Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. Oktober 1638 Kugelblitz zerstört Kirche in Devon

Es ist schon seltsam: Am 21. Oktober 1638 zerstörte ein Kugelblitz im englischen Widecombe-in-the-Moor die Dorfkirche und tötete vier Menschen. 340 Jahre später kommen die Geister zurück.

Stand: 21.10.2014 | Archiv

21 Oktober

Dienstag, 21. Oktober 2014

Autor(in): Herbert Becker

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Es gibt Dinge, die sind nicht so ohne weiteres zu erklären. Der Kugelblitz zum Beispiel. Lange glaubten Physiker, er existiere nur in unseren Hirnen: Blitzentladungen, meinten sie, würden Magnetfelder erzeugen, die unser Sehzentrum stimulieren, so dass wir leuchtende Figuren sähen. Wie den Kugelblitz eben. Erst im 21. Jahrhundert gelang es, Kugelblitze zu fotografieren, wissenschaftlich zu vermessen, ja, sie sogar im Labor künstlich herzustellen.

Blitz mit Gruseleffekt

Davon war man im 17. Jahrhundert, wie sich versteht, noch weit entfernt. Was man allerdings sehr wohl hatte, war eine Vorstellung von dem, was Kugelblitze alles anrichten können. In dem südwest-englischen Dorf Widecombe-in-the-Moor kam es während eines Gewitters einmal zu einem besonders tragischen Ereignis. Dort schlug - so jedenfalls wird berichtet - am 21. Oktober 1638 ein Kugelblitz in die örtliche St. Pancras-Kirche ein, noch dazu genau während der Nachmittagsmesse. Ungefähr dreihundert Gläubige waren zu der Zeit in dem Gotteshaus versammelt waren; vier von ihnen verloren ihr Leben, zirka sechzig wurden verletzt, am Kirchengebäude entstanden schwere Schäden.

Nun muss man wissen, dass Widecombe-in-the-Moor - der Name weist schon darauf hin - in einem Moorgebiet liegt, und zwar nicht in irgendeinem, sondern in dem besonders unheimlichen Dartmoor in der Grafschaft Devon, das man unter anderem aus dem Sherlock-Holmes-Thriller "Der Hund der Baskervilles" kennt.
Ist es schon anderswo - um mit Annette von Droste-Hülshoff  zu sprechen - "schaurig über das Moor zu gehn, wenn es wimmelt vom Heiderauche", so ist es im Dartmoor geradezu ein mystisches Abenteuer. Da darf es einen nicht wundern, wenn die Menschen dort absonderlich sind, und abergläubisch, und dass sie einen Blitz, der in eine Kirche einschlägt und Menschen tötet, nicht in erster Linie als ein mit naturwissenschaftlichen Mitteln erklärbares Wetterphänomen betrachten.
Für die Widecomber war und ist das Unwetter vom Herbst des Jahres 1683 nichts anderes als ein Besuch des Teufels.

Einmal Geister immer Geister

Wenn aber nun einem Dorf einmal der Ruf anhängt, Stätte schauerlicher Geschehnisse zu sein, dann wird es diesen Ruf so schnell nicht mehr los.
Nicht wenige glauben bis auf den heutigen Tag, dass es in Widecombe-in-the-Moor spukt. Im Jahr 1980 soll ein amerikanisches Ehepaar auf seiner Hochzeitsreise in dem Ort eine bemerkenswerte Erscheinung gehabt haben: Nachdem die beiden ihr Auto auf dem Hauptplatz abgestellt hatten, sahen sie dort dreißig oder vierzig schwarz gekleidete Personen schweigend umherwandern. Der Pubwirt im nächsten Städtchen erzählte ihnen von der Jahrhunderte zurückliegenden Katastrophe - und da wussten sie, dass sie den Geistern der damals zu Tode gekommenen begegnet waren. Dass die Geister rund zehn Mal so zahlreich waren wie die angeblichen Kugelblitz-Opfer, sagt gar nichts. Nein, weil es eben Dinge gibt, die nicht so ohne weiteres zu erklären sind.


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