Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Februar 1949 Patentierung des Klebe-BHs

Nahtlos gebräunt, ohne weiße Streifen, dank Klebe-BH. So die Idee von Charles L. Langs. Nebenwirkung: rote Kreise um die Brüste… Autorin: Julia Zöller

Stand: 14.02.2017 | Archiv

14 Februar

Dienstag, 14. Februar 2017

Autor(in): Johannes Hitzelberger

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Die einen beherrschen den Umgang mit Klebstoffen, die anderen nicht. Die einen tupfen kristalline Klebe-Muster auf Oberflächen, mit sanftem, doch entschiedenem Druck fügen sie sauber Teil auf Teil, der Rest sind Molekülketten.

Die anderen sind die mit der 3 in Werken. Bei den anderen verbinden sich Moleküle nicht an Tonpapier und Holzlatte, sondern ausschließlich an Fingern, wo sie einen gräulichen Film bilden. Klebeversager haben im Bad rubbelige Handwaschpaste aus dem Baumarkt.

Der Neandertaler und der Homo Uhu

Biologisch ist dieses Begabungsgefälle nur mit den Neandertalern zu erklären. Die einen stammen womöglich doch von ihm ab - und die anderen eben nicht. Im Gegensatz zum Homo Uhu kochten sich die geschickten Neandertaler ihren Kleber selbst - aus glühender Birkenrinde, die luftdicht verpackt zu Teer und dann zu Pech verkokelte. Mit dem Birkenpech hielten die Steinspitzen am Jagdpfeil. Womöglich hatten sie auch noch saubere Finger.

Während die Neandertaler-Nachfolger unter den Klebenden also zügig die Zweikomponenten-Masse anrühren und so die Vintage-Vase retten, graben die anderen die Zähne in den Deckel des Sekundenklebers, würgen die Tube...und enden wieder bei der Handwaschpaste.  

Mit Kleber gegen weiße Streifen

Zu welcher Fraktion der Amerikaner Charles L. Langs gehört, ist Interpretationssache. Langs war in den 40er Jahren zumindest ein leidenschaftlicher Kleber, obwohl er eigentlich in Detroit sein Geld in der Autoindustrie verdiente. Charles L. Langs klebte an seiner Frau.

Grund war das Bräuneproblem von Mrs. Langs. Dauernd nestelte sie beim Sonnenbaden an den Trägern ihres Badeanzugs herum - verärgert über die weißen Streifen auf der gebräunten Haut.

Ihr Mann, machte es wie die Neandertaler und experimentierte. Am 14. Februar 1949 ließ er seine Erfindung, die Posēs (pronounced "pose-ease“) patentieren.

Die Poses waren possierliche, spitz zulaufende Hütchen mit zarten Rüschen statt Krempe. Weiß, schwarz, oder auch gemustert:...und natürlich paarweise. Charles L. Langs hatte den Badeanzug seiner Frau obenrum radikal auf das Wesentliche reduziert. Ein Pose-Hütchen für rechts, und eines für links. Dazu: Klebstoff.

Teintbewusste Amerikanerinnen sollten vor dem Sonnenbad die Posēs mit Spezialkleber bestreichen, überstülpen, trocknen lassen. Und dann: fast nahtlos bräunen, dabei Tennis spielen oder vom 10-Meterbrett springen, warb der Erfinder. Zwei Models haben sich mit den kessen Poses fotografieren lassen, weitere Trägerinnen sind nicht überliefert. Nicht einmal Frau Langs.

Angeblich machte der Kleber Probleme. Das mit der schmerzfreien Ablösung war wohl nix, und Frauen haben doch lieber weiße Trägerstreifen am Rücken, als rote Kreise um die Brüste.

Trotzdem waren die Poses ein klebetechnischer Meilenstein. Den Kleber zum Wieder-Ablösen hatte nämlich die amerikanische Firma 3 M extra entwickelt. Viele Jahre später hat 3 M den zahllosen Klebe-Versagern auf Erden ein großes Geschenk gemacht: mit dem kleinen gelben Post it. Mit denen kann wirklich jeder umgehen - trotz Kleber.


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