Bayern 2 - Notizbuch


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Marode Glockenstühle Millionenkosten für Bayerns Bistümer

Glocken gehören wie das Amen zur Kirche. Dumm nur, wenn die Glocken verstummen. In der Diözese Eichstätt ist das passiert und vielen Kirchen Bayerns droht dies ebenfalls. Denn ihre Glockenstühle rosten und könnten einzustürzen.

Von: Martin Moser, Andrea Lindner

Stand: 13.08.2014

Stahlglockenstuhl aus der Oberpfalz | Bild: Martin Moser

Circa 600 Glockentürme gibt es in der Diözese Eichstätt, ungefähr die Hälfte davon aus Stahl. Wie viele davon Probleme bereiten – das ist die große Unbekannte im Bistum. Der zuständige Glockensachverständige Thomas Winkelbauer kann allein fünf oder sechs Fälle aufzählen, die er im Moment betreut. Die genaue Anzahl aller betroffenen Glockenstühle ist jedoch nur schwer zu ermitteln. Dazu müsste der Glockensachverständige jeden einzelnen Glockenturm erst einmal genau begutachten - doch die Anzahl der Türme ist schier zu hoch für eine einzelne Person.

In anderen Bistümern sieht es für die Glockenstühle nicht viel besser aus. Zum Beispiel in Würzburg oder Augsburg finden sich ebenfalls rostige Konstruktionen.

Der Rost ist schuld

Vor allem Rost macht den Stahlkonstruktionen zu schaffen.

Im Zuge der Industrialisierung wurden immer mehr Stahlglockenstühle in bayerischen Kirchen eingebaut. Doch oft wurde der Glockenstuhl zu schwach konstruiert. Hinzu kommt der Rost: Mit der Zeit brechen dann Schrauben und Verankerungen ab und der ganze Glockenstuhl wird instabil - Einsturzgefahr, wenn nicht unverzüglich das Läuten der Glocken eingestellt wird. So kommt es, dass bereits nach einigen Jahrzehnten eine Sanierung ansteht.

Holz hält erheblich länger

Glocken-TÜV: Alle Glocken sollten in regelmäßigen Abständen überprüft werden.

Holzglockenstühle dagegen sind tendenziell beständiger. Manche halten teilweise schon mehr als 500 Jahre. So ist es kein Wunder, dass seit den 80er-Jahren der Trend wieder hin zum Holz geht und etwa im Bistum Eichstätt beim Neubau von Glockenstühlen heute kein Stahl mehr verwendet wird.

Hohe Sanierungskosten

Für die betroffenen Pfarrgemeinden kann so eine Sanierung schnell teuer werden: Circa 85.000 Euro müssen beispielsweise in Eichenhofen in der Oberpfalz für einen neuen Glockenstuhl aus Holz und die Sanierung des Kirchturms investiert werden. Etwas Geld kommt zwar vom Bistum. Den Rest müssen die Dorfbewohner selbst zusammenkratzen. Vielen anderen Pfarrgemeinden in Bayern könnte ähnliches drohen.


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