Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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11. April 1982 Debüt-Konzert der "Toten Hasen"

Nein, kein Horrorfilm mit untoten Kuscheltieren wurde mit den "Toten Hasen" angekündigt, sondern eine der erfolgreichsten deutschen Punkrock-Gruppen. Autorin: Julia Zöller

Stand: 11.04.2017 | Archiv

11 April

Dienstag, 11. April 2017

Autor(in):Julia Zöller

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Kaum ist das Kind in trockenen Tüchern, muss die Botschaft an die Whatsapp-Gruppe "Kreißsaal" raus: "Wir sind endlich Mama und Papa geworden. Um 15:21 Uhr kam der kleine Nazi zur Welt."

Was?

Äh Sorry, Maxi.

Ohh, Gratulation!

Nicht nur zum Kind, Gratulation auch an Apple, Microsoft und so weiter. Gratulation für die wunderbare Spracherkennungssoftware, die den kleinen Maxi zum Nazi macht, das Meeting zum Petting, und den harmlosen Münchner Viktualienmarkt zum - kein Witz: Fick du Alien Markt.

Versaut!

Zugegeben: Der Mensch tippt grobmotorisch unpräzise, überfordert beim Diktieren dialektal - aber muss es so schnell ins Sexuelle kippen, von Nazis ganz abgesehen. Da haben sich doch im Silicon-Valley ein paar Programmierer einen lustigen Abend gemacht - und die Autokorrekturfunktion…man muss es so sagen: versaut.

Leute wie Dean Hachamovitch etwa? Dean sieht ein bisschen aus wie Bill Gates früher. Mehr als 20 Jahre lang war er bei Microsoft - und hat dort unter anderem Buchstabensalat geordnet. Heißt: die Autokorrektur entwickelt. Wieder udn statt und getippt? Dank Hachamovitch nicht mal bemerkt…Aus asl wird als, und aus wiel… weil. So hat´s angefangen, noch im 20. Jahrhundert bei Microsoft.

Durchaus sinnvoll, aber nein, Smartphones begnügen sich schon lang nicht mehr damit Buchstaben zu ordnen, sie "denken" für uns - und dann auch noch schmutzig? Das tippende Über-Ich bemüht sich um Kontrolle - und die Autokorrektur im Handy lässt das ungehobelte Es auf Freunde und Familie los. Aus verpassen macht es höchst dramatisch: verlassen, und aus völlig unverdächtigem Bügeln ein Wort mit ö.

Krachmachende Hasen

Und überhaupt: Den schönsten und wunderbarsten Tippfehler der Deutschen Musikgeschichte hätten die versammelten Programmierer sowieso nicht verhindert. Denn die noch so ausgefeilte Software verbessert ja ausgerechnet dann nicht, wenn wir sinnlosen Mist schreiben - zum Beispiel: Samstag Konzert der "Toten Hasen!"

Es ist die Wahrheit: "Tote Hasen" schrieb der Veranstalter beim Debütkonzert der Toten Hosen am 11. April 1982, also noch im Schreibmaschinenzeitalter.

Da das Konzert auf den KArsAmstAg fiel, war ihm offenbar das O in Hosen zum A verrutscht. Und die Hasen, äh Hosen? Waren kein bisschen beleidigt, und machten einfach als Hasen  ordentlich Krach im Schlachthof Bremen – wenn auch vor überschaubarem Publikum.

Tote Hosen hatten sich die Punks aus Düsseldorf vor allem deshalb genannt, weil sie nach eigener Einschätzung keine Ahnung hatten, was sie eigentlich wollten. Und wer nur zwei Saiten auf dem Bass und ein halbes Schlagzeug hat, dem ist ein Buchstabe Jacke wie Hose. 

Später haben sie das mit dem Namen-Verballhornen selbst übernommen. Und 1987als Rote Rosen ein Schlageralbum rausgebracht. Ganz ohne Korrekturhilfe. 

Doch wenn Breiti, Kuddel, oder Campino heute zum Smartphone greifen, und ihren Lieben was von der Band erzählen wollen, und sie passen nicht richtig auf…dann schickt Camping schöne Grüße, Kunden findet die Tour richtig geil, und Breiti…gibt´s auf. Denn der ist immer nur: Brexit von den Tore Hoden.


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