Bayern 2

radioWissen Bertolt Brecht und die Frauen

Bertolt Brecht | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 27.01.2015
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

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"Ich Bertolt Brecht bin aus den schwarzen Wäldern … und die Kälte der Wälder wird in mir bis zu meinem Absterben sein." Geboren wird Bert Brecht in Wirklichkeit 1898 in Augsburg, aber die Kälte der Wälder passt am besten zu ihm, findet der junge Brecht. Schon mit 15 Jahren glaubt er fest an sich, Dichterfürst will er werden; und so inszeniert er sich auch, wie Wolf aus den Wäldern, hungrig, aggressiv und auch eine Spur räudig. Schon früh zwingt Brecht wie ein Stern die Frauen auf seine Umlaufbahn. Die Großfamilie Brecht wächst und gleichzeitig auch sein Erfolg auf den Bühnen. Brecht gelingt das Kunststück, als begeisterter Kommunist das Bürgertum zum Mitsingen zu bringen: Erst kommt das Fressen, dann die Moral! Die Dreigroschenoper wird ein Welterfolg, aber die Bühnen in Deutschland sind ihm bald verschlossen. Nach der Machtübernahme Hitlers beginnt eine 15 Jahre lange Zeit des Exils. Nun entstehen Brechts größte Stücke in Skandinavien, bis er wieder vor Hitler fliehen muss. Ausgerechnet in den USA sucht er nun Zuflucht und findet dabei seinen Meister: Der ganz alltägliche Kapitalismus lähmt seine sonst so unbegreifliche Schaffenskraft. Nach dem Krieg endlich Rückkehr in ein inzwischen sozialistisches Ostberlin. Eine schwierige Endstation für den Kommunisten Brecht, denn hier hat inzwischen die Partei Recht, auch ohne ihn und sein pädagogisches Theater.
Frauen hat Bert Brecht viel zu verdanken. In einigen Dramen werden sie verschämt als Mitarbeiterinnen genannt. Dabei spielten sie nicht nur im (Liebes-) Leben des Dramatikers Bert Brecht eine enorme Rolle, sie waren es auch, die sein Werk höchst aktiv mitgestalteten. Brecht schrieb seine Stücke selten allein, sie entstanden häufig in Teamarbeit mit Komponisten, Schauspielerinnen, Gönnerinnen und Geliebten. Brecht, der zu vielen Mitarbeiterinnen ein amouröses Verhältnis pflegte, stand im Zentrum eines Kreises ungewöhnlich kreativer Talente. Die Schauspielerin Helene Weigel verkörperte kongenial das vom gebürtigen Augsburger erfundene "Epische Theater", Geliebte wie Margaret Steffin und Asja Lacis halfen ihm beim Schreiben und Inszenieren. Schauspielerinnen wie Carola Neher aus München und Lotte Lenya aus Wien setzten Brechts Vision der modernen Frau adäquat in Szene und avancierten zu Stars, nicht nur der Weimarer Republik. Die genialen Entwürfe der Ingolstädter Nachwuchs-Autorin Marie Luise Fleißer gestaltete Brecht kurzerhand nach eigenem Gutdünken um.

Redaktion: Petra Herrmann
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