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Das Thema Mao und der Bürgerkrieg

Stand: 15.07.2013 | Archiv

Der chinesische Staatsmann Mao Zedong proklamiert am 1. Oktober 1949 die Gründung der Volksrepublik China | Bild: picture-alliance/dpa

Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima am 6. August 1945 und auf Nagasaki am 9. August kapituliert Japan. Der Krieg ist zu Ende. Chiang Kai-shek lässt sich in Peking als Sieger feiern, aber der eigentliche Sieger heißt Mao Zedong:

China nach dem Krieg: Mao rüstet zum Sturm auf Peking

Die Kommunisten haben ganz Nordchina unter Kontrolle und bestimmen die Geschicke von über 50 Millionen Menschen im fruchtbarsten Teil des Landes, die Rote Armee ist auf 1.000 000 Million Soldaten angewachsen. Als Vorsitzender des Zentralkomitees und Vorsitzender des Politbüros ist Mao der unumstrittene Alleinherrscher über eine treu ergebene Gefolgschaft, die sich zum Befreiungsschlag rüstet.

Showdown: Der Bürgerkrieg bricht aus

Aber noch ist Chiang, dessen Einfluss sich nur noch auf Südchina beschränkt, nicht bereit, die Waffen zu strecken. Er weigert sich vehement, den Status quo zu akzeptieren oder einen Konsens mit den Kommunisten anzustreben. Obwohl die Weltmächte und vor allem die Amerikaner zu vermitteln versuchen, flackert daher der Bürgerkrieg erneut mit voller Härte auf. Diesmal behalten Maos Rotarmisten die Oberhand. Chiangs Regime hat abgewirtschaftet. Die Armee ist kriegsmüde, die Korruption greift wie eine Seuche um sich, die Regierung und selbst Chiang Kai-shek stehen im Verdacht, amerikanische Finanzhilfen zu unterschlagen. Die Städte hungern, quellen über von Vertriebenen und Obdachlosen, eine galoppierende Hyperinflation frisst die letzten Reserven auf. Nach anfänglichen Erfolgen verlieren Chiangs marodierende, demoralisierte und zunehmend verhasste Truppen zunehmend an Boden, seine Soldaten laufen scharenweise zu den Kommunisten über, der Widerstand bricht zusammen. Als im Januar 1949 kommunistische Verbände in Peking einziehen, ist die Machtfrage entschieden: Mao hat gesiegt, Chiang Kai-shek tritt am 21. Januar zurück.

Neubeginn: Die Geburt der Volksrepublik China

Acht Monate später ist Mao am Ziel. Am 1. Oktober 1949 ruft er auf dem Platz des Himmlischen Friedens die Volksrepublik China aus. Als Vorsitzender des Revolutionären Militärrats und des Zentralen Volksregierungsrats kontrolliert er die entscheidenden Schaltstellen des kommunistischen Staates. Aus Angst vor Rache und Repressalien retten sich über eine Million Kuomintang-Anhänger nach Taiwan, am 10. Dezember folgt ihnen Chiang Kai-shek. Der Massenexodus ins Exil ist allerdings keine kopflose Flucht, sondern ein gut vorbereitetes Unternehmen. In der Zeit zwischen Chiangs Rücktritt und Maos Machtergreifung ist der Kuomintang gelungen, sämtliche Geldreserven und bedeutende Kunstschätze außer Landes zu schaffen.

Maos neues China hat indessen mit alten Problemen zu kämpfen: Die Staatskassen sind geplündert, die Inflation galoppiert ungebremst. Heere verarmter Wanderarbeiter und Tagelöhner durchstreifen das Land, die Massen hungern, 40 Jahre Bürgerkrieg und der Kampf gegen Japan haben China ausgeblutet. Jetzt warten 500 Millionen Menschen, fast ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung, darauf, dass Mao seine Versprechen einlöst, dass der Kommunismus endlich Gerechtigkeit und Wohlstand für alle schafft.


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