Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Dezember 1972 Vorläufig letzter Mensch verlässt den Mond

Wer ist Eugene Cernan? - Der bislang letzte Mensch auf dem Mond! Berühmt gemacht hat ihn die Mission Apollo 17 allerdings nicht. Autorin: Christiane Neukirch

Stand: 14.12.2016 | Archiv

14 Dezember

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Die letzten werden die ersten sein" - dieser Satz wurde zum Trost derjenigen erfunden, deren Schicksal es ist, immer hintendran zu sein. Doch wer einer von ihnen ist, der weiß: Der Satz ist Hohn. Niemals wird der Letzte geehrt, der ins Ziel kommt. Die Ersten ernten den Ruhm.

Wer kennt schon den letzten Satz des letzten Menschen auf dem Mond? Der erste ist bekannt. Er stammt von Neil Armstrong, der beim Betreten des Erdtrabanten sagte: "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit." Ein Abschiedssatz des letzten Mondbesuchers ist nicht einmal überliefert - wohl aber, wer es war: Eugene Cernan.

Kein Treibstoff für den Mond

1961, kurz nachdem die Sowjetunion den ersten Menschen ins All geschickt hatte, verkündete Amerikas Präsident John F. Kennedy, dass die Vereinigten Staaten darauf hin arbeiten sollten, noch vor Ablauf des Jahrzehnts "einen Menschen auf dem Mond abzusetzen und ihn wieder sicher auf die Erde zurückzubringen". Dafür startete die NASA das Projekt "Apollo" - mit Testflügen, Mondumrundung und schließlich der Landung.

Cernan war schon früh mit dabei. Für den zweiten bemannten Flug wurde er als Ersatzpilot eingeteilt. Das bedeutete im NASA-Trainingskonzept, dass er darauf hoffen durfte, beim fünften Flug an Bord zu sein - dem ersten Flug, bei dem eine Landung überhaupt in Frage kam.

In der Tat durfte er im Mai 1969 bei Apollo 10 mitfliegen - Mondlandung jedoch nicht inbegriffen. Das Raumschiff hatte sehr wohl eine Mondlandefähre an Bord; und Cernan hatte den Auftrag, sie zusammen mit seinem Kollegen zu testen. Doch die NASA hatte die Aufstiegsstufe der Fähre vorsorglich nur halb betankt. So hätten die Astronauten zwar auf dem Mond landen, aber nicht wieder zurückkehren können.

Zu sehr fürchtete die NASA, dass die Crew versucht sein könne, der geplanten Landung vorzugreifen und sich eigenmächtig als erste auf den Mond zu setzen.

Rekorde anderer Art

So blieb es eine Generalprobe. Es sah ganz so aus, als ob Cernan knapp die Chance verpasst hatte, zu den Auserwählten zu gehören, die den Mond betraten.

Doch dann bekam er diese Chance doch: auch ganz knapp, denn es war die letzte. Als er für die Mission Apollo 17 eingeteilt wurde, war bereits beschlossen, dass es keine weiteren Mondflüge geben würde.

Eine letzte Mission unterscheidet sich grundlegend von einer ersten. Bei der ersten geht es darum, eine Tatsache zu schaffen, einen Markstein zu setzen. Beim letzten Mal gilt es, etwas abzuschließen, Ungetanes zu tun, einen letzten Blick zu werfen, ein Resümee zu ziehen. So hinterließ die Reise im Dezember 1972 Rekorde anderer Art: den längsten Außenbordeinsatz auf dem Mond, die längste zurückgelegte Strecke mit dem Mondmobil, die größte gesammelte Steinmenge. Auf dem Weg zum Mond gelang der Crew ein einzigartiges Foto von der voll beleuchteten Erde, das berühmt wurde.

Am 14. Dezember 1972 bestieg Cernan als letzter die Raumfähre zum Heimflug. Damit war er der vorläufig letzte Mensch auf dem Mond.

Dass er nicht der erste war, liegt zumindest nicht an seiner Langsamkeit. Eugene Cernan darf sich rühmen, bis heute der schnellste Mensch der Welt zu sein: Auf der Rückreise von der Apollo-10-Mission erreichte seine Kapsel die nie übertroffene Geschwindigkeit von 40.000 km/h.


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