Bayern 2 - radioWissen


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Download-Center Einsatz im Unterricht

Stand: 27.10.2014 | Archiv

Vorarbeit

  • Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass die jüdische Gemeinde Regensburgs eine der ältesten und bedeutendsten Religionsgemeinschaften im deutschen Sprachraum ist. Sie erhalten Einblick in das jüdische Leben in der Donau-Metropole vom 10. Jahrhundert bis zur Vertreibung der Juden im Jahr 1519. Dabei wird den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass es Momente harmonischen Zusammenlebens und Phasen brutaler Verfolgung gab. Sie können nachvollziehen, dass es Regensburg zeitweise ein blühendes Judentum existierte und dass die jüdischen Bürger maßgeblich zur Entwicklung von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur in der mittelalterlichen Stadt beitrugen.

Die Sendung im Unterricht

Hinführung zum Thema: Die Lehrkraft zeigt die von Albrecht Altdorfer gezeichnete Innenansicht der Regensburger Synagoge und zwei oder drei weitere Bildzeugnisse jüdischen Lebens in Deutschland. Die Schülerinnen und Schüler äußern ihre Vermutungen darüber, was auf den Bildern zu sehen ist. Anschließend sollen sie berichten, was sie über das Judentum und seine Geschichte in Deutschland wissen.
Zur Ergänzung der Schülerbeiträge kann die Lehrkraft einige Informationen als Rahmenwissen vermitteln, beispielsweise:

  • Seit dem 8. Jahrhundert fördern weltliche und geistliche Herren die Ansiedlung jüdischer Gemeinden in deutschen Städten.
  • Anfangs leben Juden und Christen in gutem Einverständnis.
  • Ab dem 12. Jahrhundert werden sie verstärkt als Christenfeinde gebrandmarkt, verfolgt und ermordet.
  • Im Falle von Seuchen oder Naturkatastrophen, die die Menschen des Mittelalters als Strafe Gottes wahrnehmen, dienen Juden schnell als Sündenböcke.
  • Juden leben im Mittelalter fast ausschließlich als kleine Minderheiten in Städten. Solange die Zeiten gut sind, besteht ein friedliches Miteinander zwischen Juden und Christen.
  • In schlechten Zeiten wächst die Intoleranz, besonders in der allgemeinen Krisenzeit des Spätmittelalters werden die jüdischen Gemeinden bedroht, verfolgt und vertrieben.
  • Ein Beispiel dafür ist das Schicksal der jüdischen Gemeinde in Regensburg; sie wird 1519 ausgelöscht.

Hören

Nun kann die Lehrkraft ein Bild des Dani-Karavan-Denkmals auf dem Regensburger Neupfarrplatz zeigen und fragen, was darauf zu sehen ist. Die Schüler äußern ihre Vermutungen und erfahren anschließend, dass an dieser Stelle einst die Regensburger Synagoge stand. Wie, wann und warum sie zerstört wurde, erzählen die Sendung und die Audio-Ausschnitte.

Nachbearbeitung

Nacharbeit: Die Arbeitsblätter und Arbeitsaufgaben dienen der Festigung des im Radiobeitrag vermittelten Wissens. Die Audioclips können zur Motivation und thematischen Strukturierung des Unterrichtsgesprächs oder als Ergänzung der Arbeitsblätter eingesetzt werden. Arbeitsblatt 1: "Was geschah wann?". Anhand einer selbst zu füllenden Zeittafel verankern die Schülerinnen und Schüler wichtige Daten und Ereignisse der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Regensburg. Arbeitsblatt 2: "Daten und Fakten zum Regensburger Judenviertel". Die Schülerinnen und Schüler sichern das im Radiobeitrag vermittelte Wissen über Lage, Größe und Bauweise des mittelalterlichen Judenviertels sowie wichtige Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde. Arbeitsblatt 3: "Ursachen der Vertreibung". Die Schülerinnen und Schüler werden zunächst mit den judenfeindlichen Ansichten eines Augenzeugen der Vertreibung konfrontiert und arbeiten zentrale Argumente der christlichen Judenfeindschaft zu Beginn des 16. Jahrhunderts. In einem zweiten Arbeitsschritt setzen sie sich mit einer aktuellen Analyse der Vertreibungsgründe auseinander und werden aufgefordert, ihr eigenes Resümee aus den abweichenden Darstellungen zu ziehen. Arbeitsblatt 4: "Der Hass regiert". Die Schülerinnen machen sich mit dem Auslöser, den Umständen, dem Ablauf und den Folgen der Vertreibung des Jahres 1519 vertraut.

Arbeitsgruppen

Arbeitsgruppe 1: Das Regensburger Judenviertel

  • Beschreibt die Bauweise der Häuser!
  • Wie präsentiert sich die Synagoge den Besuchern der Stadt?
  • Welche Bedeutung hat die Talmudschule?
  • Ist das Viertel ausgegrenzt oder in die Stadt integriert?
  • Wann wird das Regensburger Judenviertel zum Ghetto?

Arbeitsgruppe 2: Berufe, Tätigkeiten der Regensburger Juden

  • In vielen Städten des Mittelalters zählen die meisten Juden zur Schicht der Dienstboten und Tagelöhner. Wie sieht es in Regensburg aus?
  • In welchen Berufen arbeiten die Regensburger Juden während der Blütezeit ihrer Gemeinde im Hochmittelalter?
  • Welche Tätigkeiten üben sie überwiegend im Spätmittelalter aus?

Arbeitsgruppe 3: Leben und Werk bedeutender Persönlichkeiten

  • Rabbi Menachem ben Mekhir
  • Rabbi Petachja
  • Rabbi Jehuda he-Chassid

Arbeitsgruppe 4: Das Ende der jüdischen Gemeinde

  • Wann und warum verschlechtert sich das städtische Klima für die Juden?
  • Warum zeigen sich im christlichen Glauben um 1500 zunehmend Radikalisierungstendenzen?
  • Wie kommt es in Regensburg zu Pogrom und Vertreibung?

Arbeitsgruppe 5: Verschüttet, vergessen, wiederbelebt - Regensburg erinnert an die jüdischen Gemeinde

  • Beschreibt, wie die Kunst des Bildhauers Dani Karavan hilft, die jüdische Geschichte zu verstehen!
  • Wie präsentiert das Museum "document Neupfarrplatz" das Regensburger Judenviertel.

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Mittelschule
6. Jahrgangsstufe
Geschichte - Sozialkunde - Erdkunde, 6.5 Das Mittelalter, 6.5.2 Lebensbedingungen: politische Grundlagen: das römisch-deutsche Reich, religiöse Grundlagen, 6.5.3 Lebensformen: städtische Lebenswelt, 6.5.5 Arbeitsweisen, Arbeitstechniken: eine Exkursion zu einem mittelalterlichen Baudenkmal in der eigenen Region vorbereiten und dokumentieren

Lehrplan für die bayerische Realschule
7. Jahrgangsstufe
Geschichte, 7.2 Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur im Mittelalter. Leben der Adeligen, Leben und Arbeiten in der Stadt: die Bedeutung des Marktes, Fernhandel; Selbstverwaltung und soziale Verhältnisse. Begegnungen von Völkern, Religionen und Kulturen: Zusammenleben von Juden und Christen in Europa

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
7. Jahrgangsstufe
Geschichte, 7.1 Die mittelalterlichen Grundlagen Europas: Entstehung des mittelalterlichen Kaisertums, Kirche und weltliche Herrschaft im Wandel, Stadt, u. a. Selbstverwaltung, soziale Fürsorge, Handel, Ausgrenzung von Bevölkerungsgruppen: Juden, Ketzer; 7.2 Die Herausbildung der frühneuzeitlichen Staatenwelt: Bayerns Entwicklung zum Territorialstaat; Exemplarische Vertiefungen zu 7.1 und 7.2: unsere Heimatregion oder unsere Stadt im Mittelalter


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