Bayern 2 - Nahaufnahme


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50 Jahre nach der Flut Ist Florenz heute besser geschützt?

7 Uhr 26. Wochenlang zeigten die elektrischen Uhren den Zeitpunkt an, als am 4. November 1966 in Florenz auch der Strom ausfiel. Kurz zuvor war das erste Flusswasser des Arno auf der Höhe der Uffizien über die Ufermauer geschwappt und hatte sich in Windeseile in den Straßen verteilt. Es drang ein in Häuser, Kirchen und Museen und stand an manchen Stellen fünf Meter hoch.

Von: Christiane Büld Campetti

Stand: 03.11.2016

Ponte Vecchio | Bild: picture-alliance/dpa

Als sich der Arno am Tag darauf zurückzog, hinterließ er eine schmierige Schlammölschicht, unzählige beschädigte Kunstwerke, Tausende zerstörter Existenzen sowie 17 Tote. Von Arezzo bis Pisa verwüstete er das Land. Insgesamt ertranken 34 Menschen. In der Folgezeit halfen viele Menschen, auch aus dem Ausland, bei den Aufräumarbeiten, die sogenannten Schlammengel.

Viele Bücher und Kunstwerke waren 1966 nicht zu retten

Die Katastrophe traf die Florentiner völlig unvorbereitet. Dabei war es nicht das erste Mal, dass die Stadt unter Wasser stand. Schließlich hatte der Fluss die Ebene von Florenz geschaffen und ständig den Verlauf geändert, bis man ihn in ein viel zu enges Bett zwängte. Und manchmal kehrt der Arno eben nach Hause zurück, eine Warnung, die viele nicht ernst genug nehmen - auch heute nicht, wie der Professor für technischen Umweltschutz, Giorgio Federici, meint:

"Es kann also jederzeit wieder passieren! Oder wie es im Rapport der kürzlich gegründeten Wissenschaftskommission aus internationalen Experten heißt: Man weiß nicht wann, aber man weiß, dass es wieder eine Flut geben wird. Und weil sich die Florentiner weigern, ihre Stadt zu verlegen, kann ich ihnen nur raten, Frieden mit ihrem Fluss zu schließen."

Prof. Giorgio Federici

Cristina Acidini war lange für das Kulturerbe zuständig

Waren die Behörden, die Kommune und die Regionalpolitiker also bis heute untätig? Selbstverständlich hatte man 1966 der Bevölkerung versprochen, für den Hochwasserschutz der Kunststadt zu sorgen. Bei einem Ortstermin stellte unsere Autorin jedoch fest, dass Florenz zum 50. Jahrestag der Flut fast nichts vorzuweisen hat, was das Wasser im Ernstfall zurückhalten könnte. Erfreulicherweise ist zumindest das florentinische Kulturerbe heute besser geschützt, wie Cristina Acidini erklärt: Sie war bis vor Kurzem Generalintendantin für das florentinische Kulturerbe und hat als Kind die Flut hautnah miterlebt.

"Das Protokoll sieht – was es damals eben nicht gab - ein dreistufiges  Alarmsystem vor: Rechnet man mit Hochwasser, wird 18 Stunden vor dem möglichen Eintreffen der Flut erstmals Alarm gegeben; sechs Stunden später beginnen die Schutzvorbereitungen und nach weiteren 6 Stunden tritt der Notfallplan in Kraft."

Cristina Acidini


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