Bayern 2 - radioWissen


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Pickelhaube und Kokosnuss

Von: Hellmuth Nordwig / Sendung: Klaus Uhrig

Stand: 31.07.2017 | Archiv

GeschichteMS, RS, Gy

Neupommern, Bismarck-Archipel, Neubrandenburg: Die Namen der Inseln sind so unbekannt wie die Geschichte der deutschen Südsee-Kolonialherrschaft. Nur ein paar Jahrzehnte währt dieses Abenteuer in einer entlegenen Weltgegend.

Es sind Händler, die sich als erste Deutsche in der Südsee niederlassen. Zum Beispiel Walfänger - Waltran wird im 19. Jahrhundert für die Kerzenherstellung benötigt. Ohne viel Federlesens reklamieren etwa ab dem Jahr 1860 verwegene Handelskapitäne Inseln für sich, die noch keine anderen Kolonialmächte besetzt haben. Ein Deutsches Reich gibt es noch nicht - und darum fragen die Geschäftsleute auch nicht lange.

Die Kolonien werden nachträglich anerkannt

Dieser Zustand dauert bis 1885 an. Dann einigen sich Deutschland und Großbritannien darauf, den Ostteil von Neuguinea unter sich aufzuteilen. Ein Teil fällt an die deutsche Neuguinea-Kompagnie und wird als "Schutzgebiet" des Reiches auf den Namen Kaiser-Wilhelms-Land getauft. Erst 1899 wird daraus offiziell die Kolonie Deutsch-Neuguinea. Dazu gehören auch die meisten Inselgruppen Melanesiens und Mikronesiens, die Deutschland von den Spaniern abkauft - insgesamt eine Fläche, die mehr als zehn Mal so groß ist wie das Deutsche Reich.

Sonderfall Samoa

Um Samoa liefert sich Deutschland einen Wettstreit mit Briten und Amerikanern. Der Grund ist ein Bestseller: Otto Ehlers' "Samoa - Perle der Südsee". Das Buch wird sogar im Reichstag zitiert - und Samoa in Folge dessen deutsche Kolonie. Die Bewohner gelten als "edle Wilde", denen Eisenketten und Prügelstrafen erspart bleiben. Der Gouverneur Wilhelm Solf verfügt sogar, dass die Deutschen auf Samoa als "Fremde" bezeichnet werden. Bis heute genießt Solf auf Samoa einen hervorragenden Ruf.

Anders Gustav Boeder auf Ponapeh, der Hauptinsel Mikronesiens. Er hält nicht viel davon, die naturverbundenen Bräuche der Südseebewohner zu respektieren, wie es die meisten anderen Gouverneure tun. Seine Versuche, den Einheimischen Zucht und Ordnung beizubringen, zahlen sich jedoch nicht aus: 1910 verüben Inselbewohner ein Massaker an den Herrschern. Wer es überlebt, verschanzt sich in der Hauptstadt Kolonia. Erst nach Wochen trifft Unterstützung aus Deutschland ein. Das ist die einzige militärische Aktion in dieser Region geblieben: Kurze Zeit später bricht der Erste Weltkrieg aus und beendet die Episode der deutschen Südseekolonien.


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