Bayern 2 - Kleine Feiertage


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8. Dezember Wenn die geliehene Oma kommt

Am Fest Mariä Empfängnis erinnert die Kirche an den Tag, an dem Maria von ihrer Mutter Anna empfangen wurde. Anna und Joachim sind der Legende nach die Großeltern von Jesus; ob er sie je kennengelernt hat, ist nicht überliefert. Auch heute sind Begegnungen zwischen Großeltern und Enkelkindern selten. Ersatz bieten sogenannte Leihomas.

Von: Julia Kammler

Stand: 05.12.2013 | Archiv

Vor drei Jahren ist Familie Dittmann mit ihren beiden Kindern Mia und Theo nach Ottobrunn bei München gezogen. Die Großeltern sind weit weg - gut 400 Kilometer. Mal eben schnell zum einkaufen gehen oder abends babysitten, wenn die Eltern ins Kino wollen, ist da einfach nicht drin. Das übernimmt jetzt die Ersatz-Großmutter, die Leihoma Inge Sticher. Sie kommt jeden Freitag zu den Dittmanns.

"Das stimmte eigentlich gleich hier mit Frau Dittmann und den Kindern und jetzt bin ich einmal die Woche hier"

Leihoma Inge Sticher

Austausch für Jung und Alt

Katrin Dittmann mit ihren Kindern Mia und Theo und ihrer Leihoma Inge Sticher

Das Caritas-Freiwilligenzentrum organisiert das Leihoma-Projekt. Es soll den Austausch zwischen den Generationen fördern, es geht darum, sich gegenseitig zu helfen, Lebenserfahrung und Ratschläge weiterzugeben und um Vertrauen. Viele junge Familien suchen nach regelmäßigen, verlässlichen Bindungen für die Kinder, wie Eva Schenk vom Freiwilligenzentrum weiß: Ersatz-Großeltern sind dafür optimal. Sie haben Zeit, Geduld und Verständnis für die Kleinen. Oft entwickelt sich eine innige Beziehung zwischen den "geliehenen" Großeltern und der Familie.

"Das ist einfach ein anderer Umgang, ein intensiverer Umgang als die 16-jährige Babysitterin sag ich jetzt mal. Das ist einfach auf einem anderen Level. Zu wissen, man kann abends mal ins Kino gehen, mal Essen gehen und die Kinder sind gut betreut und wenn es eben auch mal einen Zwischenfall gibt, ein Kind wacht auf etc. dann weiß ich, da ist jemand, der da so viel Lebenserfahrung hat, der die Situation meistern kann."

Katrin Dittmann, Mutter von Mia und Theo

Hintergrund

Am Hochfest Mariä Empfängnis feiert die katholische Kirche den Tag, an dem Maria von ihrer Mutter Anna "unbefleckt" empfangen wurde. Als künftige Gottesmutter war sie damit von Geburt an vom Makel der Erbsünde gefeit. Die zahlreichen Marienfeste der katholischen Kirche waren bis ins 18. Jahrhundert allesamt arbeitsfreie Tage, häufig auch Stichtage für bäuerliche Termine. Im Brauchtum war der 8. Dezember bis in die Nachkriegszeit der Beginn der Weihnachtbäckerei.


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