Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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31. Dezember 1691 Innozenz XII. legt verbindlich Silvester fest

Schon die alten Römer feierten den Jahreswechsel vom 31. Dezember auf den 1. Januar. Doch dann fanden die frühen Christen - es geht noch frömmer, und das Chaos begann: Wann beginnt das neue Jahr? Am 31. Dezember 1691 bestimmte endlich Papst Innozenz XII.: Ab morgen zählen wir von Neuem.

Stand: 31.12.2010 | Archiv

31 Dezember

Freitag, 31. Dezember 2010

Autor(in): Thomas Morawetz

Sprecher: Armin Berger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Ein Kopf - zwei Gesichter. Das eine blickt nach vorne, das andere nach hinten. Janus ist einer der ältesten römischen Götter, und sein Name geht zurück auf das lateinische Wort "ianua" für Eingangstür. Von dieser "ianua" wird auch der "Januar" abgeleitet. Er ist das große Tor im Jahr und Janus der "Gott allen Anfangs, der Erneuerung".

Am ersten Tag des Jahres haben sich deshalb schon die Römer kleine Geschenke und Glückwünsche überbracht. Dem Janus wurden Milch und Honig geopfert, und man selbst hat anschließend - ja: gesoffen! Das wissen wir von Cicero. Was werden die Konsulen des neuen Jahres wohl als erstes tun?, fragt er sich in politisch wirren Tagen. Als erstes ihren Rausch ausschlafen, vermutet er.

Ist es also immer so weitergegangen - bis heute? Nein. Mit dem frühen Christentum kommt Sand ins Getriebe des Jahreswechsels. Denn - ist nicht Christus der Anfang alles Neuen?

Zuerst wird also der 6. Januar zum neuen Neujahrstag erkoren, "Epiphanias", das heißt: "Erscheinungstag des Herren". Zunächst erinnert der Tag an die Taufe Jesu im Jordan. Dann wird mit demselben Tag auch noch die Geschichte von den Heiligen Drei Königen verbunden, sozusagen den Entdeckern des Herren.

Und noch ein Neujahrstag kommt gleich mit ins Spiel: Weihnachten! Um 350 setzt Papst Liberius den 25. Dezember als ersten Tag des neuen Jahres fest. Damit datiert er den Geburtstag Christi einfach auf den Festtag des römischen Sonnengottes Sol. Christus als neue Sonne! Das ist ein Anfang!

Allerdings: Auch der 1. Januar ist nach wie vor im Rennen. Immerhin kann man bei Lukas lesen, dass Jesus am 1. Januar beschnitten wurde und seinen Namen bekam. Und das passt ja auch, irgendwie jedenfalls.

Im Mittelalter liegen also schon drei Jahreswechsel dicht nebeneinander. Wer wann was feiert, ist lokal unterschiedlich. Aber es kommt noch bunter. Der alte julianische Kalender muss dringend überholt werden. Denn nach ihm ist das Jahr gut 11 Minuten länger als das Sonnenjahr. Schon zehn Tage haben sich inzwischen aufgestaut. Papst Gregor macht also 1582 seine große Kalenderreform. Wunderbar, jetzt könnte alles wieder stimmen.

Aber die noch jungen Protestanten wittern eine katholische Gemeinheit und lehnen den neuen Kalender erst einmal ab. Noch über 100 Jahre lang gelten deshalb für Katholiken und Protestanten um 11 Tage unterschiedliche Termine für drei mögliche Jahreswechsel.

Doch dann betritt der Mann des heutigen Tages die Bühne, eine Kalender-Lichtgestalt: Papst Innozenz XII. Er beschließt kurzerhand: Schluss mit dem Chaos: Ab 1691 soll der 1. Januar der einzige Neujahrstermin sein. Und auch für den Tag davor, den 31. Dezember, hat er jetzt sogar einen eigenen Namen: Silvester! Benannt nach dem Papst, der an diesem Tag im Jahr 335 gestorben war. Silvester soll der Legende nach sogar Kaiser Konstantin zum Christentum bekehrt haben. So passte einfach alles! Bislang war Silvester schon der Patron für Haustiere und jetzt endlich auch – für ein gutes Neues Jahr!


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