Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. Juni 1525 Katharina von Bora heiratet Martin Luther

Nicht nur Martin Luthers Gegner waren entsetzt, als der Reformator am 13. Juni 1525 die ehemalige Nonne Katharina von Bora heiratete. Und Katharina, frisch verheiratete "Lutherin", hatte keinen einfachen Mann erwischt.

Stand: 13.06.2013 | Archiv

13 Juni

Donnerstag, 13. Juni 2013

Autor(in): Tanja Zieger

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Thomas Morawetz

Skandal in Wittenberg! Ex-Mönch heiratet entlaufene Nonne! Geburt des Antichristen naht! Nein, diese Hochzeit war kein Freudenfest. In den Augen vieler Zeitgenossen vielmehr eine schwere Sünde, aus der nur zweiköpfige Missgeburten entspringen konnten, die mitsamt ihrer Eltern bald in der Hölle schmoren würden. Aber selbst die engen Freunde des Bräutigams waren gegen die Verbindung, fürchteten sie doch um die Zukunft der Reformation. Doch trotz aller Widerstände gibt Martin Luther am 13. Juni 1525 Katharina von Bora das Ja-Wort.

Kinder gebären und basta

Oder um genau zu sein: Sie ihm. Denn die ehemalige Nonne muss gewusst haben, auf wen und was sie sich da einließ. Luther war zwar zu diesem Zeitpunkt schon weltberühmt, seine Thesen bereits angeschlagen, seine Bibel gedruckt. Doch für seine Gegner war er Freiwild: Der Papst hatte ihn mit einem Bann belegt, der Kaiser die Reichsacht über ihn verhängt. Außerdem hauste der rebellische Junggeselle immer noch in einem heruntergekommenen Klosterbau, schlief auf einem fauligen Strohsack in - so wird überliefert - schmuddeliger Unterwäsche.

Darüber hinaus galt Luther als schwieriger Charakter: aufbrausend und egoistisch, zu Depressionen und Völlerei neigend. Und - wie alle Männer seiner Zeit - hielt er nicht viel von Frauen. Das Weiberregiment nimmt selten ein gut End, pflegte er zu sagen. Die Rolle des Weibes sei es, Kinder zu gebären und basta.

Doch Katharina von Bora war eine kluge Frau. Knapp zwei Jahrzehnte Leben hinter Klostermauern hatten ihrer Willensstärke und Eigenständigkeit nichts anhaben können. Nach ihrer Flucht aus der Nonnengemeinschaft versuchte Luther selbst, sie unter die Haube zu bringen, ohne Erfolg. Nach zwei Jahren und mehreren potentiellen Kandidaten trifft Katharina ihre Wahl selbst: Wenn sie schon heiraten müsse, dann entweder einen Freund Luthers, oder den Doktor persönlich.

Katharinas "Naturereignis"

Sie kriegt ihr "Naturereignis von einem Mann", wie man über ihn sagte, der zu Beginn wohl mehr Mitleid als Liebe für seine 20 Jahre jüngere Frau empfindet. Geheiratet wird im kleinsten Kreis in der Stadtkirche Wittenberg, darunter dabei auch der Maler Lucas Cranach. Katharina Lutherin steht später unter dem Gemälde, das er von der noch unbekannten Ehefrau malt. Ein Nachname, den die ganze Welt kennt. Und Katharina macht sich einen Namen: Sie entsorgt den fauligen Strohsack, verwandelt das Kloster Schwarz in ein wohnliches Heim, kauft Land und Vieh, eröffnet eine Pension.

Studenten, aber auch Kurfürsten und Herzöge sitzen fortan mit Luther an einem Tisch in der Pilgerstätte der Reformation und diskutieren über Gott und die Welt. Und immer ist Katharina mit dabei. Daneben erfüllt sie ihre "Pflicht" - und bringt in acht Jahren sechs Kinder zur Welt. Und die Liebe? Sie kommt. Mein Morgenstern zu Wittenberg, meine Herrin, meine Gebieterin nennt Luther sie schon wenige Jahre nach der Hochzeit zärtlich und noch mehr: Dass der Teufel meiner nicht habhaft werden konnte, ist wohl allein meiner Käthe zu verdanken. Und so feiert Wittenberg auch heute noch jedes Jahr die Skandalhochzeit des Ex Mönchs und der entlaufenen Nonne.


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