Bayern 2 - Land und Leute


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Hélène de Beauvoir Die Malerin und ihr Galerist Ludwig Hammer

Hélène de Beauvoir galt zeitlebens als "die kleine Schwester Poupette" der berühmten Schriftstellerin und Gefährtin Sartres. Als Künstlerin ist Hélène heute in Frankreich fast vergessen und in Deutschland nahezu unbekannt. Aber das könnte sich bald ändern.

Von: Ute Mings

Stand: 20.07.2014 | Archiv

Hélène (l.) und Simone de Beauvoir | Bild: Rue des Archives / Süddeutsche Zeitung Photo

Freunde beschrieben die beiden Schwestern Hélène und Simone de Beauvoir als zwei Wunderkinder, von denen die eine sich dem Schreiben, die andere dem Malen widmete. Beide verband innige Zuneigung und heftige Konkurrenz - und beide versuchten, dem "obskuren Platz" zu entkommen, den die Gesellschaft ihrer Zeit den Frauen zugestand.

Hélène heiratete einen Schüler Jean-Paul Sartres

Wie ihre Schwester Simone gehörte Hélène zum illustren Kreis der künstlerischen und intellektuellen Avantgarde in Paris um Sartre, Picasso, Merleau-Ponty. Sie heiratete einen Schüler Sartres und lebte mit ihrem Gatten, der im diplomatischen Dienst tätig war, lange im Ausland.

Der Galerist und die Malerin 

Obwohl ihre Werke auf zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt wurden, ist Hélène de Beauvoir heute in Frankreich weitgehend vergessen und in Deutschland nahezu unbekannt. - Zeit für eine Wiederentdeckung durch eine Galerie in Regensburg. 1970, auf einem Schiff von Yokohama nach Russland, lernte der (spätere) Galerist Ludwig Hammer Hélène de Beauvoir kennen. Sie blieben Freunde bis zum Tod der Künstlerin im Jahr 2001. Seitdem hütet die Galerie den gesamten Nachlass der Malerin, präsentiert ihr Werk in Ausstellungen und unterstützt einschlägige Publikationen.

"Sie hat ja so viele Jahre gemalt! Das kann man sich gar nicht vorstellen, dass wir das erforschen, was sie geschaffen hat. Es ist halt leider so: Die Bilder waren in der Scheune gelagert, teilweise im Atelier, und dadurch müssen wir vieles restaurieren, vieles wieder retten. Aber ich freue mich sehr, dass ich wie ein Schutzengel das machen kann. Durch irgendeine große Fügung kommt alles auf mich zu: die seltensten Dokumente, es ist so, als ob sie mir das alles schickt. Eigenartig, nicht?"

(Ludwig Hammer)

Er traf Simone, aber nie Sartre

Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir

Kennen gelernt hatte Ludwig Hammer die welterfahrene Malerin aus dem Umkreis der berühmten Pariser Intellektuellen 1970, auf einem Schiff von Yokohama nach Russland. Ludwig Hammer hatte bei Pater Lassalle in Japan die Verbindung von Zen-Buddhismus und Christentum studiert und praktiziert, Hélène de Beauvoir, wie sich herausstellte, die Kunst der Tuschezeichnung.
Der Aufenthalt bei Pater Lassalle, dem Wegbereiter eines Dialogs zwischen Zen-Buddhismus und Christentum, der Verbindung von Zen-Erfahrung und christlicher Mystik, hatte einen tiefen Eindruck auf den jungen Mann gemacht. Nun befand er sich auf der Rückreise, war per Schiff unterwegs zur nächstgelegenen Station der Transsibirischen Eisenbahn.
1970 war sie sechzig, er dreißig. Die beiden wurden Freunde. Er stellte in den folgenden Jahren ihre Bilder aus, organisierte Ausstellungen und Lesungen in der eigenen Galerie und in anderen Städten. Oft bot sie ihm an, ihre Schwester und Sartre kennen zu lernen, er traf Simone, aber nie Sartre. Leider, sagt er heute, denn mit dem Philosophen von "Das Sein und das Nichts" hätte er gerne über das Nichts des Zen-Buddhismus diskutiert - bei einer guten Flasche Wein.

Im Gespräch mit Ludwig Hammer, in Erinnerungen an und von Hélène de Beauvoir entwirft die Sendung das Portrait einer vielseitigen Intellektuellen und Künstlerin.

"... dass viele bei der Beerdigung von der Hélène gesagt haben, es ist eine zweite Simone gestorben, aber eine wärmere und zärtlichere. Das haben ja alle kennen gelernt: Sehr, sehr fein, eine noble Frau. Und das habe ich in Erinnerung. Ein feiner Mensch hat es verdient, dass er bewahrt wird, dass sein Werk bewahrt wird und das weitergeht. Ein wirklich großartiger Mensch, der sich ganz viel vorgenommen hat und das durchgezogen hat. Insofern ist es schon richtig: es waren zwei Wunderkinder."

(Ludwig Hammer)

Buchtipps:

Hélène de Beauvoir: Souvenirs -
Ich habe immer getan, was ich wollte

  • Herausgeberin: Karin Sagner
  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
  • Verlag: Elisabeth Sandmann Verlag GmbH; Auflage: 1 (26. März 2014)
  • ISBN-10: 3938045892
  • ISBN-13: 978-3938045893


Die Malerin Hélène de Beauvoir:
Das Talent liegt in der Familie

  • Herausgeberin: Karin Sagner
  • Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
  • Verlag: Hirmer; Auflage: 1 (April 2014)
  • ISBN-10: 3777421693
  • ISBN-13: 978-3777421698

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