Birgit Vanderbeke und nemo "Alberta empfängt einen Liebhaber"
"Liebe im Kopf ist leichter als Liebe im Leben": Zu diesem Satz aus Birgit Vanderbekes Erzählung könnte sicherlich jeder eine Anekdote aus eigener Erfahrung berichten. Die Schauspielerin Rita Russek liest aus "Alberta emfängt einen Liebhaber", bevor sich die literarischen Detektive von nemo auf Autorensuche begeben. Dieses Mal wird das Rate-Duo Elisabeth Tworek und Andreas Trojan von der preisgekrönten Übersetzerin Melanie Walz unterstützt, die so großartige Autorinnen wie Charlotte Brontë, Patricia Highsmith oder Lily Brett ins Deutsche übertragen hat.
"Eine Mizzebill ist so ziemlich das Übelste, was einem Mann passieren kann. Eine Plage. Da kann man nichts machen."
(Alberta empfängt einen Liebhaber, Erzählung von Birgit Vanderbeke)
Vom Scheitern einer großen Liebe schreibt Birgit Vanderbeke in dem kurzen Roman (oder langen Erzählung) "Alberta empfängt einen Liebhaber". Vanderbeke lebt schon seit Jahrzehnten in Südfrankreich, schnappte dort das Wort "Mizzebill" auf und verbaute es in ihrer viel beachteten Geschichte aus dem Jahr 1997, die sich wochenlang auf den Bestsellerlisten hielt. Für Nadan, den wohlsortierten Astrophysiker, ist Alberta eine Mizzebill, eine "Plage", gegen die Mann sich nicht wehren kann. Er liebt sie, sie liebt ihn und trotzdem geht ihre Beziehung immer wieder in die Brüche.
"Küssen kam mir beim Herumsitzen und Darüber-Nachdenken allmählich zudringlich und pervers vor. Je mehr man schweigend herumsitzt und denkt, um so weniger mag man. Es ist so. Man mag einfach nicht mehr. Es kommt vom Denken."
(Alberta empfängt einen Liebhaber)
L(i)eben und Schreiben mit doppelten Böden
Birgit Vanderbekes Buch "Alberta empfängt einen Liebhaber", bei Piper erschienen, hielt sich wochenlang auf den Bestsellerlisten.
Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin verwebt die Trial-and-Error-Lebensgeschichten ihrer Figuren mit ironischen Studien über Sitte und Unsitte des Küssens, Modi des Schweigens oder die Kunst des Doppellebens in federleichtem Ton, dessen tiefere Bedeutung einem erst nachträglich das Schmunzeln verderben kann. Im weiteren Verlauf öffnet Vanderbeke kunstvoll einen doppelten erzählerischen Boden: Zu Beginn berichtet Alberta ihr Leid mit der Liebe aus der Ich-Perspektive, dann aber taucht eine Erzählerin auf, die in Frankreich an einer Geschichte über Alberta und Nadan schreibt und eine Art doppeltes Liebesleben führt.
Birgit Vanderbeke
1956 im brandenburgischen Dahme geboren, wuchs Birgit Vanderbeke nach der Übersiedlung ihrer Familie in den Westen 1961 in Frankfurt/Main auf, studierte dort später Jura, Germanistik und Romanistik. Seit 1993 lebt sie in der Nähe des südfranzösischen Städtchens Uzès. Mit "Muschelessen" gelang ihr der Durchbruch als Schriftstellerin, erhielt dafür 1990 auch den Ingeborg-Bachmann-Preis. Mittlerweile gehört die Erzählung zur Schullektüre. 2007 erhielt die Autorin zahlreicher Romane die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel. In der Reihe "Gebrauchsanweisung für..." erschien von ihr ein Buch über Südfrankreich. Am 2. Januar 2019 kam ihr neuer Roman "Alle, die vor uns da waren" bei Piper heraus.
Birgit Vanderbeke und nemo
am 29. Januar 2019 in den radioTexten am Dienstag, kurz nach 21 Uhr auf Bayern2
Melanie Walz rätselt mit bei nemo. (Foto: Annette Pohnert)
Lesung mit Rita Russek
Das Buch ist bei Piper erschienen.
Im Anschluss an die Lesung folgt nemo - das literarische Ratespiel, mit Elisabeth Tworek, Andreas Trojan und als Gast-Detektivin Melanie Walz, die preisgekrönte Übersetzerin von so großartigen Autorinnen wie Annie Proulx, Virginia Woolf, Patricia Highsmith, Antonia S. Byatt, Charlotte Brontë, Lily Brett sowie Charles Baudelaire, Honoré de Balzac und Marcel Proust.
Moderation und Redaktion: Antonio Pellegrino
Die Sendung gibt es als Podcast in der BR-Mediathek und als Stream auf dieser Seite.