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Der erste weibliche Pharao Kriegsherrin und Architektin

Stand: 05.04.2013 | Archiv

Übersicht vom Terrassentempel der Königin Hatschepsut von Deir el-Bahari aus der 18. Dynastie. Der vollständig aus feinem Kalkstein errichtete Bau zählt zu den bedeutendsten und eigenwilligsten Schöpfungen der ägyptischen Tempelarchitektur | Bild: picture-alliance/dpa

Obwohl sie als "Friedensfürstin" berühmt geworden ist, war Hatschepsut auch in zahlreiche kriegerische Handlungen verwickelt. So war die Wiedereröffnung der Türkisminen auf dem Sinai mit kriegerischen Auseinandersetzungen gegen Nomadenstämme verbunden.

Hatschepsut in Kriegshandlungen

Es gibt auch Hinweise auf die Niederschlagung von Aufständen im von Ägypten beherrschten Nubien. Entscheidend ist aber die Tatsache, dass Ägypten während ihrer Herrschaft durch die Nachbarn respektiert wurde. Hatschepsut hat wohl die Grenzen des Reiches durch militärische Kontrolle gesichert, denn erst nach ihrem Tod sollten gefährliche Aufstände in Syrien und Palästina ausbrechen, die ihr Nachfolger Thutmosis III. mit aller Härte niederschlagen ließ.

Die Expedition ins Lande Punt

Da Hatschepsuts Regierungszeit überwiegend friedlich verlief konnte sie sich anderen Plänen widmen. Gemäß einer Inschrift im Tempel Deir el-Bahari erhielt sie von Amun den Auftrag, eine Expedition ins sagenhafte Land Punt zu unternehmen, um die für Tempelrituale unerlässlichen Harze und lebende Weihrauchbäume mitzubringen. So ließ sie im neunten Jahr ihrer Regierung die berühmte Handelsexpedition nach Punt aufbrechen. Die Reise war mühsam und riskant, da die Schiffe nach kurzer Nilreise nach Norden durch die Wüste nach Osten zum Roten Meer getragen und dort wieder zusammengebaut werden mussten bevor man weitersegeln konnte. Lebendige Szenen schildern in Hatschepsuts Totentempel die Abenteuer der Expedition und den freundlichen Empfang in Punt. Wertvolle Güter konnten von dort mitgebracht werden - kostbare Harze, Edelhölzer, Elfenbein und seltene Tiere. Hatschepsut nahm diese in Karnak persönlich in Empfang - es sollte einer ihrer größten Erfolge werden. Heute gilt die Expedition nach Punt als erste botanische Sammelreise der Geschichte.

Hatschepsuts Bautätigkeit

Obelisk der Pharaonin Hatschepsut auf dem Gelände des Amun-Tempels

Ägypten war unter Hatschepsut wieder ein reiches Land geworden, die Handelswege nach Süden und Osten standen offen, es flossen reichlich Tributabgaben aus Gebieten, die unter ägyptischer Verwaltung und Schutz standen. Auf diesem Reichtum aufbauend begann Hatschepsut mit einem gigantischen Tempelbauprogramm. Der Schwerpunkt lag dabei in Theben, wo sie fast ununterbrochen am Tempel in Karnak gebaut haben muss. Karnak erhielt ein zweites Paar Obelisken - dieses Mal zur Gänze vergoldet - zum 15jährigen Thronjubiläum, einen Schiffsschrein (der Rote Tempel) für das Prozessionsboot das Amun, einen neuen südlichen Pylon (Tortum), einen neuen Königspalast und eine Reihe von Ausbauten der Prozessionsgänge. Diese Prozessionen ermöglichten dem einfachen Volk das Erscheinen des Gottes leibhaftig mitzuerleben. Normalerweise ruhte der Gott, personifiziert durch sein Kultbild, abgeschirmt und vor aller Augen verborgen in seinem Schrein im Tempel. Er war für den einfachen Mann nicht zu fassen. Nun ergab sich für die Bevölkerung eine neue Erfahrung der Gottesnähe, die zu einer verstärkten Frömmigkeit führte. Doch das großartigste aller Bauwerke war ihr eigener Totentempel in Deir el-Bahari.


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