Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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22. Dezember 2001 Geburt der ersten geklonten Katze

Eigentlich war es eine tolle Geschäftsidee des US-Milliardärs John Sperling: Haustiere klonen, damit der Liebling gleich frisch nachgeliefert werden kann, wenn er als alter Liebling das Zeitliche gesegnet hat. Am 22. Dezember 2001 kam tatsächlich "CC" auf die Welt, die erste Klonkatze.

Stand: 22.12.2010 | Archiv

22 Dezember

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Es war einmal ein Bauernhof in Schottland. Dort kam 1996 das erste Klonschaf Dolly zur Welt. Bis in die letzte Zelle ganz die Mutter. Die Bilder gingen um die Welt und erreichten auch John Sperling, einen Mittsiebziger im fernen Arizona. Der war mal Kommunist und Straßenkämpfer gewesen, hatte später aber einen ausgeprägten Geschäftssinn entwickelt und es zu ein paar Milliarden Dollar gebracht. Unter anderem war die erste gewinnorientierte Universität der USA in Phoenix sein Kind. Kritiker spotteten über die "McUniversity", der smarte Mr. Sperling war stolz auf dieses Lob.

Einen Wermutstropfen gab es allerdings im Leben des rüstigen Haudegens: Sein Hund Missy wurde langsam altersschwach. Da kam die Botschaft aus Schottland gerade recht. Was ein paar staatlich alimentierte Wissenschaftler irgendwo in Europa fertigbringen, das können wir schon lange, muss sich John Sperling gesagt haben. Er entnahm seiner Portokasse neun Millionen Dollar und stiftete einen Teil davon einer texanischen Universität, an der Spezialisten fürs Klonen forschten. Den Rest steckte er in die Gründung einer Firma und versprach: Wir klonen keine nutzlosen Schafe, sondern Ihr Haustier. Schon bald schickten Scharen von Kunden Fellbüschel ihrer Hunde oder Katzen, samt der daran hängenden, fürs Klonen unentbehrlichen Hautzellen. Die bewahrte das Unternehmen in seiner Tiefkühltruhe auf - gegen eine kleine Unkostenerstattung von tausend Dollar im Jahr. John Sperling rieb sich die Hände und hoffte im Übrigen, dass auch Missy dereinst als Klon unsterblich würde.

Dann begannen die Dinge aus dem Ruder zu laufen. Was die Schotten mit dem Schaf Dolly geschafft hatten, das wollte den Texanern bei den Hunden einfach nicht gelingen. Kein Klon, nirgends. Außerdem kam Störfeuer aus einer unerwarteten Richtung: Die Jäger des Bundesstaates forderten die Uni auf, lieber Virginiahirsche zu klonen. Schließlich biete die Jagd in Texas 31.711 Menschen einen Job. Nur wenige Experten blieben trotz dieser stolzen Zahl auf dem Teppich der Haustiere und wandten sich den Katzen zu. Nach fast zweihundert Versuchen war es soweit: Am 22. Dezember 2001 wurde die erste Klonkatze ans Licht der Welt befördert - durch einen Kaiserschnitt, denn auch texanische Tierärzte arbeiten ungern an Weihnachten.

Getauft wurde das Tier auf "CC", nicht zu verwechseln mit Sissi. CC heißt "Copy Cat" und ist zudem die Abkürzung für "Carbon Copy", auf deutsch: Durchschlag.

Ein durchschlagender Erfolg war CC aber nicht beschieden. Ein Blick genügte John Sperling, und er ahnte das Ende seines Geschäftsmodells: CCs Fell war langweilig hellbraun-dunkelbraun gestreift. CCs Mutter wies dagegen ein seltenes und edles Schildpattmuster in orange, schwarz und weiß auf. Nur noch eine Kundin war bereit, 50.000 Dollar dafür hinzublättern, dass ihre verstorbene Katze ohne Farbgarantie zu neuem Leben erweckt wurde. Im Herbst 2009 stellte die Firma für Haustierklone den Betrieb ein. John Sperlings Hund Missy hatte da längst das Zeitliche gesegnet, ungeklont. Doch wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt CC noch heute - bei einer der forschen Forscherinnen aus Texas. 


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