Vertreibungspolitik übertragen. Die Planung und Durchführung der "Endlösung der Judenfrage" oblag der SS. 1946 wurde die Organisation, die in nahezu alle NS-Verbrechen verstrickt war, vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur verbrecherischen Organisation erklärt.

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