Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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11. Januar 1895 Laurens Hammond geboren, Erfinder der Hammond Orgel

Es stimmt nicht, dass ihre Klangmöglichkeiten unbegrenzt sind. In der Hammond-Orgel stecken nämlich nur 253 Millionen verschiedene Klänge. Was stimmt, ist, dass Laurens Hammond sie erfunden hat und ihr Klang irgendwie unnachahmlich ist. Autor: Frank Halbach

Stand: 11.01.2016 | Archiv

11 Januar

Montag, 11. Januar 2016

Autor(in): Frank Halbach

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Das Leben - kann so anstrengend sein. Wie gut, dass findige Menschen ihre Kreativität und Energie nutzen, um uns das Leben einfacher zu machen. Nehmen wir mal an, Sie möchten Bridge spielen, sind aber zu müde zum Karten mischen, oder haben eine Sehnenscheidenentzündung. Da empfiehlt sich der automatische Kartenmischtisch. Oder erschöpft? Aber Sehnsucht nach dem Adrenalinkick? Dann gehen Sie doch ins Kino, seien Sie sitzend mittendrin statt nur dabei - Die 3D-Brille nicht vergessen!

Die Erfindung der "Schweineorgel"

Der Karten mischende Tisch und die räumliche Tiefe erzeugende Sehhilfe sind nur zwei von 110 Patenten eines Mannes, der unter anderem auch Lenksysteme für Raketen im Zweiten Weltkrieg, Autogetriebe, Barometer und einen Synchronmotor entwickelte, der die Grundlage für zwei weitere bahnbrechende Erfindungen war: eine Präzisionsuhr und die "Schweineorgel“ - Entschuldigung - Hammondorgel. Denn sie heißt nach ihrem großen Erfinder: Laurens Hammond, geboren am 11. Januar 1895, im US-Staat Illinois.

Eine Orgel, die das Leben einfacher macht, eine Orgel für’s Wohnzimmer. Nun ja, 200 Kilo hat so eine Hammondorgel, zweimal 61 Tasten, 32 Fußpedale, 36 Zugriegel, Percussion- und Vibrato-Effekte schlummern in ihr. Und 253 Millionen Klänge - wie präzise festgestellt wurde, als man Hammond den Werbeslogan "Unbegrenzte Klangmöglichkeiten" untersagte. In Inneren sorgen 91 von einem Elektromotor angetriebene Zahnräder für den schlingernden Hammond-Klang. Und der verzerrte Röhrensound wird Kult. Hammonds Orgel, eine Kreuzung zwischen einer Präzisionsuhr und einem Autogetriebe - schließlich musste Hammonds Prototyp mit einer Kurbel gestartet werden wie ein frühes Automobil.

Zugegeben: mit Musik hatte Laurens Hammond nichts am Hut. Aber als er mit seinen Uhren und der 1928 gegründeten Hammond Clock Company bereits ein Vermögen verdient hat, kommt er auf die Idee, mit Elektromagneten, Metallscheiben und Röhren den Klang einer Kirchenorgel zu imitieren - eine vergleichsweise platz- und kostengünstige Alternative. Arme und kleine Kirchengemeinden, Hammonds erste Kunden, sind dankbar, aber kein großes Geschäft.

Unsterblicher Hammond-Klang

Das sind dafür die Heimmusiker, denen Hammonds Orgel das Leben vereinfacht, und vor allem Jazz- und Rockbands. Denn unter den prominenten Erstbestellern  waren  nicht nur Dwight D. Eisenhower, sondern auch George Gershwin und Count Basie.  In den 1950ern spielen Jazz-Größen wie Bill Davis oder Jimmy Smith auf der "Hammond",  in den 70er Rocker wie John Lord von "Deep Purple". Und heute? Der "Erzgebirge-Männchen-Schnitzer-Blues“ von Helge Schneider - undenkbar ohne Hammond-Orgel.

Aber allen recht machen kann man es ja nie: Der Radiotechniker Donald Leslie fand den Klang der Hammond zu steril. Hier zeigt sich die Qualität großer Patente: sie machen nicht nur das Leben leichter, sondern animieren zu weiteren Erfindungen. 1940 ersann Leslie den Leslie. Mit seinen 70 kg nicht nur ein schickes Möbel, sondern auch eine Lautsprecherbox, bei der der Klang mittels rotierender Reflektoren einen schwebenden Effekt erhält. Das mochte Hammond zwar nicht, aber jeder seiner leitenden Mitarbeiter hatte so einen Leslie bei sich rumstehen. Der Leslie prägte die Hammond.

"Technisch überholt“ heißt es heute oft, wenn man von der Hammond-Orgel spricht, aber tot zu kriegen ist ihr Klang nicht. Weder ausgefeilte Computerprogramme noch die auf 23 Mäusen gespielte Orgel der Monty Pythons konnten ihr wirklich den Rang bzw. Klang  ablaufen.


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