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Führer auf dem Pfad des Erwachens Glossar

Stand: 07.05.2013 | Archiv

Tibetische Mönche | Bild: picture-alliance/dpa

American way of life
Amerikanische Lebensart

archetypisch
Einem Urbild, einer Urform entsprechend

Bodhisattva
Wörtlich übersetzt "Erleuchtungswesen" bezeichnen Bodhisattva solche Vollkommene, die – obwohl sie sich aus der Mühle des Samsara befreit haben und sich im Zustand der Buddhaschaft befinden – sich aus Mitleid und Liebe zu den unbefreiten Menschen wieder in den Kreislauf aus Geburt und Wiedergeburt begeben.

Bön-Kultur
Die älteste spirituelle Tradition Tibets und der vor dem Buddhismus verbreitete uralte Volksglaube, gegründet von Tönpa Sherab Miwoche im Königreich Zhang Zhung am heiligen Berg Kailash. Die Lehren des Meisters, der nach den Vorstellungen der Bön-Anhänger Buddha Sakyamuni unterrichtete, waren unterteilt in Sutras, Tantras und "Das Höhere Wissen". Nach der Bön-Tradition, die bis heute gelebt wird, heißt die höchste Lehre Dzogchen, die "große Vollendung", nach der "Leerheit" und "Klarheit" untrennbar in allen Individuen und Erscheinungen zusammenfallen.

Buddha
Von "Bodhi", "erwachen", die Bezeichnung für denjenigen, der aus eigener Kraft "erwacht" ist und bereits zu Lebzeiten das Nirvana, das beglückende Er-löschen, erreicht hat, ohne weiter reinkarniert zu werden. Der Buddha verfügt über vollkommene Weisheit und Mitgefühl mit allem Lebendigen.

Buddhaschaft
Ziel des buddhistischen Glaubens: den "grundlegenden Zustand" der Erwachung zu erlangen, zur wahren Natur des Geistes zu finden.

Buddhismus
Vor allem in Asien verbreitete Religion mit weltweit fast 500 Millionen Anhängern. Die Lehre des Gautama Buddha zielt auf die Erlösung des Menschen von seiner Gier und unerfüllten Wünschen, die seine Seele davon abhalten zur Ruhe zu kommen. Erst die Akzeptanz, dass Leben Leiden bedeutet, und die Befreiung von diesen Zwängen ermöglicht dem Menschen wahres Mitgefühl für Menschen, Tiere und Pflanzen zu empfinden.

Chakra
Energiezentrum des menschlichen Körpers. Sieben Chakren (Sanskrit für Rad, Kreis) liegen entlang der Wirbelsäule und werden durch den "Energiekanal" Sushumna verbunden.

Chinesische Kulturrrevolution
Von Mao Zedong verantwortete Terror-Kampagne gegen tatsächliche und angebliche Gegner des Kommunismus in China. Mao nutzte die "Große Proletarische Kulturrevolution", um seine Macht zu festigen. Ihr fielen zwischen 1966 und 1976 mehr als 50 Millionen Menschen zum Opfer.

Dalai Lama
Der "ozeangleiche Lehrer" ist das religiöse und das politische Oberhaupt der Tibeter und die wichtigste kultische Autorität des Tibetischen Buddhismus. Der seit 1940 amtierende 14. Dalai Lama ist der Mönch Tenzin Gyatso.

esoterisch
Ursprünglich: eine auf einen kleinen Personenkreis beschränkte Philosophie, nur für den "inneren Gebrauch". Umgangssprachlich ein Synonym für übersinnlich, metaphysisch, den "inneren Impulsen" folgend.

ethisch
sittlich, moralisch hochstehend

Exilparlament
Eine meist militärisch abgesetzte und/oder geflohene Regierung, die die Staatsgeschäfte aus dem Ausland führt.

fatalistisch
schicksalsgläubig, schicksalergeben

feudalistisch
Am Ständesystem orientiert: Bauern, geistlicher Stand, Adel

Gelug
"Gelbmützen", die jüngste der vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus. Die "Schule der Tugendhaften" orientiert sich bis heute an dem "Lamrim-Stufenweg zur Erleuchtung" des Reformators Tsongkhapa (1357-1419).

Himalaya
Innerasiatische Gebirgskette mit zehn der vierzehn höchsten Gipfel der Erde, ca. 250 bis 350 Kilometer breit und ca. 3000 Kilometer lang.

Indoktrination
Gezielte Beeinflussung von Menschen durch die Manipulation von Informationen

Initiation
Meist mit einem Ritual verknüpfte Aufnahme eines außen stehenden Menschen in eine Gemeinschaft oder Stammesgesellschaft

Karma
In der ursprünglichen Bedeutung: Wirken, Tat. Die spirituelle Auffassung, dass jede Handlung eine Folge hat, die sich erst in einem späteren Leben auswirkt.

Kommune
Kleinste staatliche Verwaltungseinheit – in Form einer Landkommune oft verknüpft mit dem Versuch einer (Zwangs)gemeinschaft, die eigene Versorgung sicherzustellen

Lhasa
Hauptstadt des autonomen Gebiets Tibet

Loyalität
Treue, Verbundenheit

Mandala
Meist kreisförmiges Meditationsobjekt, dessen Herstellung als Bild oder Sandmandala tiefe Konzentration verlangt

Mantra
Meditativ gesprochene Wiederholung bestimmter Worte oder Wortfolgen

Meditation
Von Lateinisch "nachsinnen" – eine Entspannungstechnik, die zu innerer Ruhe und gedanklicher Leere als dem Idealzustand für ein höheren Bewusstsein strebt.

Nihilismus
Mehrdeutiger philosophischer Begriff, dessen Kern die (dauernde) Verneinung ist, etwa von Sinn, Werten, allgemeingültigen Aussagen, Gott.

Orientalistik
Überbegriff für wissenschaftliche Disziplinen, die sich mit der Kultur Asiens auseinandersetzen (Arabistik, Semitistik usw.).

Propaganda
Die Verbreitung von Überzeugungen, oft mit dem negativen Unterton der bewussten Manipulation

Reinkarnation
Wiedergeburt

Rinpoche
Wörtlich "der Kostbare", ist Rinpoche der Ehrentitel für einen spirituellen Lehrer (Lama), der als Wiedergeburt eines früheren Meisters anerkannt ist und besondere Weisheit erlangt hat.

Samsara
Der Leidenskreislauf aus Geburt, Alter, Krankheit, Tod und Wiedergeburt, in dem sich die nicht-erwachten Menschen bewegen.

Sanskrit
Altindische Hochsprache

Schamanismus
Archaische Religion, die zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt trennt. Dem Schamanen als wichtigem Mittler gelingt in Trance oder Ekstase der Übertritt in die jenseitige Welt, er bittet dort um Hilfe und erhält Ratschläge.

subtil
verborgen, hintergründig

Sutra
Im tibetischen Buddhismus kurze Lehrsätze des Meisters an seine Schüler, die mit dem formelhaften: "evam me suttam" ("so habe ich es gehört") anfangen.

Tantra
Der "Pfad des Resultats", auf dem über Visualisierung und Meditation (etwa durch Yoga oder das Aufsagen von Mantras), der Blick auf die Wirklichkeit verändert werden soll.

Tibet
Name für das Hochland in Zentralasien und für das etwa die Hälfte des tibetischen Kulturraums einnehmende, von den Chinesen eingerichtete autonome Gebiet Tibet.

transformieren
Im Buddhismus das Verwandeln von Leid in Glück

Personen

Altan Khan (1507-1582)
Als Mitglied einer einflussreichen Familie übernahm Altan Khan im Alter von 40 Jahren die Herrschaft über das mongolische Khan-Reich. Gegen das China der Ming-Zeit verfolgte Altan Khan die Durchsetzung von Handelsrechten und zog bis Peking, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Innenpolitisch förderte er den Kontakt zu den Lamas und die Verbreitung des tibetischen Buddhismus in der Mongolei. 1578 verlieh der Mongolenfürst dem damaligen Großlama Sönam Gyatso den Titel "Dalai Lama" ("Ozean der Weisheit"). Mit dem "Gesetzbuch der Chakhar" sicherte er den Buddhisten Minderheitenrechte.

Buddha, Siddharta Gautama (um 563 v. Chr. - 483 v. Chr.)
Schon die Geburt des Thronfolgers von König Shuddhodana war etwas Besonderes: Siddharta ("der, der sein Ziel erreicht") soll seiner Mutter vor der Niederkunft in Gestalt eines weißen Elefanten erschienen sein. Als der spätere Begründer des Buddhismus in einer Vollmondnacht zur Welt kam, weissagte ihm ein Seher, dass er entweder ein großer Krieger oder ein heiliger Mann werden würde. Um diesen beiden Prophezeiungen zu entgehen, verbrachte er seine Kinder- und Jugendjahre abgeschirmt in einem Palast, er heiratete die Prinzessin Yasodhara und hatte einen Sohn, Rahula ("Fessel"), mit ihr. Im Alter von 29 Jahren war Siddharta die Isolation satt und unternimmt Ausfahrten in die Umgebung. Zum ersten Mal in seinem Leben sieht er Leid: Aus dem Anblick eines Greises, eines Kranken, einer Leiche und eines Asketen schließt er auf die vier Realitäten Alter, Krankheit, Tod und Schmerz. Er begreift, dass es kein dauerhaftes Glück in der Welt gibt und fasst den Vorsatz, einen Weg aus dem Leid zu finden. Zunächst probiert er es mit strenger Askese, die ihn fast das Leben kostet. Ein Bettelmönch macht ihm bewusst, dass die Befreiung nur über die Erkenntnis der wahren Natur gelingt. Um innere Ruhe zu finden, meditiert Siddharta. Im Alter von 35 Jahren erlebt er sechs Tage und Nächte in tiefster Versenkung, bis er zu der Einsicht über die Lehre von der Seelenwanderung, über die "vier edlen Wahrheiten" und über frühere Geburten "erwacht". Sieben Wochen bleibt Buddha unter der Pappelfeige sitzen, dann trifft er fünf Wanderasketen, seine ersten Schüler. 45 Jahre zieht Buddha durch den Nordosten Indiens und spricht über den "mittleren Pfad" zwischen Luxus und Askese und den achtfachen Pfad von Tugend, Meditation und Weisheit. Die Namen Buddha (der "Erwachte") und Shakyamuni ("Weiser aus der Shakya-Familie") sind Ehrentitel und Synonyme. Siddhartas Todesjahr gilt als das Jahr 0 der buddhistischen Zeitrechnung. Der Ort seiner "Erwachung", die Pappelfeige bei Bodhgaya, ist heute ein Pilgerziel.

Dalai Lama (Tenzin Gyatso) (*1935)
Der derzeitige Dalai Lama wurde schon im Alter von drei Jahren als Wiedergeburt des 1933 verstorbenen Thubten Gyatso erkannt, da lebte er unter dem Namen Lhano Thöndup in einem Bauerndorf. Mit vier Jahren kam Lhamo in den Potala-Palast in Lhasa und wurde am 22. Februar 1940 inthronisiert. 1950 übernahm Tenzin Gyatso (so sein neuer Name) auch die politische Herrschaft über Tibet, ein Jahr später gab er seine Zustimmung zu dem "17-Punkte-Abkommen" mit China, in dem Mao Zedong innenpolitische Autonomie und Religionsfreiheit zusicherte. Während des nur zwölf Tage dauernden Tibetaufstandes gegen die chinesische Okkupation im März 1959 floh der Dalai Lama ins indische Exil, um seiner angedrohten Ermordung zu entkommen. Von Dharamsala aus führt er die tibetische Exilregierung. 1989 erhielt Tenzin Gyatso den Friedensnobelpreis, er genießt als Botschafter für den Buddhismus Kultstatus.

Dschingis Khan (1165-1227)
Dem ersten Großkhan der Mongolen gelang es, die turko-mongolischen Stämme zu vereinen und sein Reich vom Kaspischen Meer im Westen bis zum Japanischen Meer auszudehnen. Um seine Herrschaft zu sichern und die Willkür der Stammesfürsten zu beenden, ließ er die überlieferten und die neuen Gesetze in einer Art mongolischem Grundgesetz festschreiben. Dschinghis Khan, der auch den Ehrentitel "ozeangleicher Herrscher" erhielt, führte die Wehrpflicht ein und ließ für die Verwaltung seines Reiches die Mongolische Schrift entwickeln. Bei seinem Tod, vermutlich nach einem Reitunfall, hatte das Reich von Dschingis Khan eine Ausdehnung von 19 Millionen Quadratkilometern.

Gampo, Songtsen (reg. ca. 617-647)
In der Liste der 42 ältesten tibetischen Herrscher nimmt Songtsen Gampo die Nummer 33 ein. Er ließ an der Stelle des heutigen Potala-Palastes in Lhasa einen Königspalast bauen, an den jede der 100 wichtigsten Familien des Landes einen Abgesandten schickte. Die Frauen Songtsen Gampos, die chinesische Prinzessin Wen Chang und die nepalesische Prinzessin Bhrikuti, waren Buddhistinnen - ihrem Einfluss ist es zu verdanken, dass die Lehren Buddhas in Tibet die ersten Anhänger fanden. Auch König Songtsen machte sich um die "neue" Religion verdient: er gründete zwei Tempel in Lhasa.

Padmasambhava (8./9. Jahrhundert)
Etwa 55 Jahre soll sich der "Lotusgeborene" (also aus einer Lotusblüte empfangene) in Tibet aufgehalten haben – und in dieser Zeit den Buddhismus in Tibet begründet haben. Als Reinkarnation des Buddhas Amitabha und angekündigt von Buddha Shakyamuni, gründete Padmasambhava im Jahr 769 (oder 775) das erste buddhistische Kloster, Samye. Zuvor hatte er sich von vielen Meistern ausbilden und zum Mönch ordinieren lassen. In Samye sammelten sich nach kurzer Zeit Übersetzer und Gelehrte, die die Lehrsätze von Sutra und Tantra vom Sanskrit ins Tibetische übertrugen. Padmasambhava hatte 25 Hauptschüler, die seitdem in vielen Inkarnationen wiedergeboren wurden und die Übertragungslinien sicherten. Der "Lotusgeborene" oder "Guru Rinpoche" soll in acht Manifestationen gewirkt haben, er gilt als Schutzpatron Sikkims.


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