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Der erste weibliche Pharao Hatschepsuts Bauten und ihr Ende

Stand: 05.04.2013 | Archiv

Terrassentempel der Hatschepsut | Bild: picture-alliance/dpa

Hatschepsuts ehrgeizigstes Projekt war ihr eigener Totentempel in Deir el-Bahari, gegenüber der Stadt Luxor. Errichtet inmitten der ausgedörrten Wüste ist der Tempel eines der schönsten Bauwerke der antiken Welt.

Der Königstempel von Deir el-Bahari

Der Tempel besteht aus drei stufenförmig in den Fels gehauene Terrassen. Die Säulenhallen waren durch eine offene Treppe miteinander verbunden, die direkt aus dem Stein gemeißelt war und in der Mitte des Tempels aufwärts zum dunklen Heiligtum des Amun führte. Der Tempel war mit einer Reihe kolossaler Statuen geschmückt, die Hatschepsut als lebenden Osiris mit entweder der weißen Krone von Südägypten oder der Doppelkrone beider Länder zeigen. Als Architekt dieses architektonischen Meisterwerks gilt Hatschepsuts Günstling Senenmut.

Senenmut

Senenmut gilt als "Graue Eminenz" hinter Hatschepsut. Seine Stellung als Vertrauter der Königin begann mit seiner Ernennung als "väterliche Amme" für Prinzessin Neferure. Es existiert eine Skulptur, mit einer in der ägyptischen Kunst einmaligen Haltung, die Senenmut in einer beschützend umarmenden, väterlichen Geste mit Neferure zeigt und die das Gerücht aufkommen ließ, er und die Königin seien ein Liebespaar gewesen. Wofür es allerdings keinerlei Beweise gibt. Senenmut stammte wahrscheinlich aus einfachen Verhältnissen. Es bleibt offen, woher er die Schriftkenntnisse hatte, die Menschen seiner Herkunft meist verwehrt blieben. Er hatte mehr als 80 Titel und Ämter inne, als wichtigstes die Verwaltung des königlichen Vermögens und später das Amt des Vermögensverwalters des Amun. Außerdem leitete er verschiedene Bautätigkeiten der Königin, die ihm zahlreiche Privilegien gewährte. Mehrere Abbildungen im Tempel von Deir el-Bahari weisen auf ein sehr enges Verhältnis zwischen Hatschepsut und ihrem obersten Berater hin. Wir wissen nicht, wann Senenmut starb. Sein "Verschwinden" könnte mit dem Tod von Prinzessin Neferure zusammenhängen. Seine Gräber wurden geschändet, sein Namen und seine Gestalt beschädigt oder zerstört. Die Gründe dafür bleiben im Dunklen.

Das Ende einer Ära

Eine einzelne Stele berichtet, dass Hatschepsut am 10. Tag des sechsten Monats des 22. Jahres ihrer Regierungszeit starb. Thutmosis III. regierte danach noch 33 Jahre sehr erfolgreich alleine weiter. Gegen Ende seiner Amtszeit wurde versucht, Hatschepsut aus allen Aufzeichnungen zu löschen und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Bilder wurden von den Steinwänden gemeißelt und sie wurde aus der offiziellen Geschichtsschreibung entfernt. Die Thronfolge verlief nun ohne Mitregentschaft von Thutmosis II. zu Thutmosis III. Im Tempel von Deir el-Bahari wurden ihre monumentalen Statuen niedergerissen, zerschlagen oder enthauptet und vergraben. Gegenüber, in Karnak, versuchte man sogar, ihre Obelisken zu ummauern. Wir können nur vermuten, warum dies geschah.

Viele Jahre lang nahmen Forscher an, dass es eine persönliche Racheaktionen ihres Nachfolgers gewesen ist. Tatsächlich gibt es keinen Hinweis darauf, dass Thutmosis III. Hatschepsut zu Lebzeiten gehasst oder abgelehnt hat. Außerdem wartete der Pharao zwei Jahrzehnte lang mit dieser Strafaktion. Man vermutet, dass Thutmosis III. gegen Ende seines Lebens seine persönliche Geschichte "aufräumen" und Hatschepsut auf ihren rechtmäßigen Platz als Königin und Regentin nicht aber als Pharao verweisen wollte. So konnte er die Errungenschaften der gemeinsamen Regierung erfolgreich für sich beanspruchen.


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