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Luther, Müntzer und die Bauern

Der Deutsche Bauernkrieg Luther, Müntzer und die Bauern

Stand: 18.09.2017

Porträt von Thomas Müntzer, Theologe und Revolutionär, Kupferstich | Bild: picture-alliance/dpa

Thomas Müntzer wird um 1490 in Stolberg (Harz) geboren. In Leipzig und Frankfurt/Oder studiert er Theologie und arbeitet ab 1515 an verschiedenen Orten als Geistlicher und Lehrer. Zunächst ist er ein Bewunderer Luthers, wandelt sich aber zum Verfechter radikaler Ideen, die weit über Luthers Programm hinausgehen. Noch vor Luther verfasst Müntzer die erste Gottesdienstordnung in deutscher Sprache.

Müntzer fordert eine totale Verchristlichung der Gesellschaft. Vermittlungsinstanzen zwischen Gott und den Menschen darf nicht geben ("Kampf der Pfaffenherrschaft"), jegliche weltlich organisierte und weltliche Interessen verfolgende Ordnung soll vollständig aufgehoben werden. Münzter, der sich als Prophet sieht, rüttelt am Herrschaftsanspruch des Adels zieht eine scharfe Trennlinie zwischen Gottlosen und Gottgefälligen.

Aufständische Bauern, Bürger und Bergknappen sind für den Prediger der Revolution Auserwählte Gottes. Ob sein Gesellschaftsmodell später in eine Art Kommunismus einmünden soll, bleibt unklar, jedenfalls fordert er die Gemeinschaft aller Güter, die Verpflichtung aller zur Arbeit und die Abschaffung aller Obrigkeit.

Müntzer als Bauernführer in Thüringen

In Thüringen schart Thomas Müntzer zahlreiche Anhänger um sich. Im Frühjahr 1525 zettelt er in Mühlhausen eine Revolte an und stürzt den Stadtrat. Er installiert einen "Ewigen Rat" und ruft die Bauern zur Revolte auf. Mit dem Mühlhäuser Haufen zieht Müntzer, der über keinerlei militärische Erfahrung verfügt, nach Frankenhausen und stellt sich mit etwa 8.000 Mann einem Heer der Fürsten zur Entscheidungsschlacht. Mehr als 5.000 Aufständische werden erschlagen. Müntzer gerät in Gefangenschaft, wird tagelang gefoltert und am 27. Mai 1525 hingerichtet. Sein Haupt spießen die Sieger auf eine Stange.

Luther denunziert die Aufständischen

Martin Luther kann sich einer gewissen Sympathie für die Bauern zunächst nicht erwehren. In seiner Schrift "Ermahnung zum Frieden auf die Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben" (April 1525) hofft er noch, dass sich alles zum Guten wenden werde. Besonders gefällt ihm der letzte Memminger Artikel, in dem die Bauern ihre Bereitschaft erklären, sich im Falle eines Irrtums durch die Schrift belehren zu lassen.

Als sich die Gewalttaten der Bauern häufen und das Rütteln an der bestehenden Ordnung nicht mehr zu übersehen ist, schwenkt der Reformator um. Er stellt zwar das Papsttum und die alte Kirche im Frage, doch eine Veränderung der weltlichen Ordnung liegt fernab seiner Vorstellungen. Die Obrigkeit ist für ihn göttlich legitimiert.

Zudem ist Luther Realist und Pragmatiker. Er kennt die Machtverhältnisse im Reich und weiß, dass er ohne die Unterstützung einiger Fürsten auf verlorenem Posten steht. Um seine Förderer nicht zu verschrecken, bezieht er Stellung gegen die Bauern. In seiner Hetzschrift "Wider die mordischen und reubischen Rotten der Bauren" ruft Luther im Mai 1525 zum Kampf gegen die Aufständischen auf. Jetzt sind sie für ihn fast schon leibhaftige Teufel, deren Ausrottung nicht nur Pflicht, sondern geradezu Gottesdienst ist.

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