Bayern 2

radioWissen Bayerische Alltagsgeschichten

Fingerhakeln | Bild: picture-alliance/dpa

Montag, 24.11.2014
09:05 bis 10:00 Uhr

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BAYERN 2

Das bayerische Wirtshaus
Da hocken die, die wo immer da hocken
Autor: Herbert Becker / Regie: Irene Schuck

"Raufkultur" in Bayern
Watschen, Fotzen, Fingerhakeln
Autor: Thomas Grasberger

Das Kalenderblatt
24.11.1806
William Webb Ellis geboren, Rugby-Legende
Von Thomas Grasberger

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Das bayerische Wirtshaus kommt in seiner Bedeutung den barocken Zwiebeltürmen in der Voralpenlandschaft mindestens gleich. Vor allem auf dem Dorf war es bis ins letzte Jahrhundert ein Zentrum des sozialen Lebens. Es war der Ort, an dem man Neuigkeiten und Erfahrungen austauschte, alte Streitigkeiten beilegte und neue anfing, Geschäfte abschloss und Intrigen schmiedete, Ehen verabredete und Parteien gründete. Seit einiger Zeit erfährt die Wirtshauskultur jedoch einen Niedergang. Weinstuben und Bierwirtschaften weichen Pizzerien und Bistros. Ist also Hopfen und Malz verloren? - Natürlich flogen nach diversen Maß Bier in den Wirtshäusern auch mal die Fäuste. Die seit der Spätantike berüchtigte bayerische Raufkultur ist allerdings kein Phänomen, das auf Wirtshäuser beschränkt gewesen wäre. Das Raufen war in Bayern quasi ein Naturrecht. Verwerflich war es nicht. Die Obrigkeit mischte sich lange Zeit nicht ein. Im bayerischen Stammesrecht des Frühmittelalters aus dem 8. Jahrhundert wird festgelegt, was man zu zahlen hat, wenn man einem anderen Schaden zufügt. Der Faustkampf war Ehrensache wie die Fehde oder das Duell. Ein Anlass zum Raufen fand sich immer. Bierpreiserhöhungen, Hochzeiten, Wallfahrten, vor allem aber die Kirchweih. Diese Tradition der "Triebabfuhr" hat sich offenbar bis heute erhalten und wird vor allem gerne bei Volksfesten gepflegt.

Redaktion: Thomas Morawetz
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