Bayern 2

Zündfunk Generator Wie die Sharing-Economy unsere Wirtschaft verändert

Sonntag, 01.02.2015
22:05 bis 23:00 Uhr

BAYERN 2

Teilen statt Haben? Wie die Sharing-Economy unsere Wirtschaft verändert
Von Christian Schiffer
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk
Als Podcast verfügbar

Der Spirit des Flohmarkts hat unser digitales Leben erobert. Viele hielten den Trend, Dinge zu teilen und zu tauschen, für einen kurzen, flüchtigen Hype - doch er hält sich seit einiger Zeit hartnäckig. Es gibt kaum einen teilbaren Lebensbereich mehr, der nicht durch eine oder gleich mehrere, clevere Internetplattformen und Apps bedacht wird.
"Sharing-Economy" ist DAS Buzz-Word der Stunde, denn das große Teilen verändert Wirtschaft, Gesellschaft, unsere Art zu leben und zu denken. Der US-amerikanische Soziologe Jeremy Rifkin geht sogar davon aus, dass die Sharing-Economy den Kapitalismus, wie wir ihn heute kennen, durch eine neue Wirtschaftsordnung ersetzen wird, die auf Kooperation basiert. Die Wirtschaft von morgen, sie wird demnach geprägt sein von Nachhaltigkeit, Besitzmüdigkeit und Altruismus, sie wird prosperieren und wachsen und dennoch ein reines Öko-Gewissen haben.
Soweit die Utopie. In der Realität jedoch fühlt sich Sharing-Economy noch sehr an nach altem Kapitalismus, nur eben irgendwie hipper. Blogger, Buchautor und Interneterklärer Sascha Lobo etwa spricht vom "Plattformkapitalismus", der die Grenze zwischen professionellem Angebot und amateurhaftem Gelegenheitsangebot auflöst.
Was Ende der Neunziger mit den ersten Mitfahrzentralen im Netz begann, beflügelt als Geschäftsmodell heute die Phantasie der Risikokapitalgeber und der Start-Up-Szene. Kaum ein Lebensbereich wird heute nicht schon mit einer eigenen Sharing-Plattform beglückt. Neben etablierten Übernachtungsklassikern wie "Couchsurfing" oder "Airbnb" und prosperierenden Car-Sharing-Apps, kann man nun auch für andere kochen und sich selbst bekochen lassen.
"Poshmark" bietet amerikanischen Frauen die Möglichkeiten den Inhalt ihres Kleiderschranks zum Tausch und Verkauf anzubieten. Es gibt Sharing Dienste zum Ausführen von Hunden, Sharing-Dienste, um Parkeinfahrten möglichst effizient zu teilen, Sharing-Dienste, um Dachböden gemeinsam zu nutzen und kleine Aufkleber, die man an seine Briefkästen kleben kann, um zu signalisieren, welche Werkzeuge man mit Nachbaren teilen könnte.
Doch die Kritiker an der Sharing Economy werden lauter: Taxifahrer protestieren und die Hoteliers sowieso. Lobbyisten versuchen den Startups und Silicon Valley-Innovatoren mit Hilfe der Politik Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Dabei müsste die Politik gerade jetzt Regeln schaffen, um die unbestrittenen Vorteile der Sharing-Economy zu nutzen und ihre Nachteile zu minimieren.