Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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5. Mai 1923 Coco Chanel präsentiert Chanel Nº 5

Der erfolgreichste Damenduft aller Zeiten, geschaffen, nicht wie seinerzeit üblich, aus dem Duft einer Blume, sondern aus über 30 Rohstoffen. Seit 1923 bis heute stetig in den Top 10 der meistverkauften Parfums. Autorin: Caroline Ebner

Stand: 05.05.2017 | Archiv

05 Mai

Freitag, 05. Mai 2017

Autor(in): Caroline Ebner

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

"Mode ist vergänglich, Stil niemals". Am 5. Mai 1923 brachte Coco Chanel, geborene Gabrielle Bonheur Chasnel, einen Duft auf den Markt, der Kurs auf die ganze Welt nahm. Nie hat es ein erfolgreicheres Parfum gegeben, ein mehr verkauftes, ein von Legenden umrankteres. Es steht nach wie vor in den Parfümerien, der Flakon im Museum, es gibt in "Eau Première" seit 2008 eine modernere, leichtere Variante – und doch wird noch immer der zeitlose Klassiker versprüht. Die Rede ist von "Chanel N°5".

"Mode ist vergänglich…"

Eigentlich gebührt der Ruhm ja Chanels Créateur de Parfum, Ernest Beaux – und noch eigentlicher war es offenbar auch nicht sein Verdienst, sondern kam auf ähnlich abenteuerliche Art wie das Penicillin zustande....die Legende behauptet, es sei ein Missgeschick der Azubine gewesen, die um ein vielfaches zu viele Aldehyde hineingekippt habe...tant pis, voilà einer der berühmtesten Düfte des 20. Jahrhunderts. Und eine charmante Geschichte, die sich für einen charmanten Abend durchaus zu einem kleinen Schwarzen tragen lässt. Natürlich nur stilecht mit Zigarettenspitze und Seidengants.

War es spätestens dieser Duft oder einer der vielen anderen, der Coco Chanel zu einem Gesinnungswandel führte? Denn zu Beginn ihrer Karriere vertrat sie eisern die Meinung, eine Frau die Parfum trage, habe etwas zu verbergen. Ein kleines halbes Leben später dann war sie überzeugt: “eine Frau ohne Parfum hat keine Zukunft“. Wobei - ist das tatsächlich ein Widerspruch? Oder liegt die selbstbestimmte Zukunft der Frau vielleicht - auch - in der Kunst des Verbergens?

Wohingegen eine Monroe, die nebenbei erwähnt, im Bett nichts anderes als ein paar Tropfen Chanel N°5 zu tragen, ganzen Generationen männlicher Vorstellungsbegabter den Schlaf raubt.

Und eine schlichte Seidenbluse, die Körperformen durch sanftes Umspielen mehr erahnen lässt, um einiges unwiderstehlicher sein kann als allzu üppig geschmückte  Auslagen zur Wiesnzeit.

 Die Verführung der Phantasie

Chanel selbst drückte es so aus:
"Lebenskunst ist die Kunst
des richtigen Weglassens.
Das fängt beim Reden an
und endet beim Dekolleté"

Hässlichkeit sei zu ertragen, Nachlässigkeit nie – eine Frau solle sich jeden Tag so kleiden, als würde sie der Liebe Ihres Lebens begegnen, fand Chanel und hüllte die Damen in Stoffe und Schnitte, in denen sie sich wohlfühlen durften, weiblich und begehrenswert, und in denen sie aufblühten wie die bouquets ihrer erlesenen Düfte.

Ist es nicht geradezu von genüsslicher Rebellion, in Zeiten von Stringbikinis am seidenen Faden, Aufblasezaubern und Ersatzteiloutlets einfach die Augen zu schließen und sich einem Duft hinzugeben? Wie angenehm war doch Verführung, als dabei noch Phantasie im Spiel sein durfte.... Chanel stand mit allem was sie schuf, lebte und äußerte, dafür, dass es genug damit sei, dass Frauen Erwartungen zu erfüllen hätten. Sie stand dafür, mit diesen Erwartungen zu spielen. Mit allem, was sie dafür zur Verfügung haben. Einer ihrer bezeichnendsten Sätze: "Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut." Was hätte der Welt erspart bleiben können....

Übrigens...nun, wo wir uns im olfaktorischen Bereich so nahe gekommen sind, kann ich es ja verraten: Ich trage es auch. Chanel N°5. Um ehrlich zu sein, am Mikrofon trage ich...nichts...als ein paar Tropfen....Der Rest ist Phantasie.


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