Bayern 2 - Kleine Feiertage


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Reformationstag Was vom evangelischen Pfarrhaus blieb

Martin Luther ist nicht nur für seinen Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg bekannt. Auch sein Pfarrhaus, in dem er mit seiner Frau Katharina von Bora und einer reichen Kinderschar lebte, war von großem Interesse - ein offenes Haus, wo Freunde ein und ausgingen. Doch was ist vom Mythos Pfarrhaus geblieben?

Von: Diana Steinbauer

Stand: 29.10.2013 | Archiv

Pfarrer Lothar Wittkopf vor dem Portal der St. Laurentius Kirche, Rheinsberg, 2013 | Bild: Jendrik Bradaczek

Lange Zeit galt es als Hort der universellen Bildung und des bürgerlichen Lebens. Hier wurde das Vorbild christlicher Lebensführung gelebt. Und es bot einen Platz, wo Literatur, Philosophie und Wissenschaft sich entfalten konnten: Seit Jahrhunderten ist das evangelische Pfarrhaus - so wie es Martin Luther mit seiner Frau und seiner Kinderschar führte - Projektionsfläche gesellschaftlicher und familiärer Ideale.

Ausstellung zum Wandel im Pfarrhaus

Im Deutschen Historischen Museum in Berlin spürt derzeit eine Ausstellung dem nach, was vom "Mythos Pfarrhaus" geblieben. In "Leben nach Luther - eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses" sind Porträts aus fünf Jahrhunderten, Alltagsgegenstände, persönliche Erinnerungsstücke und eine Vielfalt von Amtstrachten, darunter auch die Talare der ersten Pastorinnen zu sehen. Gezeigt wird aber auch die gesellschaftspolitische Bedeutung des Pfarrhauses - etwa in der friedlichen Revolution 1989/90 oder in der westdeutschen Friedensbewegung der 1980er Jahre.

Die "dienende Pfarrfrau" ist Auslaufmodell

Seither hat sich einiges getan, wie Eva Schoenauer, die Vorsitzende des Pfarrfrauenverbandes in Bayern bestätigt. Die dienende Pfarrfrau, die sich um die Familie und ehrenamtlich um die Gemeinde kümmert, ist passé. Viele Pfarrfamilien sind nicht mehr bereit, die Arbeit des Pfarrers oder der Pfarrerin in der Familie mitzutragen, immer präsent zu sein und ständig unter Beobachtung zu stehen. So vielfältig die Lebensentwürfe in der Gesellschaft, so vielfältig sind auch die Lebensmodelle im Pfarrhaus: Da gibt es das gleichgeschlechtliche Pfarrerpaar genauso wie die Pfarrerin, deren Mann einem ganz anderen Beruf nachgeht.


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