Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. April 1989 Der erste Game Boy kommt auf den Markt

Lange Zeit die bestverkaufte portable Konsole der Geschichte. Und das erste Spiel, Tetris, das meistverkaufte Computerspiel der Geschichte. Der Siegeszug des Game Boy. Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 21.04.2016 | Archiv

21 April

Donnerstag, 21. April 2016

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Was für ein Tag, dieser einhundertelfte des Jahres 1989! Hunderttausend protestieren auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking. In den USA sprechen sich Wissenschaftler erstmals für das Fracking aus. Schäuble wird Kohls Innenminister, und Waigel darf die europäische Währung planen. Da dürfte eine Nachricht ziemlich untergegangen sein an jenem Freitag, dem 21. April: Die japanische Firma Nintendo bringt ein neues Produkt heraus.

Die Hände des Himmels

Nin-ten-do, diese drei Schriftzeichen bedeuten: "Lege dein Glück in die Hände des Himmels". Das hat die Firma immer wieder versucht. Zuerst mit Karten für das Spiel Hanafuda. Später mit Instant-Reis, einem Taxidienst - und einem Liebestest-Automaten. Bei dem nehmen zwei Menschen je eine Metallkugel in die Hand und verbinden die mit einem Messgerät. Und das zeigt ihnen dann den Grad ihrer Liebe an, wie praktisch. Für Japaner ein Riesenspaß. Den hatten sie auch mit grafischen Spielen von Nintendo, die man auf dem Fernseher spielen konnte. Mit diesem bunten Strauß von Produkten war die Firma fast hundert Jahre alt geworden. Fünf Monate fehlten noch im Frühjahr 1989.

Nun also wieder etwas Neues, auch zum Spielen. Ein schlichtes hellgraues Kästchen, eine Ecke abgerundet, sodass es gut in der rechten Hand liegt. Zwei rote Knöpfe, zwei graue und ein Kreuz, bei dem man auf jeden der vier Balken drücken kann. Ein Schwarzweiß-Bildschirm, kaum größer als eine Briefmarke mit sagenhaften vier Graustufen. Ein Lautsprecher, der ein paar quäkende Töne von sich gibt. Und dann noch die schlichte Aufschrift "Game Boy" - das ist alles.

"Was übrig bleibt, sind deine Fehler"

Fast alles. Ein Spiel ist natürlich auch noch installiert. Eines. Das muss reichen für den Anfang. Tetris heißt es und ist eine Art Puzzle:

Von oben fallen unterschiedliche Bausteine herab, die aus jeweils vier Quadraten bestehen. Und die muss der Spieler so drehen und verschieben, dass er sie unten möglichst ohne Lücken zusammensetzen kann. Klingt simpel, hat es aber in sich, denn zum einen kann man zwei Gameboys mit einem Kabel verbinden und  gegeneinander spielen - der Liebestest lässt grüßen. Vor allem aber löst eine Herausforderung die nächste ab. "Was übrig bleibt, sind nur deine Fehler", hat der Erfinder Alexej Paschitnow einmal erklärt, "die hässlichen Löcher auf dem Spielfeld. Also bist du stets motiviert, auch noch diese Aufgabe zu lösen!"

Ganz klar also: Ein Spiel, das süchtig machen soll. Die Rechnung geht auf. Da helfen auch die Proteste von Eltern, Schulleitern und anderen Kulturpessimisten nichts. Mindestens hundert Millionen Menschen haben Tetris bisher gespielt und keine bleibenden Schäden davon getragen. Der Game Boy hat sich sogar immer besser verkauft. Für den gibt es schon bald andere Spiele. Hauptfiguren sind der Gorilla Donkey Kong, Prinzessin Zelda, die Pocketmonster, kurz Pokémon, und ein kleiner italienischer Klempner namens Super Mario. Alles Verkaufsschlager, doch ohne Tetris wäre der Game Boy wohl kaum so populär geworden. Und das verdanken die Japaner ausgerechnet einem Tüftler aus der Sowjetunion. Denn Paschitnow hat sein Spiel an der Moskauer Akademie der Wissenschaften entwickelt.


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