Bayern 2 - Das Kalenderblatt


3

2. Februar Alljährlich grüßt das Murmeltier

Eher unzuverlässige Wettervorhersage - seit 1886. Dafür aber ein Star - unter den Waldmurmeltieren. Und wer kann schon von sich sagen, dass wegen ihm auf den Weltfrieden getrunken wird? Autorin: Prisca Straub

Stand: 02.02.2017 | Archiv

02 Februar

Donnerstag, 02. Februar 2017

Autor(in): Prisca Straub

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Pünktlich um sechs dudelt der Radiowecker: dieselbe Musik wie am Vortag, dieselbe unerträglich gute Laune des Moderators. Bill Murray packt ein entsetzlicher Verdacht: Er springt aus dem Bett, wirft einen Blick aus dem Fenster - und nein! - es ist schon wieder Murmeltier-Tag, schon wieder der 2. Februar. Was für ein Martyrium!

Ist es schon wach?

Der Wetterreporter sitzt in einer Zeitschleife fest. Er hockt in einem US-amerikanischen Provinzkaff und muss jeden Tag aufs Neue über den Murmeltier-Tag, den Groundhog-Day, berichten. Ein Spektakel, das der Journalist aus tiefstem Herzen verabscheut, doch das sein Fernsehsender keinesfalls verpassen will. Und Jahr für Jahr geht es um dieselbe elementare Frage: Ist das Murmeltier endlich aufgewacht? Und hat der Nager beim ersten Ausflug aus seinem Bau einen Schatten geworfen? Nein? Wenn das Wetter also bedeckt und trübe ist - dann steht der Frühling angeblich schon vor der Tür! So will es das Tier-Orakel.

Dieses Spektakel erlebt Bill Murray immer wieder. Seit Tagen. Morgen für Morgen dieselbe Herausforderung. So zumindest erzählt es die US-amerikanische Filmkomödie "Und täglich grüßt das Murmeltier". Doch der tierische Prophet hat durchaus ein reales Vorbild:  Phil, das berühmteste Waldmurmeltier des Landes, wohnhaft in Punxsutawney, einem ansonsten unbedeutenden Nest in Pennsylvania. Zu seinem großen Auftritt am Groundhog Day pilgern Jahr für Jahr Zehntausende Besucher - und harren geduldig aus, wenn der pelzige Hellseher die im Morgengrauen Versammelten kapriziös auf sich warten lässt. Denn Phil hat keine Eile. Wird der Nager schließlich widerwillig ans Licht gezerrt, bejubelt das Publikum das wild mit den Hinterbeinchen strampelnde Fellpaket - und der Murmeltier-Sachverständigenrat überbringt die heiß ersehnte Botschaft: Ist der Frühling schon im Anmarsch?

Die Prophezeiung des Murmeltiers

Phil irrt nie, so heißt es. Knallharte Wetteranalysen haben allerdings ergeben: Die Trefferquote des Murmeltiers liegt nur unwesentlich über der sich durch Zufall ergebenen Wahrscheinlichkeit. Die Menschen pilgern trotzdem nach Punxsutawney: 1993 - nach dem Überraschungserfolg von "Und täglich grüßt das Murmeltier" - stieg die Zahl der Phil-Enthusiasten sprunghaft auf das Vierfache an. Zuerst frieren sie euphorisch bei Minustemperaturen im Freien, dann trinken sie in der Bar gemeinsam "auf den Weltfrieden". Ja, auf den Weltfrieden, am Murmeltier-Tag! Der lag nämlich Bill Murrays hinreißender Kollegin Andie MacDowell besonders am Herzen. Und wird zum Prüfstein für den raubeinigen Reporter in der Zeitschleife. Es wird heute also gefeiert, als gäbe es kein morgen in Punxsutawney. Denn manchmal gibt es ja wirklich keins.

Für den ungehobelten Wettermann Bill führt der tägliche Murmeltier-Wahnsinn am Ende des Films sogar zum Happy End. Der Griesgram entdeckt die Liebe - zu Andie. Jetzt kann er endlich dem Teufelskreis entfliehen und an einem 3. Februar erwachen - mit ihr. Ganz nach dem Motto: Der Liebe gehört die Zukunft, morgen ist auch noch ein Tag - und scheiß auf's Wetter! Danke, Phil!


3