Bayern 2 - Land und Leute


42

Steinberg am See Ein Dorf auf neuen Wegen

Steinberg in der Oberpfalz hat sich seit den 1980er Jahren vom Braunkohleort zum attraktiven Touristenort gewandelt. Wo früher kilometerlange Förderbänder liefen und riesige Schaufelrad-Bagger Kohle förderten, ist nach dem Ende des Tagebaus der größte See Ostbayerns entstanden: ein Dorado für Wassersportler mit Wakeboard-Anlage, Segelschule, Yachtclub, Bootsverleih und Sandstrand.

Von: Michael Zametzer

Stand: 23.07.2017 | Archiv

Steinberger See im Oberpfälzer Seenland, Landkreis Schwandorf, Oberpfalz | Bild: Alois Köppl, Gleiritsch

"Der Bürgermeister hat mir erzählt: 'Wie der letzte Bagger gesprengt wurde, ist das halbe Dorf auf der Straße gestanden und hat geweint …'"

(Dietrich Schmidt, Freizeitpark-Besitzer)

"Das war halt so eine Art Krater, wie eine Mondlandschaft …"

(Frieda Hinter, Ponyhof-Betreiberin)

"... weil die Bagger sich bis an den Ortsrand gefressen haben und kurz vor der Kirche gestanden sind …"

(Jakob Scharf, ehem. Bürgermeister von Steinberg)

"Da hat's immer geheißen, geht nicht da runter, das ist gefährlich. Da ist auch nix gewachsen, und irgendwann ist das geflutet worden."

(Frieda Hinter)

Eine mitreißende Aufbruchsstimmung

Michael Zametzer - selbst im nahen Schwandorf aufgewachsen - stellt Menschen vor, die für das alte und das neue Steinberg stehen: Steffen Wild, in den 1990er Jahren Welt- und Europameister im Wasserski, hat sich zusammen mit seiner Frau Chrystelle in dem Dorf angesiedelt, um hier die größte Wasserski-Anlage Süddeutschlands zu betreiben. Er ist begeistert von der Aufbruchsstimmung im Ort.

Erlebniswelten für Jugendliche im Outdoor-Abenteuerpark

Für das neue Steinberg steht auch Dietrich Schmidt mit seinem Outdoor-Abenteuerpark direkt am See. Der 48-Jährige, der seine Winter in Mauretanien, Mali oder Marokko verbringt, bietet alternative Freizeit-, Bewegungs- und Kulturangebote für Jugendliche. 

Das Leben ist ein Ponyhof!

Die große Attraktion im alten Steinberg ist ein Ort für Kinder: Ein Ponyhof. Und mehr noch: Ein Vergnügungspark. Aber alles andere als ein Disneyland. Kleine, aus dunklem Holz gebaute Häuschen, eine überdachte Pony-Station. Ein paar Karussells zum Selber-Anschieben. Dazwischen drehen die Ponys ihre Runden, geführt von jungen Frauen und Mädchen. Ein Kiosk. Mitten in diesem Ensemble steht Frieda Hinter, die Chefin. Eine Bergmannstochter.

Frieda Hinter, Ponyhof-Betreiberin | Bild: Frieda Hinter

"Also meine Eltern haben das mit aufgebaut, früher haben sie ehrenamtlich da gearbeitet, später, nachdem die BBI gar war, war der Papa beim Pfarrer angestellt, und 1985 ist der Pfarrer verstorben und hat praktisch alles was droben steht, auf dem Grundstück, meinen Eltern vererbt, inklusive den Ponys, die ja sowieso bei uns gestanden sind, und wir müssen halt nach wie vor Pacht zahlen. Der Grund gehört nach wie vor der Kirche."

(Frieda Hinter, Ponyhof-Betreiberin)

Jakob Scharf, das historische Gedächtnis seines Heimatdorfes

Jakob Scharf war 30 Jahre lang Bürgermeister von Steinberg

Die Brücke zwischen dem alten und dem neuen Steinberg schlägt Jakob Scharf, der 30 Jahre lang als Bürgermeister an der Spitze des Dorfes stand. Seine Eltern waren Bergarbeiter und schon deshalb kann Scharf zu jedem Exponat im Heimat- und Braunkohlemuseum eine fesselnde Geschichte erzählen.

"Mein Vater war Bergmann und ist dann leider mit 50 Jahren an einem Herzinfarkt in der Grube gestorben. 1975. Ich habe etliche Male drin gearbeitet, Ferienjobs, klar, als Bergmannssohn musste ich Geld verdienen, hab auch in der Grube gearbeitet, und teilweise auch im Büro."

(Jakob Scharf)

Steinberg hat immer von der Braunkohle profitiert

Das Boot im Garten: In den letzten 30 Jahren hat sich Steinberg vom Bergmannsdorf zum Tourismusort gewandelt

Heute wie damals hört  man in Steinberg kaum ein böses Wort über die "BBI", die alte Arbeitgeberin der Bergleute. Denn die Steinberger haben immer von der Braunkohle profitiert. Die Gemeinden bekamen Gewerbesteuern. Die Dorferneuerung sollte die Schäden der zerfurchten, ausgekohlten Umwelt ausgleichen.

"Daheim in Steinberg am See"

Dominique Klughammer

Die Land-und-Leute-Sendung "Ein Dorf auf neuen Wegen" von Michael Zametzer ist parallel zum Fernsehfilm "Daheim in Steinberg" entstanden, der am Montag, 24. Juli 2017, um 20.15 Uhr in der Reihe "Bayern erleben" ausgestrahlt wird. BR Fernsehen geht in dieser Serie der Frage nach, was Leben auf dem Land für Menschen von heute attraktiv macht, wie sich die Dörfer für die Zukunft rüsten. Autorin ist Dominique Klughammer.


42