Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Rainer Werner Fassbinder

Rainer Werner Fassbinder | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 16.08.2014
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

Filmgeschichten
3) Der Anführer
Oder: Was Sie schon immer über R.W. Fassbinder wissen wollten
Von Thomas Kernert
Nicht als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr

Es gibt Leithammel und es gibt Leitwölfe. Kurt Raab, ein langjähriger Fassbinder-Vertrauter, nannte seinen Herrn und Meister einmal einen "Leithammel". Aber das war aus der Position des Mitläufers heraus gesagt. Für einen Hammel war Fassbinder viel zu produktiv, zu innovativ, zu exzessiv, zu aggressiv. Fassbinder war ein Wolf: Über vierzig Filme hat er gemacht, großes, internationales Kino und kleine, private Milieustudien, vielteilige Fernsehserien und einseitige Skandalstücke. Wenn der ehemals "Neue deutsche Film" jemals ein Gesicht besaß, dann nicht die intellektuellen Züge von Kluge oder Wenders, sondern Fassbinders "Tartarengesicht" (Hanna Schygulla). Die New York Times feierte ihn einst als den "faszinierendsten, begabtesten, fruchtbarsten und originellsten jungen Filmemacher in Westeuropa". Kein Wunder, dass sich das Autorenkino von Fassbinders frühem Drogentod 1982 bis heute nicht erholen konnte. Der Schock sitzt so tief, dass man seitdem fast nur noch Unterhaltungskomödien dreht.
Der letzte große Leitwolf des deutschen Kinos war freilich auch ein armes Würstel. Seine Jugend war eine kleine bayrische Nachkriegskatastrophe, aus seiner Pubertät hat er Zeit seines Lebens nicht herausgefunden. Der bedingungslos kreative Künstler war privat ein tyrannischer Kleinstadtbengel, der die Rolle des Bandenchefs bis zu seinem Tode mit Hingabe und Leidenschaft spielte. Für Fassbinder gab es nur zwei Alternativen: Man musste für ihn oder gegen ihn sein.
Thomas Kernert, selbst eher ein Omega-Tierchen, hat sich diesen großen, kleinen bayerischen Anführertyp etwas genauer angesehen.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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