Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. Oktober 1810 Erstes Oktoberfest

Ein Pferderennen sei nicht am unrechten Ort, so der König Max von Bayern huldvoll, als man am 17. Oktober 1810 das erste Münchner Oktoberfest feierte. Eigentlich ging es um die Hochzeit des Kronprinzen Ludwig, aber das Dauervergnügen aus der Verbindung hat bis heute das Volk.

Stand: 17.10.2011 | Archiv

17 Oktober

Montag, 17. Oktober 2011

Autor(in): Susanne Tölke

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

"Keine bessere Frau würde ich mir wünschen, aber leidenschaftslos vereheliche ich mich, es mag vorteilhafter sein für die Zukunft." So äußerte sich Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., über seine bevorstehende Heirat. Nicht gerade eine Liebeserklärung, und das will bei einem so gefühlsbetonten Menschen wie Ludwig I. schon etwas heißen. Den Münchner Bürgern konnte das wurscht sein, denn die Hochzeit des Kronprinzen war Anlass für ein Volksfest auf der Wiese vor dem Sendlinger Berg.

Der Unteroffizier Franz Baumgartner hatte die Idee, ein Pferderennen abzuhalten, und sein Vorgesetzter Andreas Dall´Armi, Major der Nationalgarde, unterbreitete König Max ganz "allerunterthänigst-treugehorsamst den Vorschlag, dass ein Pferderennen neben den übrigen Feierlichkeiten nicht am unrechten Orte sei". Das fand der König auch, und so wurde am 17. Oktober 1810 das erste Oktoberfest gefeiert.

Ursprünglich hieß das Gelände nach der Braut "Theresens Wiese", aber das ließ sich so schwer aussprechen, dass man es bald "Theresienwiese" nannte. Für das Hochzeitspaar wurde ein Pavillon errichtet, in dem es die Huldigung von 16 Kinderpaaren entgegennahm. Die Hauptattraktion war freilich das Rennen, denn Bierausschank gab es beim ersten Oktoberfest noch nicht. Trotzdem waren 30.000 Münchner erschienen, um dem Thronfolger und seiner Gemahlin zuzuwinken - eine enorme Zahl, denn München hatte damals nur 40.638 Einwohner. Die Teilnehmer am Pferderennen mussten mehrmals um die Wiese reiten, übrigens ohne Sattel und Bügel. Diese volkstümliche Art des bäuerlichen Reitens war denn auch der Grund dafür, dass drei Männer aus dem Volke gewannen: Den ersten Preis bekam Franz Baumgartner. Er hatte das Reiten ohne Sattel vorgeschlagen, weil er darin unschlagbar war. Den zweiten Preis erhielt Landwirt Georg Liebl aus Metzing bei Vilsbiburg und den dritten der Wirt Xaver Krenkl aus München. Kronprinz Ludwig hielt eine Rede und endete mit dem Satz: "Volksfeste freuen mich besonders. Sie sprechen den Nationalcharakter aus."

Ob er das heute noch sagen würde, wenn er abends um zehn durchs Bierzelt ginge, ist fraglich. Das Oktoberfest jedenfalls hatte allen so gut gefallen, dass man es im nächsten Jahr wiederholen wollte. Aber aus welchem Anlass? Es gab ja keine Hochzeit mehr. Der Vorstand des Landwirtschaftlichen Vereins kam auf die rettende Idee: Eine Zuchtviehausstellung musste her, und so kam das Oktoberfest von 1811 schon auf zwei Tage: Das Pferderennen am Sonntag und die Zuchtviehausstellung am Montag. König Max und Kronprinz Ludwig erschienen auch dieses Mal, und damit war die Tradition des Volksfestes schon begründet. In den folgenden Jahren tauchten die ersten Schiffsschaukeln, Karussells und Würstlstände auf, im Jahr 1818 kam die bedeutendste Innovation dazu: der Bierausschank in mehreren kleinen Buden.

1850 dauerte das Oktoberfest schon eine Woche, denn man trug die sogenannten "Olympischen Spiele der Handwerker" aus, mit Radlaufen, Ringen, Spießwerfen und Steinschleudern. 1872 erschien der Schausteller August Schichtl, zu dessen Spezialitäten - bis heute - "das Köpfen einer lebendigen Person" gehört. Dass Schichtl nach dem Fall der Guillotine einen Kalbskopf in die Höhe hielt, tat dem Schauder keinen Abbruch. Es waren ohnehin seine marktschreierischen Reden, die das Publikum am meisten begeisterten. "Edle wohlriechende Landbewohner, tretet ein und setzt Euch auf die Plüschfotöller! Auf geht´s beim Schichtl!" Eine weitere Attraktion trat 1879 auf den Plan: Der Wiesnwirt Hans Steyerer, der nur mit dem Mittelfinger einen Stein von 375 kg lupfen konnte. Übrigens: der Bierpreis führte schon damals zu wütenden Protesten. Den bisher größten Krawall in der Geschichte des Oktoberfests gab es im Jahr 1844. Da wurde der Preis für die Maß Bier von 20 auf unglaubliche 21 Pfennig erhöht. 


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