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ScharfrichterBeil 2011 Der Preis liegt auf der Fensterbank

Der erste Preis ging an das Duo Wiebke Eymess & Friedolin Müller, das sich "Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie" nennt. Den zweiten und dritten Preis erhielten Till Reiners und Nico Semsrott, die aus der Poetry-Slam-Szene kommen.

Stand: 07.12.2011

Gewinner ScharfrichterBeil 2011 | Bild: BR/Katinka Strassberger

Nach einer langen Kabarettnacht wurden gestern Abend in Passau die Gewinner ausgezeichnet:

"Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie" (Platz 1)

Vor zwei Jahren haben die beiden den Münchner Kleinkunstwettbewerb Kabarett Kaktus für sich entschieden, mit ihrer so entspannt wirkenden, in Wahrheit aber durchaus durchtriebenen Art, scheinbar harmlosen Liebesliedern ganz und gar nicht harmlose Pointen unterzujubeln. Gestern Abend wurden sie dafür in Passau mit dem größten der drei handgeschmiedeten Scharfrichterbeile geehrt.

Till Reiners (Platz 2)

Till Reiners, Jahrgang 1985, tritt seit drei Jahren bei Poetry Slams auf. Umwege über Geldern, Trier und Studium ließen Till Reiners in Berlin finden, was er wirklich mag: Die Bühne. Und die Bühne mag ihn: 2010 war er Finalist der deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam und darf sich Berliner Stadtmeister 2011 schimpfen. Und wer ihn schon einmal auf der Bühne gesehen hat, weiß: Schimpfen kann er. Das hat er auf ganz besondere Art auch in Passau bewiesen und somit das mittlere Beil ergattern können.

Nico Semsrott (Platz 3)

Rund 100 Poetry Slams hat der 25-jährige Bühnendichter aus Hamburg bereits für sich entschieden. Er macht "Stand-up-Tragedy" und präsentierte ein Worst-of-Programm seiner Werke, um damit die Leistungsgesellschaft zu beleidigen, wie er gleich zu Beginn seines Auftritts in Passau verkündete. Das reichte immerhin für Platz drei. Und für die Erkenntnis, dass der Kabarettnachwuchs mehr und mehr von den Lesebühnen kommt.

ScharfrichterBeil

Dieser Nachwuchspreis, der in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und der Abendzeitung München ausgerichtet wird, konnte bereits von vielen jungen, noch unbekannten Kabarettisten als Sprungbrett für eine Karriere genutzt werden. So startete gleich der erste Beil-Preisträger, Hape Kerkeling, als junger Künstler von Passau aus eine steile Karriere.

Preisträger (Auswahl)

1983 Hape Kerkeling
1985 Andreas Giebel
1996 Michael Altinger
1998 Luise Kinseher
2003 Werner Brix
2007 Matthias Egersdörfer
2008 Nepo Fitz
2009 Ulan & Bator

Eine Jury, die sich aus Vertretern des ScharfrichterHauses Passau und Medienvertretern zusammensetzt, ermittelt den Preisträger, wobei auch das Publikum eine Stimme hat. Der Gewinner erhält ein extra handgeschmiedetes scharfes Beil und Auftritte im Münchner Fraunhofer-Theater.

Über 30 Jahre ScharfrichterHaus

In den Anfangsjahren nach der Eröffnung 1977 waren Lokalpresse und "Obrigkeit" noch begeistert über die Programme der auftretenden Künstler. Als diese - allen voran Sigi Zimmerschied - sich allerdings erdreisteten, ihre Themen bei Klerus, Presse und Politik zu holen, wandelte sich diese Begeisterung in unverhohlene Kritik und Zensur seitens der Presse. Doch der Widerstand schwand in den folgenden Jahren zusehends, und heute sind die Passauer stolz auf die renommierte Kleinkunstbühne, die 2007 bereits ihr 30-jähriges Jubiläum feierte.


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