Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Die wahren Boandlkramer

Totengräber bei der Arbeit | Bild: picture-alliance/dpa

Sonntag, 02.11.2014
20:05 bis 21:00 Uhr

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BAYERN 2

Der Tod, das muss ein Bayer sein
Die wahren Boandlkramer
Von Ulrich Zwack
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"Der Tod ist tot", überschrieb eine Münchner Tageszeitung die Nachricht vom Ableben des Schauspielers Toni Berger, der auf der Bühne des Residenztheaters im "Brandner Kaspar" unzählige Male den "Boandlkramer" gespielt hatte. Eines Tages sucht er jeden heim, der Boandlkramer, ganz wie es dem Betreffenden "aufgesetzet" ist. Und wenn dann kein Kirschgeist im Haus ist, tritt alsbald ein Vertreter jenes Berufsstandes in Aktion, der in Bayern - wie anderswo auch - von einem ganz besonderen Nimbus umgeben ist: der Totengräber. "Rauchend, singend und pfeifend pflegte er die Schaufel zu schwingen", schreibt Josef Ruederer in seiner Erzählung "Der Totengräber" über den unheimlichen Meister Friedl, der in seiner Wohnung ein Skelett mit Zylinder auf dem Schädel beherbergt. Ist der Tod ein Meister aus Bayern? Was sind das nur für Menschen, die anderen eine Grube graben, um sie fachmännisch unter die Erde zu bringen? Abgebrühte Nihilisten, die längst mit allem abgeschlossen haben? Abgeklärte Philosophen der Tat, die über die letzten Dinge Bescheid wissen? Oder mitfühlende Zeitgenossen, die ihren Mitmenschen einen letzten Liebesdienst erweisen wollen? Bis ins 18. Jahrhundert hinein zählte ihr Metier zu den "unehrenhaften Berufen". Oft wurde das Amt über Generationen hinweg vererbt. Die Totengräber unserer Tage sind bemüht, ihr eher düsteres Image aufzuhellen. Im unterfränkischen Münnerstadt findet sich ein modernes Ausbildungszentrum für "Bestattungsfachkräfte" nebst angeschlossenem Lehrfriedhof. Ist der Totengräber der alten Schule bald ausgestorben, wird er vom "Funeral Master", "Sepulkraltechniker" oder "Trauermanager" abgelöst? Einstweilen sind, vor allem auf dem Land, noch immer die althergebrachten Begräbniszeremonien lebendig. Von Herbert Achternbusch stammt allerdings der denkwürdige Satz: "In Bayern möchte' ich nicht einmal begraben sein." Ulrich Zwack hat sich mit Vergangenheit und Gegenwart der wahren Boandlkramer beschäftigt.

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